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Die Queen in Berlin
Kein Wort über die Rolle der Briten in der EU

Das Staatsbankett auf Schloss Bellevue war wohl der Höhepunkt von Tag eins des Queen-Besuches. Dabei sprach sie auch über ein Herzensthema der deutschen Gastgeber: Europa. Den Begriff "Europäische Union" nahm sie aber gar nicht erst in den Mund. Stattdessen verwies Elisabeth II auf die Lage in der Ukraine.

Von Benjamin Hammer | 25.06.2015
    Die britische Königin Elizabeth II. und Bundespräsident Joachim Gauck kommen am 24.06.2015 in Berlin im Schloss Bellevue zu einem Staatsbankett zusammen.
    Im Dialog: Queen Elizabeth und Bundespräsident Joachim Gauck (picture alliance / dpa - Michael Kappeler)
    Wie oft die Queen dieses Lied in ihren 63 Jahren auf dem Thron schon zu hören bekommen hat, das ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde "Pomp and Circumstance" vom britischen Komponisten Edward Elgar am ersten Tag des Besuches in Deutschland gleich mehrfach aufgefahren. Am Nachmittag in der Technischen Universität Berlin und am Abend beim Staatsbankett auf Schloss Bellevue. Königin Elisabeth II empfing dort die Gäste zusammen mit dem Bundespräsidenten. Einen Knicks oder eine leichte Kopfneigung machten sie dabei alle, ob Politiker, Unternehmenschef oder Sänger.
    "Das Vereinigte Königreich zählt sich seit 1945 zu den engsten Freunden Deutschlands ... "
    Am Vormittag war die Queen mit den höchsten protokollarischen Ehren vom Bundespräsidenten empfangen worden. Anschließend fuhr sie mit Joachim Gauck mit einem Boot über die Spree. Sie gedachte in der Neuen Wache den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft, sie sprach mit der Kanzlerin und sie besuchte die TU Berlin. Das Bankett am Abend war dann so etwas wie der Höhepunkt. Und das lag auch daran, dass sich die Queen – während des Tages bewusst zurückhaltend – hier zum ersten Mal öffentlich äußerte.
    "Das Vereinigte Königreich zählt sich seit 1945 zu den engsten Freunden Deutschlands in Europa", sagte die Königin. "In den Jahrzehnten, die seither vergangen sind, haben Großbritannien und Deutschland so viel erreicht, indem sie zusammengearbeitet haben. Ich bin voller Zuversicht, dass wir dies auch in den kommenden Jahren tun werden."
    Queen thematisierte die Lage in der Ukraine
    Die Queen trug ein weißes Kleid, eine opulente Kette mit Edelsteinen und ein Diadem auf dem Kopf. Im Schloss sprach sie auch über ein Herzensthema der deutschen Gastgeber: Europa. Die Worte "Union" oder gar "Europäische Union" nahm sie jedoch nicht in den Mund. Die Debatte über die Rolle der Briten innerhalb der EU sparte sie aus. Stattdessen verwies die Monarchin auf die Krise in der Ukraine.
    "Herr Bundespräsident, wir haben unseren Kontinent in unserem Leben von seiner schlechtesten, aber auch von seiner besten Seite kennengelernt. Wir wissen, dass wir uns ernsthaft anstrengen müssen, die positiven Veränderungen in der Welt seit dem Krieg zu erhalten. Wir wissen, dass Spaltung in Europa gefährlich ist und dass wir uns davor in Acht nehmen müssen, im Westen wie auch im Osten unseres Kontinents. Dies bleibt unser gemeinsames Bestreben."
    Bundespräsident Joachim Gauck sprach die Sorgen um die Zukunft der Europäischen Union direkter an:
    "Ein Viertel Jahrhundert, nachdem die Teilung unseres Kontinents endete, steht unsere Europäische Union vor großen Herausforderungen. Deshalb ist ein konstruktiver Dialog über die von Großbritannien angestrebten Reformen unerlässlich. Denn: Großbritannien ist ein Teil Europas. Und die Europäische Union braucht Großbritannien."
    Die vielen Bezüge auf die Geschichte werden auch in den kommenden Tagen beim Staatsbesuch der Queen erhalten bleiben. Elisabeth II wird nach Frankfurt zur Paulskirche reisen. Am Freitag besucht sie das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen in Niedersachsen.