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Die offenen Wunden des Kalten Krieges

Rund elf Jahre nach Ende des Bürgerkrieges in Guatemala hat sich an den sozialen Verhältnissen im Land wenig geändert. Ein Großteil der Menschen lebt noch immer in Armut. Im Laufe des Wahlkampfes der vergangenen Monate wurden annähernd hundert Parteiaktivisten und Kandidaten getötet.

Von Andreas Boueke | 08.09.2007
    Der Tag der Armee ist ein besonderer Tag in Guatemala, ein Feiertag. Es ist Tradition, dass am 30. Juni Soldaten und Panzer am Nationalpalast vorbeidefilieren.

    In Opposition zu den offiziellen Feiern haben Organisationen der Bürgerkriegsopfer den "Tag der Märtyrer" ausgerufen. So kommt es, dass auf dem zentralen Platz der Hauptstadt zwei sehr unterschiedliche Gruppen aufeinandertreffen: Täter und Opfer, Mächtige und Opposition, Sympathisanten der Armee und wütende Pazifisten. Die einen singen Marschlieder, die anderen skandieren: "Wir werden nicht vergessen, und wir werden nicht vergeben!" Sie machen die Armee verantwortlich für einen Großteil der 200.000 Todesopfer während des guatemaltekischen Bürgerkriegs, der vor elf Jahren offiziell beendet wurde. Zwischen den aufmarschierten Soldaten sitzt eine Gruppe Demonstranten. Unter ihnen der junge Mann Francisco. Seine Tante wurde während des Bürgerkriegs von Angehörigen der Armee verschleppt. Sie ist nie wieder aufgetaucht.

    "Wir sind hier, um die kollektive Erinnerung zu bewahren. Wir müssen die Mörder daran erinnern, dass es uns gibt, dass wir sie nicht in Ruhe lassen werden, bevor es nicht Gerechtigkeit gibt für die Verbrechen, die während des Kriegs begangen wurden."

    Am Sonntag finden in Guatemala Präsidentschaftswahlen statt. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten der Sozialdemokrat Álvaro Colom und der General Otto Perez Molina. Während des Wahlkampfes wurde offensichtlich, dass Álvaro Coloms Partei schon längst von Angehörigen der Armee und von obskuren Gestalten aus dem Umfeld des organisierten Verbrechens unterwandert worden ist. Otto Perez Molina hingegen versucht erst gar nicht, seine dunkle Vergangenheit zu verschleiern. Während des Bürgerkriegs war er als Kommandant einer Militärbasis in der Hochlandregion Quiche verantwortlich für zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung.

    "Die guatemaltekische Armee hat die Aufgabe, die Unabhängigkeit des Landes zu verteidigen, die nationale Selbstbestimmung, die Integrität unseres Territoriums, die Ehre Guatemalas, den Frieden und die innere und äußere Sicherheit unserer Nation."

    Die Parade wird von dem noch amtierenden Präsident Guatemalas, Oscar Berger, abgenommen. Neben ihm alle Kabinettsmitglieder, ranghohe Militärs, die Botschafter der USA und anderer Länder.

    Der pensionierte Leutnant Juan Lopez beobachtet das Spektakel zufrieden:

    "Wir sind stolz darauf, der guatemaltekischen Armee gedient zu haben. Wir haben das Land vor der kommunistischen Aggression gerettet. Die Bevölkerung liebt uns. Die Menschen wollen, dass das Militär erneut die Macht im Land übernimmt."

    Das sieht der junge Demonstrant Francisco völlig anders:

    "Das Vermächtnis der Armee ist Tod und Terror. Das beweisen all die Verschwundenen, die Ermordeten, diejenigen, die für ein besseres Land gestorben sind. Sie sind heute bei uns. Sie nehmen teil an unserem Kampf. Sie sind unsere Vorbilder."

