Mittwoch, 17. April 2024


Die lyrix-Gewinner im November und Dezember 2011

Als Inspirationsquelle für das Leitmotiv "im Schnee" dienten euch in diesen Monaten ein Gedicht von Jürgen Becker sowie ein Bild des Impressionisten Alfred Sisley aus dem Von der Heydt-Museum Wuppertal. Jetzt stehen die Gewinner für November/Dezember 2011 fest!

20.01.2012
    Das Gedicht "im Schnee" von Jürgen Becker beschreibt eine Winterlandschaft und eine Schneewanderung. Durch den Einsatz vieler Adjektive und die Aneinanderreihung der Wörter verleiht Jürgen Becker der schneebedeckten Landschaft eine beschwerliche Stimmung. Auch in Alfred Sisleys Gemälde wirkt der Winter eher melancholisch.

    Von euch wollten wir wissen, welche Stimmungen ihr mit der Winterzeit und dem Schnee verbindet. Denn oft bedeutet Schnee ja auch Freude und Spaß, der über trübes Winterwetter hinwegtröstet.

    Uns haben viele Gedichte erreicht, von denen gleich mehrere verschneite Winterlandschaften beschreiben. Die Verzauberung der Umgebung und die Veränderung der Natur standen besonders oft im Fokus eurer Gedichte. Doch auch Winterstimmung allgemein und die Stimmungen und Emotionen, die ihr in dieser Jahreszeit empfindet, kamen in euren Gedichten vor. Sogar ein politisches Gedicht und die lyrischen Analysen von Schneeflocken haben uns erreicht. Und auch wenn Schnee in diesem Winter bislang eher Mangelware war - ihr habt wieder richtig viel Kreativität bei der Umsetzung unseres Leitmotivs bewiesen!

    Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern! Jetzt haben wir alle Monatsgewinner aus dem letzten Jahr zusammen und können mit der Auswahl der Jahresgewinner beginnen. In den nächsten Wochen werden die 12 Gewinner dann hier bekanntgegeben.

    Hier die Texte der Leitmotivrundengewinner aus dem Inland:

    Schneewittchen

    Haut aus Schnee, Lippen aus Blut,
    Ebenholzaugen in denen die Antwort ruht.
    Klirrendes Lachen, ein Lächeln aus Eis
    tötet aus Spaß, nicht auf Geheiß.
    Schreckliche Schönheit, in der Winternacht
    farblose Braut, die über deine Schmerzen lacht.

    Lautlose Schritte im Nebelwald,
    zitternde Hände, unsterbliche Gestalt.
    Kreischende Sterne, ohne Licht,
    Keine einzige Träne, makelloses Gesicht.
    Zeigt keine Regung, eine Todesfee,
    Eisernes Grab im ewigen Schnee.

    Lautloser Schrei, aus deinem Mund,
    verführt zu springen, lebender Abgrund.
    Farblose Hände, rotgebrannt,
    glitzernde Kälte, stiehlt den Verstand.
    Verzehrt deine Seele, trinkt deine Zeit,
    raubt sich dein Leben, in Ewigkeit.


    (Isabelle Neumann aus Ludwigshafen, Deutschland, Heinrich-Böll-Gymnasium, Klasse: 7, Muttersprache: deutsch)

    Wintersucht

    ich greife immer wieder nach
    schneeengelzeichen wenn die
    luft schweigsam eingehüllt ihr winter-
    lied summt und kälte in groß-
    buchstaben an die berge
    projiziert und mir sanft lebkuchen-
    duft auf die lippen küsst

    sei mein zimtsternwintertee
    wenn schneespurengeflüster
    verführerisch an die fenster klopft
    aber du fehlst du fällst du
    wickelst mich in eine decke
    aus schnee wiegst meine fantasie
    in sonnenstaub nur kurz
    noch kurz bis ich glasstarr
    und eisklar meine arme
    um schneeengel werfe


    (Benita Salomon aus Schriesheim, Deutschland, Kurpfalzgymnasium Schriesheim, Jahrgangsstufe: 12, Muttersprache: deutsch)

