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Die Medienwoche
Was man aus der #Varoufake-Diskussion lernen kann

Eine Medienwoche geht zu Ende, die ganz im Zeichen eines Mittelfingers stand. Tagelang wurde gerätselt, ob der griechische Wirtschaftswissenschaftler und jetzige Finanzminister Yanis Varoufakis vor zwei Jahren auf irgendeiner Veranstaltung in Kroatien gegen Deutschland den Mittelfinger erhoben hat oder nicht.

Von Christoph Sterz | 21.03.2015
    Der Moderator Jan Böhmermann lächelt.
    Der Moderator Jan Böhmermann hat mit seinem Video zur Varoufakis-Mittelfinger-Debatte für großen Wirbel gesorgt. (Jörg Carstensen, dpa picture-alliance)
    Eine entscheidende Rolle dabei spielte Jan Böhmermann, der Moderator der ZDF-Sendung Neo Magazin Royale, der behauptete, das entsprechende Mittelfinger-Video mithilfe eines Experten gefälscht zu haben; und er löste so eine riesige Diskussion aus, um einen möglichen Fake, oder sogar einen Fake-Fake; eine gefälschte Fälschung.
    Auch wenn jetzt die meisten davon ausgehen, dass Böhmermann das Mittelfinger-Video nicht gefälscht hat und auch eine Pressemitteilung des ZDF in diese Richtung geht: Das ist eigentlich gar nicht so wichtig zu wissen. Böhmermann selbst gibt die beste Antwort darauf, worum es wirklich geht, wenn auch wie immer satirisch verpackt:
    "Die Unterstellung, dass das Video ein von uns manipulierter Fake-Fake-Fake-Fake-Fake sei, ist absolut haltlos. Niemals würden wir die notwendige journalistische Debatte über einen zwei Jahre alten, aus dem Zusammenhang gerissenen Stinkefinger und all diejenigen, die diese Debatte ernsthaft öffentlich führen, derart skrupellos der Lächerlichkeit preisgeben."
    Oder vielleicht doch. Wie auch immer. Es bleiben aus dieser Woche in jedem Fall vier Erkenntnisse.
    Erstens, dass sich heutzutage jedes Bild und natürlich auch jedes Video grundsätzlich fälschen lässt. Dass es folglich zweitens wichtig ist, beim Medienkonsum den Kopf einzuschalten und den gesunden Menschenverstand nicht zu vergessen; drittens, dass Satire auch Journalisten mal den Spiegel vorhalten darf, und viertens, dass journalistische Sorgfaltspflicht gerade in Bezug auf Quellenprüfung und in Bezug auf Zuspitzung, auf das Zu-weit-Drehen von Aussagen, dass diese Sorgfaltspflicht auch im Jahr 2015 immer noch ein wichtiges Thema ist.