    Während des Bürgerkriegs wurde ein großer Teil des Führungspersonals der guatemaltekischen Armee an der "School of the Americas" in dem US-amerikanischen Bundesstaat Georgia ausgebildet. Während des Kalten Krieges galt das Zentrum als eine Bastion des Antikommunismus. Hochrangige Militärs aus ganz Lateinamerika wurden dort ideologisch geschult und für die Praxis im Kampf gegen soziale Aufstände ausgebildet.

    Seit der Machtübernahme durch Fidel Castro in Kuba sahen die USA die Gefahr einer Ausbreitung des Kommunismus gerade in Mittelamerika als konkretes Bedrohungsszenario für ihre nationale Sicherheit. Mario Merida, pensionierter Oberst der guatemaltekischen Armee und Militärpublizist, ist davon überzeugt, dass die damalige Einschätzung realistisch war.

    "Kuba, später Nicaragua und auch Vietnam waren auf die eine oder andere Weise überall in Lateinamerika präsent. In Guatemala hatten sie insbesondere einen Einfluss auf die mittleren und oberen Ebenen der bewaffneten Gruppen, die hier operierten. Es gab ein Gebiet in Guatemala, das von der Guerilla 'Ho Chi Min' genannt wurde, ein anderes Gebiet hieß 'Vietnam'. Während des bewaffneten Konflikts tauchten hier viele Waffen auf, die die Vietnamesen während ihres Kriegs von den Nordamerikanern erbeutet hatten. In unserem Kampf ging es vor allem darum, das Eindringen des Kommunismus in Lateinamerika aufzuhalten. Das war das vorrangige Ziel."

    Die guatemaltekische Bevölkerung ist seit Jahrhunderten daran gewöhnt, dass fremde Mächte ihr Leben bestimmen. Im Jahre 1523 setzte der spanische Eroberer Mexikos, Hernán Cortés, seinen Mitstreiter Pedro de Alvarado zu einem Eroberungsfeldzug des heutigen guatemaltekischen Hochlands in Marsch. In der Folgezeit war die Urbevölkerung der Maya einer gnadenlosen Ausbeutung von Seiten der enttäuschten Eroberer ausgesetzt, die in Mittelamerika nicht die erhofften Silber- und Goldschätze vorfanden wie Cortés in Mexiko oder Pizarro in den Anden. Während der darauf folgenden 400 Jahre war die Geschichte der Region geprägt von spanischer Okkupation und Unabhängigkeitskriegen.

    Dann begann der Siegeszug einer neuen Macht in Guatemala. Der US-amerikanische Konzern United Fruit übernahm innerhalb weniger Jahre die Kontrolle über nahezu das gesamte Transportwesen des Landes. Der seit 1930 regierende Diktator Jorge Ubico förderte die rasche Expansion des Konzerns.

    Doch nach 14 Jahren Tyrannei musste Ubico den Protesten von progressiven Unternehmern, Studenten und jungen Militärs nachgeben und das Land verlassen. Dieser Sieg der Opposition ist als "Revolution von 1944" in die guatemaltekischen Geschichtsbücher eingegangen.

    Mit dieser Revolution, so Mario Merida, habe ein kommunistisches Intermezzo in Guatemala begonnen. Die von dem demokratisch gewählten Präsidenten Arbenz initiierte Landreform sei vor allem von seinen Regierungspartnern aus der Kommunistischen Partei forciert worden. Das habe zu einem offenen Konflikt mit der weiterhin mächtigen "United Fruit Company" geführt.

    Daraufhin begann der US-Geheimdienst CIA mit Vorbereitungen für den Sturz der Regierung Arbenz. Mit Hilfe einer Söldnertruppe aus Honduras organisierten die USA im Jahr 1954 eine Invasion. Arbenz musste fliehen. So fand der zehn Jahre andauernde Versuch, die Macht des Auslands über die internen Angelegenheiten Guatemalas zu beschränken, ein abruptes Ende.

