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Die Maltechnik des Covers prägt die Songs

Lambchop stammt zwar aus der Countrymetropole Nashville, Tennessee, ist aber keine Country-Band. Kurt Wagner, Bandchef, versteht seine Lieder eher als Soundskulpturen. Seinen Hang zur Kunst sieht man auch am Albumcover von "Mr. M", das Wagner gemalt hat.

Von Bernd Gürtler | 25.02.2012
    Das Malen wollte Kurt Wagner schon aufgeben, damals, vor zehn Jahren, als Lambchop einem breiten Publikum bekannt werden und zum Malen kaum noch Zeit bleibt.
    Dann aber legt sich die Aufregung um seine Band wieder und etwas Seltsames geschieht. Kurt Wagner fällt das Bild in die Hände, an dem er zuletzt gearbeitet hatte und malt einfach an derselben Stelle weiter, an der er aufgehört hatte, erzählt er.

    "Auch neue Songs entstanden irgendwann und sehr schnell liefen Songschreiben und Malen synchron."

    Gemeinsamkeiten zwischen neuen Bildern und neuen Songs konnte Kurt Wagner eher nicht entdecken. Schwarzweißporträts junger Männer in altmodischen Anzügen, Krawatte und Hut ergeben noch lange keine Songs über Männer mit Hut, scherzt er.

    Seine Songs sind zweifellos etwas sehr Spezielles und erzählen eben keine Geschichten, auch keine Geschichten über das New-Yorker-Baseball-Maskottchen Mr. Met, das sowohl beim Titelsong zum neuen Lambchop-Album "Mr. M" als auch beim Schwarzweißporträt vorn auf dem Albumcover Pate gestanden haben könnte. Kurt Wagner hinterlässt Gedankenfragmente, Eindrücke, eine Stimmung.

    "Richtig, eine Atmosphäre entsteht, ein Gesamteindruck, was uns zur Bildhauerei zurückbringt. Sound hat für mich etwas von einer Skulptur, etwas Dreidimensionales. Wir erleben das in einer Umgebung, in einem Raum, einem Klub, im Autoradio."

    Und einen Reim auf das alles muss sich, soll sich jeder selbst machen. Die Deutung seines Kunstwerks überlässt der Künstler dem Publikum.
    Insofern ergeben sich dann doch noch Gemeinsamkeiten zwischen neuen Bildern und neuen Songs. Das verbindende Element ist die Maltechnik der Schwarzweißporträts. Was das angeht, ist Kurt Wagner sehr präzise in seiner Beschreibung.

    "Ich nehme eine Tube weiße Farbe, eine Tube schwarze Farbe und trage dick auf, mit einem altmodischen Federhalter. Das braucht seine Zeit, nicht unbedingt empfehlenswert, wenn es schnell gehen soll. Aber mir gefällt das. Das fertige Bild manifestiert eine Hingabe, einen Aufwand an Zeit, an Energie, wie man das nur noch selten findet."

    Wenn man sich jetzt vergegenwärtigt, dass die Lambchop-Musik seit zehn Jahren auch eine dramatische Entschleunigung erlebt, dann verbreiten die trägen Songs vom neuen Album "Mr. M" genau die Muße, die es braucht, wollte man Kurt Wagners Schwarzporträts in Ruhe in einer Galerie anschauen. Schön, dass CD-Cover und Booklet insgesamt elf der Porträts mitliefern.