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Die Messe der Apple-Verfolger

Der "Mobile World Congress" gilt als weltweit wichtigste Branchenschau von Handyherstellern und Netzbetreibern. Konsequent nicht mit dabei ist einer der größten Spieler auf dem Markt der Mobilgeräte: Apple. Die Konkurrenz lässt sich den Auftritt in Barcelona aber nicht nehmen.

Von Andreas Kolbe | 27.02.2012
    Es ist die Messe der Apple-Verfolger. Samsung, htc und LG - vor allem die asiatischen Hersteller präsentieren auf dem Mobile World Congress eine Vielzahl neuer Mobiltelefone. Während Apple von seinem iPhone im Vierteljahr fast 35 Millionen Stück verkauft, setzen die Verfolger auf Android, die kostenlose Handy-Software des Suchmaschinenbetreibers Google.

    "Ich muss Ihnen nichts über den Erfolg von Android erzählen."

    Sagt der Chef der Handy-Sparte von Sony, Bert Nordberg.

    "Jetzt zeigt sich, dass es richtig war, auf eine offene Plattform zu setzen."

    Der japanische Elektronikkonzern Sony - nach der Trennung vom Joint Venture Partner Ericsson erstmals unter eigenem Namen auf der Messe - bringt gleich zwei neue Mobiltelefone mit Android. Sony will aufholen. Der Marktanteil lag zuletzt bei weniger als zwei Prozent.

    Doch auch die anderen Hersteller setzen auf immer leistungsfähigere Kameras, auf hochauflösende Displays oder länger anhaltende Akkus. Handys für das neue superschnelle Internet LTE werden ebenso gezeigt wie Versuche der Konkurrenz, die von Apple vor kurzem eingeführte Sprachsteuerung zu adaptieren.

    "USB. Please say a command. / Call Jason Johnson! / Calling Jason Johnson...”"

    Auch der Autohersteller Ford hat das Thema aufgegriffen, sagt Christof Kellerwessel, Er leitet die Elektronik-Entwicklung bei Ford in Europa. Schon jetzt lassen sich mit dem Auto gekoppelte Mobiltelefone per Sprache bedienen. Wie bei den Smartphones sollen aber noch zusätzliche Programme, sogenannte Apps, die Funktion im Auto erweitern.

    ""Wir wollen damit Applikationen, die auf Smartphones laufen, anbinden an die Bedienoberfläche, so dass Sie mit Sprache Applikationen wie beispielsweise Internetradio oder Streaming Media - dass Sie die ohne eine Ablenkung in Ihr Fahrzeug integrieren können."

    Die kleinen Apps für's Handy - bislang gibt es sie vor allem für das iPhone von Apple und die Android-Plattform von Google. Abgeschlagen sind die bei Geschäftsleuten beliebten Blackberrys und auch das Microsoft-Betriebsystem Windows Phone.

    Für das hatte sich vor einem Jahr exklusiv Handyweltmarktführer Nokia entschieden. Nach dem die Finnen den Siegeszug der Smartphones zunächst verschlafen hatten, zeigen sie in Barcelona nun vier Windows-Handys in verschiedenen Preisklassen.

    Und auch bei den App-Entwicklern sei Windows Phone nun im Kommen, gibt sich Nokia-Chef Stephen Elop siegessicher.

    "Inzwischen gibt es mehr als 65.000 Programme für Windows Phone. Und auch die Downloadzahlen aus dem Nokia-Store erreichen jeden Tag neue Rekorde. Die Entwickler merken: Nokia ist das Tor zur Welt."

    Dass Nokia damit den Rückstand zu den enteilten Konkurrenten aufholen kann, gilt in der Branche aber nach wie vor als fraglich, sagt der unabhängige Telekom-Analyst Ossi Urchs.

    "Die Aufholjagd ist insbesondere im Mobilfunk extrem schwer, weil wir dort sehr, sehr schnelle Innovationszyklen haben. Und da ist - sagen wir mal - ein Vorsprung von einem, anderthalb Jahren. Das sind schon Welten."

    Zumal immer mehr neue Anbieter auf den Markt kommen und den Wettbewerb anheizen. Die japanischen Hersteller Panasonic und Fujitsu drängen auf den europäischen Markt. Und auch die chinesischen Produzenten ZTE und Huawei wollen sich ein großes Stück von Kuchen abschneiden. Allein Huawei hofft in diesem Jahr 60 Millionen Smartphones zu verkaufen - 70 Prozent davon außerhalb Chinas. Eine Kampfansage an die etablierten Hersteller. Spartenchef Richard Yu.

    "Unsere Marke Huawei ist nicht so bekannt. Aber unsere Produkte sind die besten!"