Im November war lyrix mit dem Leitmotiv "Stille Post" zu Gast im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Dort liegt ein ungeöffnetes Briefpaket aus dem Nachlass von Hermann Hesse, das auf seine eigene Verfügung hin nicht vor 2017 geöffnet werden darf. Diese "Stille Post" hat im November viele Schülerinnen und Schüler zu eigenen Gedichten angeregt.
Manchmal braucht es keine Worte, um sich verständlich zu machen. Eine Geste oder ein Blick reichen völlig aus. Einige der eingeschickten Gedichte handeln von Situationen, in denen man stumm übereinstimmt. Aber Unausgesprochenes kann auch zu Missverständnissen führen. Auch hiervon erählen manche eurer Gedichte. Nur zwei Aspekte aus den zahlreichen und vielfältigen Texten, die ihr uns im November geschickt habt und in denen ihr stille und laute Worte gefunden habt, um euch Ausdruck zu verleihen.
Überhaupt nicht leise, sondern mit Posaunen und Trompeten beglückwünschen wir unsere fünf Monatsgewinner!
Stiller Schrei
Still ist es geworden.
Einsame Ruhe
strömt durch unendlichen Raum.
Neblige Leere füllt das Nichts.
Einzig ewige Ferne existiert
Und macht Sicht unmöglich.
Außen
Die Welten sind klar getrennt,
durch eine winzig weiche Schicht.
Zerbrechlich und zart
Ist sie dumpf
Und absorbiert.
Innen
In mir schreit es,
Gebrüll zerreißt die Luft,
Das Herz ruft zum Kampf auf!
Doch das Echo hallt nur zurück
schwach, erkaltet und erstickt
von der winzig weichen Schicht.
(Luise Charlotte Behr, aus Dresden, Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
wir
zwischen uns
fliegt flüstern durch die luft
leise
es lockt der liebe blütenduft
leise
wo der leben träume sind
leise
blätter rascheln rot im wind
leise
der herbst trifft ein
leise
du sagst wir können sein
aber nur leise
(Nina Rastinger, aus Gmunden, BG Gmunden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
Kinderspiel
Ich komme rein,
Gespräche verstummen.
ich gehe weiter,
sie fangen an zu tuscheln.
Ich gehe in ihre Nähe,
sie schweigen.
Ich gucke sie an,
sie senken ihre Blicke.
Ich gucke weg,
sie starren mich an.
Ich gehe weiter,
sie tuscheln wieder.
Ich möchte sie hören,
doch sie sind zu leise.
Es ist wie ein Spiel,
aus alten Kindertagen,
doch sie spielen nicht mit mir.
(Eva Beyenburg-Weidenfeld, aus Kordel, Friedrich-Wilhelmgymnasium Trier, Klasse 9, Muttersprache Deutsch)
SEPIA
Fotoalben
Die langsam verbleichen
Ihre Seelen hingeben
Im Nichts des Zeitfraß verschwinden
Ich sehe, fühle, begreife
Bin ein Eindringling
In fremden Welten
Und kann dennoch nicht aufhören
Meinen Blick
Von der glücklichen Familie zu heben
Die eingefroren in Ewigkeit
Mir leise flüsternd
Ein Versprechen gibt
Ich schmecke Staub
Fühle Leere
Und taste nach unerfüllten Erwartungen
Die tonnengleich
Auf den unschuldigen Seiten lasten
Sepia und schwarz-weiß
Mich verlierend
Im betongrauen Schein der heilen Welt-
Ein letztes Aufbäumen
Eines zerschundenen Herz
Zu Grabe getragene Hoffnungen
Verdorrte Ideale
Sich langsam zersetzende
Kadaver
Eines naiven, unschuldigen Traums
Müde
Schlagen meine zitternden Hände
Das raue Leder zu
Um zu vergessen
Um zu leben
Um zu sein
(Helena Kieß, aus Dresden, Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
o.T.
Ich sprach dir
Einen Wald aus bunten Worten
Silbenflecken und Phrasenbrücken
Ich streute dir
Grellleuchtende Satzkieselsteine
Irrlichter an mir vorbei
Ich schützte dich
Vor der Kahlheit des Bodens
Und der Dunkelheit über den Bäumen
Dann gab ich dir
eine Axt.
Ich sagte dir:
Leg sie weg.
Du brauchst sie nicht.
"Schlag zu.
Schlag zu und finde mich."
