Freitag, 29. März 2024


Die »lyrix«-Gewinner im Mai 2012

Das Schiff ist auf einer Reise aber bei Weitem nicht das einzige Transportmittel. Eure dichterische Reise führte euch mit Fernweh und "weit gespannten Flügeln" wie ein Adler über Täler und Berge, über ratternde Gleise oder die Autobahn, nach New York und einmal um die ganze Welt, auf Schatzsuche unendlichen Horizonten entgegen oder auch ganz woanders hin – in die eigene Seele.

01.06.2012
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Die Gedichte, die ihr uns geschickt habt, zeigen, dass man bei einer Reise eben nicht nur andere Länder und Welten entdecken kann, sondern auch etwas ganz Naheliegendes: sich selbst. So dichtete ein Schülerin: "Ich selbst sprach zu mir leise, ich begleitete mich selbst, auf meiner AbenteuerReise." Auch stand in euren Gedichten die Reise als eine Metapher für Orientierung im Leben: "Wo komme ich her und wo will ich hin?", fragte eine andere Schülerin in ihrem Gedicht. Wir haben uns gefreut, dass ihr uns auf eure dichterische Reise mitgenommen habt.


    Unsere Jury hat die fünf besten Gedichte ausgewählt.

    Wir gratulieren den Gewinnern und präsentieren euch die Texte der Leitmotivrundengewinner aus dem Mai 2012:



    papierschiffe

    treiben auf gesalzenem süßwasser
    gefaltet aus blickmomenten
    heimlich gestorben in dunkelkammern
    versinken langsam
    in gesichtsabdrücken
    im ruhiger werdenden
    erinnerungsmeer
    nur manchmal durchstoßen
    segelspitzen die oberfläche
    und reisetränen sprießen
    zerfließen mit abenteuerlachen
    zu grundwasser



    (Benita Salomon aus Schriesheim, Kurpfalzgymnasium, Klasse 12,
    Muttersprache Deutsch)



    reise in meine seele


    langsam von sanften wellen getrieben
    gleitet mein boot übers wasser dahin
    alles ist hinter mir zurück geblieben
    nur ich allein reise so wie ich bin
    die paddel hab ich längst abgegeben
    die augen zum horizont gerichtet
    was mich nun führt sind gefühle im leben
    in meine seele die liebt und dichtet
    so weit so weit taucht meer vor mir auf
    und schließlich kehre ich langsam zurück
    mein blick gleitet sacht zum himmel hinauf
    so weit so weit und so voller glück
    ich nur nicht die dauer meiner reise hier nennen
    weiß aber wohl wo führte sie hin
    denn auf meinem weg lernte ich erst kennen
    was in mir schlummert wer ich wirklich bin



    (Karen Schmitt aus Weinheim, Werner-Heisenberg-Gymnasium, Klasse 10,
    Muttersprache Deutsch)



    Ein Happen Ewigkeit

    Vom Felsenlicht gebadet
    lieg ich im Sonnenmeer
    und spüre
    die unberührten Ewigkeiten
    die diese Tage zeichnen

    auf fast vergilbtes Pergament
    zerknittert
    vom genormten Taktgefühl
    der profitablen Masse
    gnadenlos im Netz versponnen
    aber wenigstens im Takt

    doch von allen Fesseln losgerissen
    und von aller Sehnsucht beflügelt
    strömt Adrenalin
    durch meinen kräftezehrenden Körper
    zieht mich in schwindende Höhen
    auf den Gipfel meiner Welt
    und hier steh ich
    mit Schrammen vom Fels
    mit Augen voll Glück

    vom Alltag gezeichnet
    doch mit Momenten bestückt



    (Luca-Franziska Detemple aus Rottweil, Albertus-Magnus-Gymnasium, Klasse 13, Muttersprache Deutsch)



    Pulsieren.
    Polaridfotos,
    Gedanken
    und Pulsieren.
    Und die Polaridfotos
    hängen von meiner Schädeldecke.
    Blasse.
    Und Große.
    Und alles dazwischen.
    Und ab und zu leuchten welche
    Oder pulsieren.
    Und überall dazwischen Gedanken.
    Sie klaben an Nervensträngen,
    umrahmen die Polaridfotos,
    spannen sich quer darüber,
    verschleiern sie,
    ersetzen die Konturen
    und formen Neue.
    Sie wachsen
    und schrumpfen.
    Zerreißen,
    lösen sich auf,
    ersetzen Fotos,
    werden von ihnen ersetzt,
    entstehen auf's Neue.
    Und sie pulsieren.
    Teilweise.
    Zerschnüren die Polaridfotofäden
    und nehmen ihren Platz ein.
    Sie scnörkeln und ranken,
    wabern.
    Tropfsteinhöhle.
    Tropfsteinhöhle und Pulsieren.
    Eine Höhle aus Gedanken und Polaridfotos.
    Und sie fallen zu Boden.
    Vollkommen willkürlich.
    Vollkommen und willkürlich
    und pulsierend.



    (Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, Klasse 9, Muttersprache Deutsch)



    In 80 Tagen um die Welt

    Es ist schon ein paar Jahre her,
    da hatt' ich Lust zu wetten
    mit dem Reform Club wettet' ich,
    ich war nicht mehr zu retten
    In 80 Tagen um die Welt
    so sollt' die Wette heißen
    wenn ich gewann bekäm ich Geld
    so beschloss ich zu reisen
    Ich eilt zum Zug,fuhr nach Paris,
    der erste Teil der Reise
    Gemeistert hatte ich den Weg
    auf eine schlaue Weise
    Der zweite Teil folgt' mit dem Schiff
    nach Bombay sagt' die Wette
    doch an mir hing Detektiv Fix
    wie eine feste Klette
    Er folgte mir von Schritt auf Tritt
    Vom Morgen bis zur Nacht
    Ich hätt' wohl 'ne Bank ausgeraubt,
    auf mir lag der Verdacht
    Ich schaffte es ihm zu entkommen,
    nahm mir `nen Elefant
    nach Hongkong ging die Reise nun,
    Ich wartete gespannt.
    Und weiter ging die Reise,
    die halbe Welt lag noch vor mir
    schon kam ich nach Chicago,
    doch ich blieb nicht lange hier.
    Zwischendurch noch ein paar Länder,
    die zu nennen ist`s nicht wert,
    denn ich habe sie geschwind
    mit Schiff und Zug schnell überquert
    Das letzte Schiff nach Liverpool!
    Ich war in voller Hast
    ich sprintete zum Hafen schnell
    doch hab ich es verpasst
    Letztendlich gerettet
    in voller Gänze
    hat mich wohl nur
    die Datumsgrenze



    (Lucie Roth aus Köln, Montessori-Gymnasium, Klasse 6, Muttersprache Deutsch)