Denn das Fjordufer war vor allem im Südosten der Stadt überwiegend Hafengebiet. 2000 beschloss Oslo, die Stadt zum Wasser hin für Bewohner und Touristen zu öffnen - und begann mit dem "Fjord City Project" das wahrscheinlich größte städtebauliche Vorhaben in der Geschichte Oslos, avisierte Fertigstellung: 2030.
Der Hafen wird weiter in den Süden verlagert, das Entwicklungsgebiet umfasst zwölf Kilometer Fjordufer und 225 Hektar, vom westlichen Frognerstranda bis zum östlichen Ormsund. Aber es geht nicht nur um einen höheren Freizeitwert, die Stadt braucht auch Wohnraum: Die Bevölkerung wächst jedes Jahr um zwei bis zweieinhalb Prozent. Allein im zentralen Stadtteil Bjørvika, im Moment Großbaustelle, sollen 5000 bis 6000 Wohnungen und Büros entstehen.
Die Stadtautobahn am Fjordufer wird in einen Tunnel verlegt, eine Strandpromenade, öffentliche Grünflächen und Plätze entstehen. Herzstück des Fjord City Projekts ist aber die neue Kulturmeile:
"Oslo ist historisch stark sozial gespalten zwischen dem reichen Westen und dem Osten des Flusses Akerselva. Die Kulturmeile soll diese Kluft überbrücken. Natürlich erlebt der östliche Teil ohnehin gerade einen Gentrifizierungsprozess. Trotzdem ist es wichtig, dass nicht alle kulturellen Angebote zum Beispiel in der Nähe des Palasts angesiedelt sind, sondern dass wir auch ein paar im östlichen Stadtzentrum haben."
Sagt Oslos Dezernentin für Städtebau Ellen de Vibe.
Den Auftakt für diese neue Kulturmeile machte vergangenes Frühjahr die Eröffnung der neuen Osloer Oper. Ein weißer Bau, der sich in Form einer Eisscholle in den Fjord schiebt. Im Vorfeld gab es eine so hitzige wie exemplarische Debatte: Soll so viel Geld, 450 Millionen Euro, denn für Kultur statt für Soziales ausgegeben werden? Wird die Provinz nicht zugunsten der Hauptstadt vernachlässigt? Die Diskussion verstummte bald, denn die Stadtverwaltung bezieht die Bevölkerung bei allen Veränderungen ein. Sie achtete beim Architekturwettbewerb darauf, dass das Opernhaus den Charakter eines zentralen Platzes bekam. Die Pressesprecherin der Osloer Oper, Lene Jacobsen:
"Bisher ist die Oper ein Riesenerfolg. Zu den Vorstellungen kommen jede Menge Leute, aber auch das Gebäude ist eine richtige Touristenattraktion geworden. Das liegt vor allem an der einladenden Architektur. Die Architekten haben eine große Dachlandschaft und ein offenes Foyer entworfen, die für jeden zugänglich sind. Und das macht die Leute wiederum neugierig darauf, was im Opernhaus passiert."
Die zunächst umstrittene Oper hat sich also in kurzer Zeit zu einem Wahrzeichen entwickelt. Heute hat sich die Debatte gedreht: Die Osloer befürchten inzwischen eher, das Haus könne bald nicht mehr ausreichend sichtbar sein. Teil von Oslos neuer Kulturmeile sind nämlich auch das Munch-Museum und die Nationalbibliothek, die auf die Nachbargrundstücke der Oper ziehen werden.
Auch um überhaupt an die Grundstücke zu kommen, hat die skandinavische Strategie des Einbeziehens gegriffen. Die Hafenverwaltung verkaufte selbstverständlich nicht gern ihre zentralen Areale. Zehn Jahre lang hat man darüber gestritten - am Ende ließ die Hafenverwaltung sich überzeugen, weil die Stadt ihr die Beaufsichtigung der Architekturwettbewerbe übertrug.
Zur Kulturmeile werden außerdem ein neues kulturhistorisches Museum und ein Neubau für das Nationalmuseum in der Nähe des Rathauses gehören. Sie endet im Stadtteil Tjuvholmen, wo an der Spitze der westlichen Bucht von Oslo der Neubau des privaten Astrup-Fearnley-Museums für zeitgenössische Kunst entsteht - zwar kein offizieller Bestandteil der Meile, aber eine zufällig glückliche Ergänzung.
In Tjuvholmen ist im Rahmen der Fjord City gerade ein Nobelviertel mit schicken Lofts und teuren Restaurants entstanden. Nebenan liegt das Vergnügungsviertel Aker Brygge mit seinen Malls und Bars, ebenfalls bereits erschlossen. "Elitenviertel" hieß der Vorwurf bei diesen Bauprojekten - aber die Nachfrage nach teurem Wohn- und Büroraum mit Fjordblick ist halt da.
Über einen Punkt hat die Stadt Oslo jedenfalls nie mit sich reden lassen: Für die Fjord City wollte man groß denken, betont Städtebaudezernentin Ellen de Vibe:
"Was wir hier machen, ist ziemlich einzigartig: In vielen anderen Städten, zum Beispiel in Kopenhagen, werden auch Hafengegenden erschlossen. Aber da steht ein Gebäude hier und eins dort, und dazwischen sind große Freiflächen. Uns war der öffentliche Raum immer wichtig. Nachdem die Pläne verabschiedet waren, haben wir einen Architekturwettbewerb zu Rolle und Gestaltung dieser öffentlichen Plätze gestartet."
