
Die arabischsprachige Zeitung SHARQ AL-AWSAT, die in London erscheint, notiert: "In einer Zeit, in der die Hisbollah im Libanon darauf verzichtet, in einen Krieg mit Israel zu treten und auch Syrien sich zurückhält, stürzen sich die Huthis in einen Krieg. Alles spricht dafür, dass der Iran versucht, mit ihrer Hilfe Chaos zu verbreiten. Man kann davon ausgehen, dass die Eskalation seitens des Iran weitergehen wird. In der Folge wird das Rote Meer zum ersten Mal zu einer neuen Front. Dabei geht der Iran davon aus, dass er seine Verhandlungsposition stärken kann. Denn während des Präsidentschaftswahlkampfs in den USA dürfte Joe Biden auf eine militärische Konfrontationen verzichten. Dies kann dazu führen, dass sich die Konfliktkreise in den nächsten Monaten regional ausweiten", überlegt SHARQ AL-AWSAT.
Die türkische Onlinezeitung T24 aus Istanbul vermerkt: "Zunächst wurden nur Schiffe angegriffen, die Israelis gehören, danach wurden alle angegriffen, die das Rote Meer befahren. Und die Region ist bedeutsam. Denn das Rote Meer ist für den internationalen Handel außerordentlich wichtig. Um die Route zu schützen, schicken mehrere Länder, angeführt von den USA, Kriegsschiffe, um die Angriffe abzuwehren. Allerdings ist es für die Marine schwierig, diese Bedrohung nachhaltig zu bekämpfen. Gegen die billigen und damit minderwertigen Huthi-Raketen müssen Flugkörper eingesetzt werden, die Millionen Dollar kosten. Aus diesem Grund könnte sich Amerika dazu entschließen, die Huthis im Jemen direkt anzugreifen. Dies könnte jedoch zu einer noch schlimmeren regionalen Konflikt führen. Wie es aussieht, wird das Jahr 2024 kein ruhiges Jahr werden. Und der Israel-Hamas-Krieg, der die Krise mit den Huthis ausgelöst hat, geht mit gleicher Intensität weiter", bilanziert die türkische Onlinezeitung T24.
Die Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv betrachtet die aktuelle Situation Israels und ist der Meinung, dass das Land feststeckt. "Im Gazastreifen riskieren Soldaten ihr Leben, während sie Tunnel entdecken, Waffen beschlagnahmen und Terroristen töten. Aber die Erwartung, dass der Einsatz zu einer Niederlage der Hamas führen wird, könnte sich nicht bewahrheiten. Und auch die Politik steckt fest: Mehr als die Hälfte der Israelis vertrauen Premierminister Netanjahu nicht. Aber ihn abzulösen, würde umfassenden Widerstand notwendig machen. Und es würde die größten Probleme Israels nicht lösen. Es gibt keine guten Aussichten zu diesem Zeitpunkt", urteilt HAARETZ aus Israel.
Das Blatt JIEFANG RIBAO aus Shanghai blickt mit einem Gastkommentar auf die China-USA-Beziehungen in diesem Jahr zurück und wagt einen Ausblick für das kommende Jahr: "Rückblickend waren die bilateralen Beziehungen von einem steigenden Kräftemessen geprägt. Reibungen waren gleich in mehreren Bereichen zu beobachten. Wir erinnern uns an Zwischenfälle wie mit dem sogenannten „Spionageluftballon“ über den USA und die einseitigen Sanktionen Washingtons gegen chinesische Technologiekonzerne und Wirtschafts- und Handelssektoren. In der Taiwan-Frage und im Südchinesischem Meer konnte China seine territorialen Interessen wahren. Aber auch die gegenseitigen Besuche auf der Führungsebene waren so intensiv wie lange nicht mehr. Höhepunkt war das Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Xi und Biden. Dies sendete der ohnehin instabilen Welt ein positives Signal und diente nicht zuletzt dazu, gegenseitig die roten Linien klar aufzuzeigen und zu erkennen. Angesichts der nach wie vor fragilen Verhältnisse können jedoch auch in Zukunft Auseinandersetzungen, gar Konflikte, nicht ausgeschlossen werden. Die anstehenden Wahlen in Taiwan sowie in Amerika sind dabei eher destabilisierende Faktoren", meint JIEFANG RIBAO.