    Die Schneekönigin

    Tränen schwer von Eis und Schnee,
    tropfen sachte, flüstern leise,
    und es ist des Abends Weh,
    die Nachtigall zieht ihre Kreise.
    Der Wald, der Fluss, des Schlosses Zinnen,
    auch du, mein sehnsuchtsvolles Herz,
    und über meine Wangen rinnen,
    Perlen voller Pein und Schmerz.
    Und mit jedem neuen Tag,
    stirbt ein Teil der Seele mein,
    die Felder und die Wiesen karg
    im hellen Wintersonnenschein.

    Und kehrt der junge Frühling wieder,
    vergeht still auch die Königin,
    die Vögel singen ihre Lieder,
    mich zieht’s in ferne Länder hin.
    Doch ist mein Herz so schwer von Kummer,
    meine Freunde
    Wald und Fluss,
    liegen noch in Eisesschlummer,
    wenn ich nach Hause kehren muss.
    Und gar nichts kann es mir ersparen,
    schmerzt der Abschied noch so sehr,
    werde euer Bild bewahren,
    bis zu meiner Wiederkehr.


    (Julia Fourate aus Nordhofen, Deutschland, Mons-Tabor-Gymnasium, Jahrgangsstufe: 11, Muttersprache: deutsch)

    Schneeflocken

    Wir waren Winterwunder
    Waren wahre Wonnekinder
    Wir waren woanders
    Wir waren weiß
    Wochenlang waren wir wiedergekehrt
    Willkommen, Wintermärchen
    Wunderbare Winterzeit
    Willkommen, Wachskerzen, Weihnachtspunsch
    Wir waren Wächter weißglitzernder Wiesen Weiße Weltbedecker Wollten Weihnachtsstimmung wecken Wurden wohltuend wahrgenommen
    Wir wurden Wasser
    Waren weg
    Wir waren woanders
    Wir werden wiederkommen.


    (Lisa Schregle aus Passau, Deutschland, Staatliche Fachoberschule Passau, Jahrgangsstufe: 12, Muttersprache: deutsch)

    Verlockender Schnee
    Ziehe mir meine Stiefel an
    Streife mir meine Winterjacke über
    Und gehe hinaus
    Vor mir
    Liegt eine weiße Welt
    Jetzt kommt die Sonne durch die Bäume hindurch
    Erwärmt die weiße Welt
    Jetzt glitzert der Schnee
    Ich gehe einen Schritt vorwärts
    Und sehe meinen glitzernden Fußabdruck
    Nun da alles mit Schnee bedeckt ist
    Sind die Bäume
    Nur noch wenig braun
    Die Blätter sind schon abgefallen
    Und jetzt stehe ich unter einem weißen Geäst
    Ich lege mich in den Schnee
    Und versinke in dem weißen, weichen Puder
    Der Schneeengel den ich gemacht habe
    Wird wieder von neuem Schnee verdeckt
    Ich will die weiße Welt nicht verlassen
    Doch ich gehe nach Hause
    Ziehe mir meine Stiefel aus
    Streife mir meine Winterjacke ab
    Und versinke in den weichen Kissen meines Bettes


    (Lena Marie Hinrichs aus Wentorf bei Hamburg, Deutschland, Hansa-Gymnasium Hamburg-Bergedorf, Klasse: 6, Muttersprache: deutsch)

    Vorbei

    Ein schmaler Pfad führt
    durch die Dünen
    nur Sand und Eis
    Schnee und Meer

    Tausend Edelsteine glitzern
    unter meinen Füßen
    und wie Glas zerbricht
    das Eis, Kristalle zerspringen

    Ich seh das Ende der Welt
    fühle das Ende der Zeit
    laufe soweit die Beine tragen
    höre endlich auf zu warten

    Vergesse mich, vergesse dich
    und versinke im Grund
    das Universum ist gebrochen
    ich tus ihm gleich


