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Die Mechanismen der Angst
Bange machen gilt nicht!

Nach den Anschlägen von Paris heißt es immer wieder, die Terroristen wollten Angst schüren und verunsichern. Angst sei in erster Linie ein wichtiger Wegweiser, sagte der Neurobiologe Gerald Hüther im DLF. Dadurch werden wir vor Gefahren geschützt. Angst sei aber auch ansteckend - ein Faktor, auf den Terroristen setzen.

Gerald Hüther im Gespräch mit Petra Ensminger | 22.11.2015
    Bewaffnete Polizisten in Brüssel
    Es ist schwierig, sich angesichts der Polizeipräsenz nicht in Angst versetzen zu lassen. (dpa / picture-alliance / Stephanie Lecocq)
    Man könne anderen Menschen ganz bewusst Angst machen, die dann wieder auf andere ansteckend wirke. Diese Instrumentalisierung der Angst sei das Ansinnen von Terroristen, erläuterte der Neurobiologe.
    Wenn man etwas erlebe, was man so nicht erwartet habe, komme es im Frontalhirn zu einer Übererregung. Vorausschauendes Denken und die Regulierung von Impulsen seien dadurch eingeschränkt. Angriff, Flucht oder ohnmächtiges Erstarren seien die intuitiven Konsequenzen.
    Wichtig sei, dass man sich nicht erst in einen kompletten Angstzustand versetzen lasse, sagte Hüther. Das gelinge aber eher bei Situationen, die einem schon bekannt seien. Terrorwarnungen und das Erleben von Terror seien für viele Menschen eine neue Erfahrung. Nach solchen Zuständen falle es viel schwerer, Vertrauen zurückzugewinnen. Deshalb sei kollektives Handeln, die Solidarität miteinander und Mitgefühl wichtig.
    Sie können das Interview mindestens sechs Monate in unserem Audio-Archiv nachhören.