Jetzt gestalten einige der besten skandinavischen Designer die Freiflächen. Und das alles wurde geregelt, bevor die einzelnen Parzellen an verschiedene Investoren verkauft wurden - Oslo will halt groß denken.
Der Hafen wird weiter in den Süden verlagert, das Entwicklungsgebiet umfasst zwölf Kilometer Fjordufer und 225 Hektar, vom westlichen Frognerstranda bis zum östlichen Ormsund. Aber es geht nicht nur um einen höheren Freizeitwert, die Stadt braucht auch Wohnraum: Die Bevölkerung wächst jedes Jahr um zwei bis zweieinhalb Prozent. Allein im zentralen Stadtteil Bjørvika, im Moment Großbaustelle, sollen 5000 bis 6000 Wohnungen und Büros entstehen.
Die Stadtautobahn am Fjordufer wird in einen Tunnel verlegt, eine Strandpromenade, öffentliche Grünflächen und Plätze entstehen. Herzstück des Fjord City Projekts ist aber die neue Kulturmeile:
"Oslo ist historisch stark sozial gespalten zwischen dem reichen Westen und dem Osten des Flusses Akerselva. Die Kulturmeile soll diese Kluft überbrücken. Natürlich erlebt der östliche Teil ohnehin gerade einen Gentrifizierungsprozess. Trotzdem ist es wichtig, dass nicht alle kulturellen Angebote zum Beispiel in der Nähe des Palasts angesiedelt sind, sondern dass wir auch ein paar im östlichen Stadtzentrum haben."
Sagt Oslos Dezernentin für Städtebau Ellen de Vibe.
Den Auftakt für diese neue Kulturmeile machte vergangenes Frühjahr die Eröffnung der neuen Osloer Oper. Ein weißer Bau, der sich in Form einer Eisscholle in den Fjord schiebt. Im Vorfeld gab es eine so hitzige wie exemplarische Debatte: Soll so viel Geld, 450 Millionen Euro, denn für Kultur statt für Soziales ausgegeben werden? Wird die Provinz nicht zugunsten der Hauptstadt vernachlässigt? Die Diskussion verstummte bald, denn die Stadtverwaltung bezieht die Bevölkerung bei allen Veränderungen ein. Sie achtete beim Architekturwettbewerb darauf, dass das Opernhaus den Charakter eines zentralen Platzes bekam. Die Pressesprecherin der Osloer Oper, Lene Jacobsen:
"Bisher ist die Oper ein Riesenerfolg. Zu den Vorstellungen kommen jede Menge Leute, aber auch das Gebäude ist eine richtige Touristenattraktion geworden. Das liegt vor allem an der einladenden Architektur. Die Architekten haben eine große Dachlandschaft und ein offenes Foyer entworfen, die für jeden zugänglich sind. Und das macht die Leute wiederum neugierig darauf, was im Opernhaus passiert."
Die zunächst umstrittene Oper hat sich also in kurzer Zeit zu einem Wahrzeichen entwickelt. Heute hat sich die Debatte gedreht: Die Osloer befürchten inzwischen eher, das Haus könne bald nicht mehr ausreichend sichtbar sein. Teil von Oslos neuer Kulturmeile sind nämlich auch das Munch-Museum und die Nationalbibliothek, die auf die Nachbargrundstücke der Oper ziehen werden.
Auch um überhaupt an die Grundstücke zu kommen, hat die skandinavische Strategie des Einbeziehens gegriffen. Die Hafenverwaltung verkaufte selbstverständlich nicht gern ihre zentralen Areale. Zehn Jahre lang hat man darüber gestritten - am Ende ließ die Hafenverwaltung sich überzeugen, weil die Stadt ihr die Beaufsichtigung der Architekturwettbewerbe übertrug.
Zur Kulturmeile werden außerdem ein neues kulturhistorisches Museum und ein Neubau für das Nationalmuseum in der Nähe des Rathauses gehören. Sie endet im Stadtteil Tjuvholmen, wo an der Spitze der westlichen Bucht von Oslo der Neubau des privaten Astrup-Fearnley-Museums für zeitgenössische Kunst entsteht - zwar kein offizieller Bestandteil der Meile, aber eine zufällig glückliche Ergänzung.
In Tjuvholmen ist im Rahmen der Fjord City gerade ein Nobelviertel mit schicken Lofts und teuren Restaurants entstanden. Nebenan liegt das Vergnügungsviertel Aker Brygge mit seinen Malls und Bars, ebenfalls bereits erschlossen. "Elitenviertel" hieß der Vorwurf bei diesen Bauprojekten - aber die Nachfrage nach teurem Wohn- und Büroraum mit Fjordblick ist halt da.
Über einen Punkt hat die Stadt Oslo jedenfalls nie mit sich reden lassen: Für die Fjord City wollte man groß denken, betont Städtebaudezernentin Ellen de Vibe:
"Was wir hier machen, ist ziemlich einzigartig: In vielen anderen Städten, zum Beispiel in Kopenhagen, werden auch Hafengegenden erschlossen. Aber da steht ein Gebäude hier und eins dort, und dazwischen sind große Freiflächen. Uns war der öffentliche Raum immer wichtig. Nachdem die Pläne verabschiedet waren, haben wir einen Architekturwettbewerb zu Rolle und Gestaltung dieser öffentlichen Plätze gestartet."
Jetzt gestalten einige der besten skandinavischen Designer die Freiflächen. Und das alles wurde geregelt, bevor die einzelnen Parzellen an verschiedene Investoren verkauft wurden - Oslo will halt groß denken.