    (Saskia Balser aus Ranstadt, Deutschland, St. Lioba-Schule, Jahrgangsstufe: 11, Muttersprache: deutsch)


    Hier die Gewinner aus dem Ausland:

    IM SCHNEE
    Ich stehe im weißen Meer
    Das Meer reicht mir bis zum Knie
    Um mich fällt ein silbender Staub
    Der mein Gesicht sanft schmeichelt
    Das Meer wächst und wächst
    Alles wird weiß
    Meine Fußstapfen sind
    Schon weg, unsichtbar
    Die dicke Decke aus Schnee
    Enthüllt mich, lässt mich nicht gehen
    Aber ich fühle mich
    Sicher, gemütlich
    Frische Luft, mit Schneeflocken gemischt
    Füllt mich mit Wärme aus
    Während sich die Bäume in dem Wind
    Leicht vorn und hinter schwingen
    Man hört nichts außer den Flocken
    Die sanft auf den Boden fallen
    Und ich schließ die Augen
    Lasse mich ins Meer senken


    (Haris Sestan aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium Zenica, Jahrgangsstufe: II-6, Muttersprache: bosnisch)

    Schneeflocken
    Jede Schneeflocke
    wie ein Stern
    hat irgendwo ihren Menschen.

    Sie sucht nach ihm,
    wie ein Mensch seinen besten Freund sucht,
    wie eine Biene eine Blume sucht,
    wie der Tag die Nacht sucht,
    wie ich dich such'.
    Und sie weiß,
    dass sie ihn eines Tages findet.
    Eines Tages wird sie seiner Hand
    einen kalten Kuss für immer geben.
    Sie wird da glücklich sterben.
    Und wenn nicht,
    dann wird sie ihm ihre Liebe aus Schnee schenken
    und wird ihre Tränen für immer
    in den tiefsten Ozean an der Welt schicken.


    (Amina Curic aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium Zenica, Jahrgangsstufe: II-5, Muttersprache: bosnisch)

    Und hier die Gewinner "außer Konkurrenz":

    (Jeder Teilnehmer kann maximal zweimal Leitmotivrundengewinner werden. Weitere eingesandte Gedichte werden trotzdem von der Jury bewertet. Sollte ein Gedicht nach Punkten unter den besten sein, wird es "außer Konkurrenz" veröffentlicht.)


    Ausgenommen der Wertung:

    Meine letzte Winternacht
    Ein letztes Ausatmen
    und schon ist es zu Ende
    Alles, was ich liebe
    wird zu Asche
    und verschwindet im Wind.
    Ich suche mein Herz
    im Schnee,
    aber meine Seele erfriert.
    Und die Ewigkeit kommt nicht,
    sie dauert zu lange.

    Diese Kälte erschwert mir das Schreiben,
    mein einziger Freund,
    und lässt mein Herz
    langsam aufhören zu schlagen.
    Ich fühle nichts mehr.
    Ich bin leer.
    Ohne Liebe, ohne Hass,
    aber die Ewigkeit kommt nicht,
    sie dauert zu lange.

    Meine Erinnerungen bleiben hängen
    in getrockneten Ästen,
    die vorhin für das Leben von
    tausenden Lebewesen gesorgt haben.
    Meine Augen sehen alles verschwommen
    und leise tropfen Tränen
    über meine kalten Wangen.
    Trotzdem kommt die Ewigkeit nicht,
    sie dauert zu lange.

    Mein Mund trocknet aus
    während du mich küsst
    und stumme Wörter aussprichst,
    da ich den Klang deiner Stimme
    nicht mehr hören kann.
    Ich bin leer.
    Ohne Liebe, ohne Hass,
    aber in Frieden kommt endlich die Ewigkeit.

    Meine letzten Wörter als Dichterin für die Welt
    Ein letztes Mal ausatmen
    und schon ist es zu Ende


    (Isabella von Wallwitz aus São Paulo, Brasilien, Colégio Visconde de Porto Seguro, Jahrgangsstufe: 7, Muttersprache: portugiesisch)