Die lyrix-Gewinner im Juli

Gab es Momente und Situationen, die so schön waren, dass ihr sie gerne für immer festgehalten hättet? Das haben wir euch im Juli mit dem Leitmotiv "Alles endet!" gefragt.

14.08.2009
    Die Gedichte mit euren Momentaufnahmen widmeten sich einerseits erinnernswerten Augenblicke mit einem besonderen Menschen oder auch der Frage von Vergänglichkeit allgemein.

    Unsere Jury hat die schönsten Gedichte ausgewählt. Wir danken euch für eure Einsendungen und gratulieren den Gewinnern herzlich!

    Im August geht es wieder um ein Ende, das Leitmotiv lautet: Der Tod.


    Du und ich

    Ich höre dich
    Vom letzten Sommer sprechen
    Und deine Worte zeichnen eine
    Vergilbte Farbfotografie.
    Ich sehe zu
    Wie deine Nägel brechen
    Und wie du krampfhaft dazu lächelst, fast
    Als täten sie es nie.
    Ich seh' uns beide
    Unsern blassen Umriss nur
    Als Zerrbild auf ein paar
    Beschlagnen Spiegelscherben.
    Ich seh' dich,
    Hältst den Sand verzweifelt in der Uhr
    Der doch nur eines, nämlich fliehen will
    Und höre unsre Stunde sterben.
    Ich hör dich
    Leise mit mir sprechen
    Will bleiben
    Und weiß doch nicht wie.
    Wir zwei
    Ein blasses Wunschbild nur,
    In einem Rahmen voller Kerben
    Und ich sag leis'. Das ist es wohl,
    Das ferne, bedrohliche "nie"


    (Josefine Berkholz aus Berlin, Romain Rolland Oberschule, Klasse 9, Muttersprache: deutsch)


    Vergänglichkeit

    Vergänglichkeit, du zwingend Macht,
    Ich lernt', dich nicht zu hassen,
    Folget auch jedem Tag die Nacht,
    Sie wird ihm neu verblassen!

    Der Wandel, der in allem lebt,
    Der ewig eilend vorwärts strebt,
    Er einzig ist das wahre Heil,
    Das uns auf Erden wird zuteil!

    Was fest und starr dahinbesteht,
    Wird nicht geschätzt, sein Sinn verweht, Drum muss vergänglich sein, Was uns will wirklich freu'n!

    Der Schmerz über das Ende dann,
    Er ist der Preis, den wir bezahl'n,
    Den vielen schönen Jahr'n
    Die glücklich wir einst war'n!

    Doch jede Blüte, die vergeht,
    Wird hundert weit'ren Saat,
    So sieh, dass auch du fortbestehst,
    in deiner Söhn' und Töchter Tat!


    (Felicitas Gondesen aus Sörup, Bernstorff-Gymnasium Satrup, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Deutsch)


    Fliege für einen Tag

    Bei mir zählen schon Sekunden,
    denn ich hab nicht so viel Zeit.
    Würde gern die Welt erkunden,
    doch als Eintagsfliege kommt man da nicht weit.

    Bin kaum geschlüpft und aus dem Ei,
    so jung und voller Tatendrang,
    schon saus ich am Zaun vorbei
    und mach so viel, wie ich nur kann.

    Flog über Wies` und über Feld
    spielte mit vielen anderen Fliegen,
    fühlte mich wie ein kleiner Held,
    konnte faul auf Blumenblättern liegen.

    Ich lachte und tat alles was ich mag,
    Und eines wurde mir dabei klar -
    dass heute - der allerschönste Tag -
    in meinem ganzen Leben war.


    (Julia Große aus Stendal, Winckelmann-Gymnasium, Klasse 10, Muttersprache: deutsch)


    Augenblick

    Ich fühlt den Blick mich streifen,
    er blickte mich nicht an,
    ich konnt erst nicht begreifen,
    wars Mädchen oder Mann?
    Ich fühlt den Blick mich fassen,
    für einen Augenblick;
    Dann hat er mich verlassen
    und kehrt nie mehr zurück.


    (Oliver Riedmüller aus Fürth, Heinrich-Schliemann-Gymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch)


    Ihr Haar

    Voll Glück ist das Gemüt!
    Im Spiel der Kerzen Schein
    Ein jeder doch gleich sieht
    IHR HAAR
    so golden rein
    Voll Wehmut ist das Herz!
    Sieht sich auf all den Bildern
    Heiße Tränen, kalter Schmerz
    IHR HAAR
    nun ist es silbern
    Voll Trauer ist die Seele!
    Die vor den Kerzen steht
    Ihr Schein spricht, dass es fehle
    IHR HAAR
    das nun vergeht


    (Julia Schlembach aus Wilburgstetten, Hariolf- Gymnasium, Klasse 10, Muttersprache: Deutsch)


    Ferienbedingt haben uns auch im Juli weniger Gedichte aus dem Ausland erreicht. Daher hat die Jury im Juli aus den Beiträgen der PASCH-Schulen nur drei Monatsgewinnerinnen bestimmt:


    Alles endet!

    Ein Kind ist geboren,
    bedeckt von Fröhlichkeit und Unschuld.
    Die schönsten Tage unseres Lebens
    vergehen schnell...
    Schon sieht das Kind
    kein Spielzeug mehr in seinem Zimmer.
    Ein Junge ist geboren.
    Leichtsinnig und vorurteilslos
    findet er unendliche Neuigkeiten.
    Aber die Zeit hört nicht auf,
    und man muss auch
    die Jugend verlassen.
    Keiner kann die Welt stoppen.
    Keiner kann die Zeit in ein Zimmer schlieben.
    Sie läuft ohne Mühe.
    Ein Erwachsener ist geboren..
    Eine neue Zeit beginnt jetzt
    ohne zu warten,
    denn das Leben läuft weiter...


    (Beatriz Albuquerque aus Amadora, Deutsche Schule Lissabon, Klasse 9, Portugal, Muttersprache: Portugiesisch)



    Das Endgefühl
    Die besten Zeiten enden
    Das weiß jeder,
    Aber würden sie nicht enden
    Könnte man nicht merken
    Dass es die besten sind.
    In der Liebe,
    Kommt auch ein Ende
    Ein ungedachtes Ende
    Aber das Endgefühl
    Kann so schlecht wie gut sein.
    Das gute Endgefühl
    kann von Erleichterung sein
    Aber das Endgefühl
    ist nicht immer so!
    Alles endet...


    (Felícia Marques aus Odivelas, Deutsche Schule Lissabon, Klasse 9, Portugal, Muttersprache: Portugiesisch)


    Das Meer
    Ich verabschiede mich mit meinen Tränen
    Mit den grossen und den ganz kleinen
    Ich lasse sie hier ruhig liegen
    Dass sie sich erfüllen
    Ich lasse da all meine Gemüter
    Und restlichen Gedanken
    Dass im eiskalten Wasser
    Meine Trauer versinke
    Ich will Dich nicht lassen
    Ich muss nur was besorgen
    Einige Sachen noch erledigen
    Mit meinem Leid abrechnen
    Doch, vergiss mich nun
    Denke an meine Spuren zurück
    Ich war, ich bin, doch nicht bestehe
    Du, mein Herzgeliebte - ade!


    (Gracja Smykowska aus Radom, IV. Lyzeum "Im. Dra T.Chalubinskiego", Polen, Klasse 11, Muttersprache: Polnisch)