Schrieb ich dir
Auf das weiße Blatt
Unter deinen Füßen als ich ging.
(Ines Konnerth, aus Schwäbisch Gmünd , Landesgymnasium, Klasse 12, Muttersprache Deutsch)
Manchmal braucht es keine Worte, um sich verständlich zu machen. Eine Geste oder ein Blick reichen völlig aus. Einige der eingeschickten Gedichte handeln von Situationen, in denen man stumm übereinstimmt. Aber Unausgesprochenes kann auch zu Missverständnissen führen. Auch hiervon erählen manche eurer Gedichte. Nur zwei Aspekte aus den zahlreichen und vielfältigen Texten, die ihr uns im November geschickt habt und in denen ihr stille und laute Worte gefunden habt, um euch Ausdruck zu verleihen.
Überhaupt nicht leise, sondern mit Posaunen und Trompeten beglückwünschen wir unsere fünf Monatsgewinner!
Stiller Schrei
Still ist es geworden.
Einsame Ruhe
strömt durch unendlichen Raum.
Neblige Leere füllt das Nichts.
Einzig ewige Ferne existiert
Und macht Sicht unmöglich.
Außen
Die Welten sind klar getrennt,
durch eine winzig weiche Schicht.
Zerbrechlich und zart
Ist sie dumpf
Und absorbiert.
Innen
In mir schreit es,
Gebrüll zerreißt die Luft,
Das Herz ruft zum Kampf auf!
Doch das Echo hallt nur zurück
schwach, erkaltet und erstickt
von der winzig weichen Schicht.
(Luise Charlotte Behr, aus Dresden, Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
wir
zwischen uns
fliegt flüstern durch die luft
leise
es lockt der liebe blütenduft
leise
wo der leben träume sind
leise
blätter rascheln rot im wind
leise
der herbst trifft ein
leise
du sagst wir können sein
aber nur leise
(Nina Rastinger, aus Gmunden, BG Gmunden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
Kinderspiel
Ich komme rein,
Gespräche verstummen.
ich gehe weiter,
sie fangen an zu tuscheln.
Ich gehe in ihre Nähe,
sie schweigen.
Ich gucke sie an,
sie senken ihre Blicke.
Ich gucke weg,
sie starren mich an.
Ich gehe weiter,
sie tuscheln wieder.
Ich möchte sie hören,
doch sie sind zu leise.
Es ist wie ein Spiel,
aus alten Kindertagen,
doch sie spielen nicht mit mir.
(Eva Beyenburg-Weidenfeld, aus Kordel, Friedrich-Wilhelmgymnasium Trier, Klasse 9, Muttersprache Deutsch)
SEPIA
Fotoalben
Die langsam verbleichen
Ihre Seelen hingeben
Im Nichts des Zeitfraß verschwinden
Ich sehe, fühle, begreife
Bin ein Eindringling
In fremden Welten
Und kann dennoch nicht aufhören
Meinen Blick
Von der glücklichen Familie zu heben
Die eingefroren in Ewigkeit
Mir leise flüsternd
Ein Versprechen gibt
Ich schmecke Staub
Fühle Leere
Und taste nach unerfüllten Erwartungen
Die tonnengleich
Auf den unschuldigen Seiten lasten
Sepia und schwarz-weiß
Mich verlierend
Im betongrauen Schein der heilen Welt-
Ein letztes Aufbäumen
Eines zerschundenen Herz
Zu Grabe getragene Hoffnungen
Verdorrte Ideale
Sich langsam zersetzende
Kadaver
Eines naiven, unschuldigen Traums
Müde
Schlagen meine zitternden Hände
Das raue Leder zu
Um zu vergessen
Um zu leben
Um zu sein
(Helena Kieß, aus Dresden, Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
o.T.
Ich sprach dir
Einen Wald aus bunten Worten
Silbenflecken und Phrasenbrücken
Ich streute dir
Grellleuchtende Satzkieselsteine
Irrlichter an mir vorbei
Ich schützte dich
Vor der Kahlheit des Bodens
Und der Dunkelheit über den Bäumen
Dann gab ich dir
eine Axt.
Ich sagte dir:
Leg sie weg.
Du brauchst sie nicht.
"Schlag zu.
Schlag zu und finde mich."
Schrieb ich dir
Auf das weiße Blatt
Unter deinen Füßen als ich ging.
(Ines Konnerth, aus Schwäbisch Gmünd , Landesgymnasium, Klasse 12, Muttersprache Deutsch)