"China zeigt den USA, wie man Afrika umwirbt", ist die SUNDAY TIMES aus Südafrika der Ansicht. "Südafrika und China beziehen zunehmend gemeinsam Position zu internationalen Angelegenheiten. China kündigt nicht nur an, sondern liefert auch. Das gleiche kann über andere Partner eher nicht gesagt werden, die Chinas Wettbewerber sind. Das prominenteste dieser Länder sind die USA. Peking reagiert verständnisvoller und schneller. Deswegen scheint China anderen Mächten überlegen zu sein", ist in der SUNDAY TIMES aus Johannesburg zu lesen.
Nun noch Kommentare zum anstehenden Weihnachtsfest in Krisenzeiten. Die LÜBECKER NACHRICHTEN betonen: "Uns zerreißt der Blick nach Bethlehem das Herz, wenn wir die Bilder sehen von Terror und Krieg, Zerstörung und unermesslichem Leid, dort im Heiligen Land. Die Welt ist ein Dorf geworfen, und die Schreckensbilder aus der Ferne verstören auch uns, graben sich ein in die Seele. Hinzu kommt, dass auch in unserem Land der Ton rauer geworden ist. So viele Menschen sehnen sich doch nach einem hoffnungsvollen Zusammenhalt und respektvollen Miteinander, in dem unsere Kinder friedlich und geschützt aufwachsen können und in dem wir Erwachsenen unserer Verantwortung für eine gute Zukunft unseres Landes gerecht werden. Gerade deshalb brauchen wir das Fest, den Weihnachtsmut der Engel, die uns unbeirrt ihre Friedensbotschaft zurufen. Wir brauchen das Weihnachtslicht gegen alle Dunkelheit und Schreckensbilder, das uns einleuchtet und uns wärmt", heben die LÜBECKER NACHRICHTEN hervor.
Im Berliner TAGESSPIEGEL heißt es: "Weihnachten gilt seit jeher als Fest der Hoffnung. Die Botschaft von Bethlehem ist auch: Hoffnung schließt das Unverhoffte mit ein. Das Unwahrscheinliche, die Überraschung, sogar den Zufall. Man denke nur an die guten Nachrichten in letzter Zeit: Dazu gehören das Deutschlandticket ebenso wie der Regierungswechsel in Polen. Oder die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz mit der erklärten Bereitschaft zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. Oder die Kaffeepause, die sich Viktor Orban genehmigte, damit die EU einstimmig für Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine votieren kann. Unmöglich? Gibt es nicht, sagt die Hoffnung. Keine schlechte Devise in diesen Tagen," wendet der TAGESSPIEGEL ein.
"Weihnachten gibt die Möglichkeit, dankbar zu sein", erinnert der SUNDAY TELEGRAPH aus London. "In dieser Zeit des Jahres haben wir die Gelegenheit, die Dinge in eine Art richtige Perspektive zu bringen. In der Weihnachtszeit hat die Welt die Chance, zur Ruhe zu kommen, oder zumindest haben wir die Chance, in der Mitte des Geschehens zu entschleunigen und nachzudenken".
"'Fürchte dich nicht' ist eine Botschaft, die Kraft und Zuversicht spendet", erklärt die BERLINER MORGENPOST. "Und sie ist aktueller denn je. Wir dürfen uns nicht fürchten, weiter das Richtige zu tun. Zum Beispiel das überfallene Volk der Ukraine weiter entschlossen zu unterstützen. Ja, es ist ein Risiko dabei, sich einzumischen in diesen Krieg. Aber wer sich fürchtet, einem Wladimir Putin die Stirn zu bieten, muss am Ende befürchten, dass nach der Ukraine weitere souveräne Staaten ins Visier einer Macht geraten, die Grenzen mit militärischer Gewalt verschieben will. Furcht ist auch kein gutes Mittel, um die Herausforderungen im Alltag und im Berufsleben zu meistern. Generationen vor uns haben größte Krisen und schwindelerregende Transformationen erlebt. In der Zeit der Industrialisierung oder nach den großen Kriegen, als das Land zwei Mal wieder aufgebaut werden musste. Diese Transformationen waren viel tiefgreifender als das, was heutige Generationen mit der Digitalisierung oder dem Einzug der Künstlichen Intelligenz erleben. Wer Furcht ablegt und die Zukunft entschlossen annimmt, hat die Chance, sie zu gestalten. Wer sie fürchtet und verweigert, wird von ihr überrollt, ohne sie je gestalten zu können." Das war zum Abschluss der Presseschau eine Stimme der BERLINER MORGENPOST.