    "Es war offensichtlich, dass Arbenz in Zentralamerika die Speerspitze des Kommunismus war, unterstützt vom internationalen Kommunismus. Einige seiner Funktionäre hatten am vierten Kommunistischen Kongress teilgenommen, der 1928 in Moskau stattgefunden hatte. Sie waren sichtbare Köpfe der Bewegung. Nach dem Umsturz des Regimes Arbenz konsolidiert sich die ideologische Ausrichtung des Landes. Die Konstitution von 1956 stellte eindeutig klar, dass Personen, die die kommunistische Ideologie verbreiten, Staatsfeinde sind."

    Der linke Politiker Amílcar Méndez sieht die damaligen Ereignisse in einem völlig anderen Licht. Während der 80er und 90er Jahre war er ein international bekannter Menschenrechtsaktivist und ab 1996 vier Jahre lang Abgeordneter eines Linksbündnisses im guatemaltekischen Kongress.

    "Seitdem die Oligarchie 1954 Präsident Arbenz weggeputscht hat, hatte sie in diesem Land die große Möglichkeit, Veränderungen durchzusetzen. Aber die guatemaltekische Oligarchie ist vollkommen gescheitert. Es ist sicher richtig, dass die Linke in Guatemala heute keine ernstzunehmende Alternative darstellt, doch das Scheitern der Rechten ist schlimmer. Sie haben das Land seit 1954 kontrolliert, aber die ökonomischen und sozialen Indikatoren und die Lebensverhältnisse der Guatemalteken sind bis heute katastrophal."

    In Bezug auf Kindersterblichkeit, Analphabetismus oder Pro-Kopf-Einkommen der armen Schichten steht Guatemala in Lateinamerika ähnlich schlecht da wie Haiti. Jahrzehntelang wurden demokratische Kräfte systematisch von der Macht ferngehalten und so in die Radikalisierung getrieben. Die gewaltfreie Opposition, die Gewerkschaften und die Organisationen der Mayabevölkerung wurden unterdrückt, ihre Anführer ermordet.

    In den 60er und 70er Jahren nahmen Guerillaverbände in Nicaragua, El Salvador und Guatemala den bewaffneten Kampf auf. Doch nur den Sandinisten in Nicaragua gelang es 1979, die Macht zu erobern. Daraufhin erlebten die Nachbarländer El Salvador und Guatemala Anfang der 80er Jahre eine schonungslose Strategie der Aufstandsbekämpfung durch die Militärs. Die USA trugen zur Ausweitung der Konflikte bei. Unter Präsident Ronald Reagan, der die Bürgerkriege in Mittelamerika als Teil des Ost-West Konflikts interpretierte, unterstützte die Washingtoner Regierung Regime wie das in El Salvador mit finanziellen Zuwendungen, deren Summe zeitweise den Staatshaushalt des Landes überstieg. So sollte die vermeintliche Ausbreitung des Weltkommunismus in Mittelamerika gestoppt werden. In Nicaragua finanzierten die USA den konterrevolutionären Krieg der Contras.

    Durch die Militarisierung der Region wurden der wirtschaftlichen Entwicklung wichtige Ressourcen entzogen. Der Sozialwissenschaftler Virgílio Álvarez, Koordinator des Studienprogramms der lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften FLACSO, hält die gravierende soziale Ungleichheit, die bis heute in Guatemala existiert, für eine direkte Folge der antikommunistischen Intervention der USA in Mittelamerika.

    "In Wirklichkeit gab es hier bei uns nur einen Akteur des Kalten Krieges, und das waren die Vereinigten Staaten. Sie haben uns eine demokratische Öffnung verweigert und den ultrarechten Sektoren der Gesellschaft erlaubt, sich an der Macht zu halten. Ein Widerspruch dieser Politik ist es, dass die Oligarchie in Guatemala nie wirklich kapitalistisch geworden ist. In Guatemala gab es keine ernstzunehmende industrielle Entwicklung. Die Gesellschaft ist ausgesprochen agrarisch geprägt. Zudem leben wir bis heute in einer extrem ungerechten Gesellschaft, gekennzeichnet von enormen sozialen Unterschieden. Das sind Konsequenzen eines Kalten Krieges, in dem wir nahezu keine Präsenz der Sowjetunion erlebt haben. Es gab vielleicht sowjetfreundliche Tendenzen, aber in der Praxis war die Guerilla vor allem pro-kubanisch orientiert, anfangs sogar anti-sowjetisch, später anti-chinesisch."

