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Die NADA wieder führungslos

Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA befindet sich in der tiefsten Krise ihrer jungen Geschichte. Anja Berninger hatte als Chef-Justitiarin trotz ihrer erst 31 Jahre außergewöhnlich hohe Kompetenz. Nach der Amtsaufgabe des ehemaligen Innenstaatssekretärs Göttrik Wewer als NADA-Geschäftsführer galt die engagierte, unabhängige Juristin zu Recht als logische Nachfolgerin, nun hat sie frustriert nach internen Querschüssen und offensichtlichen Intrigen zum Ende März gekündigt.

Von Herbert Fischer-Solms | 23.02.2011
    Viele im deutschen Sport bedauern das, auch die Sportausschuß-Vorsitzende im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag :

    "Ich bedauere außerordentlich, daß Frau Berninger die Nada verlassen wird. Für mich war sie zum glaubhaften Gesicht der NADA geworden. Aus meiner Sicht war das nicht zwingend absehbar, daß es zu dieser Entwicklung kommen würde. Aber es ist für die NADA sicherlich keine förderliche Entwicklung."

    Die Fragen, warum es soweit kommen konnte, richten sich nun an den Kuratoriums-Vorsitzenden der NADA, Hanns Michael Hölz. Er ist der starke Mann der NADA. Der 59jährige Deutsche Bank-Manager hatte sich in der Vergangenheit stets als Förderer von Berninger geoutet; nun gibt es konkrete Belege aus dem politischen Berlin für ein Verhalten, das die FAZ mit "Intrige" beim Namen nennt. Hölz will vom Kuratoriums-Vorsitz in den Vorsitz des Aufsichtsrates wechseln, zweimal bereits soll er sogar angeboten haben, zwischenzeitlich die Geschäftsführung der NADA zu übernehmen. Der Präsidialausschuß lehnte dankend ab.

    Nun ist das Dilemma groß. Das Vertrauen in Kuratoriums-Chef Hölz, der zunächst nicht erreichbar war, ist dahin, Anja Berninger wird schmerzlich vermißt werden, und die Namen für den laut neuer NADA-Struktur soeben beschlossenen zweiköpfigen hauptamtlichen Vorstand sind noch Schall und Rauch. Die NADA wieder mal in unruhiger See, das sind ungünstige Vorzeichen für die Dopingbekämpfung im deutschen Sport. Die Sportausschuß-Vorsitzende Freitag:

    "Die Bewerberlage war nach dem Rücktritt von Frau Berninger so, daß wir der Meinung waren, daß im Moment keine Entscheidung möglich war. Letzlich ist man jetzt auf der Suche nach neuen Bewerbern, die sich der Herausforderung stellen, die NADA auf einen zukunftsfähigen Weg zu bringen."