    Für die ideologischen Grabenkämpfe jener Zeit interessiert sich Raúl Najera kaum. Wenn er an den Bürgerkrieg zurückdenkt, dann erinnert er sich an den Tod seiner Mutter, seines Onkels und seiner Großmutter.

    "Meine Wut und Empörung sind unbeschreiblich. Sie haben das Leben und die Würde meiner Familie missachtet. Ich habe keine einzige Erinnerung an meine Mutter. Schuld daran sind der guatemaltekische Staat, die guatemaltekische Armee, ebenso die Außenpolitik der USA, die US-amerikanische Militärausbildung. Sie schulden mir die Erinnerung an meine Mutter. Sie sind schuld an dem Schmerz, an der Einsamkeit, die mich abends überkommt."

    Weil sich die ermordeten Familienangehörigen von Raúl in einer Gewerkschaftsgruppe engagiert hatten, galten sie als subversive Elemente. Sie wurden als Kommunisten diffamiert. Ähnliches erlebte auch der Menschenrechtsaktivist Amílcar Méndez.

    "Für meine Familie war das eine Zeit der Angst, des Terrors. Während des bewaffneten Konflikts sind furchtbare Verbrechen begangen worden. Es hat nie Kriegsgefangene gegeben oder politische Gefangene. Es gab nur Tote und Verschwundene. Für uns war das grauenhaft. Jahrelang haben wir ständige psychologische Unterdrückung erlebt. Ich habe all die Flugblätter gesammelt auf denen steht: 'Amilcar Guerillero', 'Amilcar Kommunist'. Drohungen gegen meine Frau, gegen meine Kinder. Ich musste ins Exil."

    Einer der grausamsten Machthaber während der Zeit des guatemaltekischen Bürgerkriegs war General Efraín Rios Montt. Im April 1982 putschte er sich an die Macht, bevor er im August 1983 selber durch einen Staatstreich eines moderaten Flügels der Armee abgesetzt wurde.

    "In dem Krieg, den ich erlebt habe, hatten wir eine Doktrin und eine Verfassung. Man hat mich zum Staatsoberhaupt gemacht, und ich stützte mich auf diese Doktrin und die Verfassung. Erlauben Sie mir, daran zu erinnern, dass Einheiten der Guerilla schon an der Macht waren, als ich kam. Sie spazierten über den zentralen Platz der Hauptstadt. Das Territorium des Landes war aufgeteilt. In dieser Situation haben wir das Gesetz durchgesetzt. Wir haben es eingehalten. Guatemala ist ein antikommunistisches Land. Das stand so in der Verfassung."

    Efraín Rios Montt ist eine der schillerndsten Figuren der jüngeren Geschichte Guatemalas. Als Offizier genoss er eine Eliteausbildung der Armee, studierte in der US-amerikanischen Militärakademie "School of the Americas". Während seiner 15-monatigen, blutigen Herrschaft zerstörte die guatemaltekische Armee Hunderte Dörfer der Mayabevölkerung.

    Am Sonntag kandidiert Rios Montt für einen Parlamentssitz. Er hat gute Chancen, Vorsitzender des Kongresses zu werden. Dafür, dass Soldaten der Armee während seiner Regierungszeit mehrere tausend Kinder umgebracht haben, hat der General keine Erklärung.

    "Die Geschichte wird urteilen. Aber es ist doch interessant, dass ich noch immer hier bin. Ich arbeite seit vielen Jahren in der Politik. Ich handle nicht spontan und unüberlegt. Ich kenne die Nöte meines Volkes und weiß um den Zustand der Nation. Eins ist sicher: Ich habe ein ruhiges Gewissen."

    Seit 1985 werden in Guatemala wieder freie, demokratische Wahlen durchgeführt. Damals gewann der christdemokratische Kandidat Vinicio Cerezo. Doch damit war die Macht der Militärs noch längst nicht gebrochen. Der Sozialwissenschaftler Virgilio Álvarez erinnert daran, dass Präsident Cerezo noch während seiner Amtszeit äußerte, die Armee würde 75 Prozent der politischen Entscheidungen im Lande treffen.

    "Seit 1985 sind die Vereinigten Staaten erschrocken über das Monster, das sie geschaffen haben. Daraufhin stellten sie ihre Militärhilfe ein, aber über Israel lief die Finanzierung indirekt weiter. Die Armee begann, sich von den USA abzukoppeln. Heute können wir das besser verstehen. Die Armeeführung hat sich im Laufe des Krieges, etwa ab 1978, total korrumpiert. Für sie war aus dem politischen Krieg ein vorwiegend ökonomisches Unternehmen geworden. Die Militärs bereicherten sich an dem Krieg. Ohne jede Kontrolle entschieden sie über öffentliche Gelder. Als einige der nordamerikanischen Berater das bemerkten, begannen sie, auf Distanz zu gehen. Ich denke, das war viel wichtiger als das Thema der Menschenrechte. Für die USA war es nie eine Priorität, in diesem bewaffneten Konflikt die Regeln zu beachten. Es ging nicht darum, die Demokratie zu verteidigen oder die zivilen Freiheiten. Es ging darum, ein Territorium zu behaupten, das eine Plattform zur Durchsetzung einer imperialen Vision sein konnte."

    Nach 36 Jahren Bürgerkrieg unterschrieben die guatemaltekische Regierung und die linksgerichtete Guerilla im Dezember 1996 einen Friedensvertrag. Doch der Menschenrechtsaktivist Amílcar Méndez ist der Ansicht, es werde noch Generationen dauern, bevor die Zerstörung überwunden werden kann, die der Krieg dem Sozialgefüge der guatemaltekischen Gesellschaft zugefügt hat.

    "Am Ende waren die Angehörigen der Oligarchie die großen Gewinner des Konflikts. Sie sind die einzigen Sieger dieses Kampfes gegen den Kommunismus, der 1954 begonnen hat. Sie haben den Staat geschwächt, unterhöhlt und nahezu zerstört. Im heutigen Guatemala haben wir keinen Staat, schon gar nicht einen Rechtsstaat. Denn diese Oligarchie übt nicht nur die wirtschaftliche Macht aus, sondern auch die politische. Sie verwaltet das Land, als ob es ihre Finca wäre wie einen Geschäftsbetrieb ohne jede staatliche Vision. Dieses Unternehmertum will nichts ändern. Die Leute haben noch immer eine feudale Mentalität, völlig rückständig. Dem modernen Kapitalismus haben sie sich noch nicht einmal angenähert. Deshalb leben wir in Guatemala in einer wahrhaft chaotischen Situation."

    Heute, fast 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und 11 Jahre nach der Unterzeichnung der Friedensverträge in Guatemala, hat sich an den sozialen Verhältnissen im Land wenig geändert. Ein Großteil der Menschen lebt noch immer in Armut. Zudem werden heute im Schnitt täglich mehr Menschen ermordet als während des Bürgerkriegs. So sind im Laufe des Wahlkampfes der vergangenen Monate annähernd hundert Parteiaktivisten und Kandidaten getötet worden. Der Sozialwissenschaftler Virgilio Alvarez:

    "Ich denke, nachdem der Kalte Krieg zu Ende war, haben die USA ihre Alliierten einfach allein gelassen, weil sie keinen Wert mehr für sie hatten. Jetzt, da Guatemala im Chaos versinkt, eine gewalttätige Gesellschaft, geprägt vom organisierten Verbrechen, interessieren sich die USA nicht mehr für das Land. Sie sehen zwar das Problem, aber es wird sich schon irgendwie lösen. Die USA haben noch immer nicht die Verantwortung übernommen für die enorm wichtige Rolle, die sie gespielt haben und die dazu geführt hat, dass wir heute in dieser schwierigen Situation leben."