Donnerstag, 18. April 2024


Die Versorgungswerke

Um im Alter genug Geld zu haben, zahlen viele Arbeitnehmer ihr Gespartes bei Versorgungswerken ein. So erhoffen sie sich, ausreichend abgesichert zu sein. Doch ist das Geld beim Versorgungswerk sicher angelegt? Oder kann die Finanzkrise auch hier zuschlagen?

Von Dieter Nürnberger | 14.10.2008
    Natürlich haben auch die berufsständischen Versorgungswerke in den vergangenen Tagen viele Anrufe besorgter Kunden bekommen, doch die Antwort ist stets ähnlich: "Nein, man habe keine Bedenken, hinsichtlich der Auswirkungen der Finanzkrise", heißt es beispielsweise beim "Versorgungswerk der Presse" in Stuttgart. Denn die Vermögensanlage erfolge in der Regel nach denselben Grundsätzen, die für private Lebensversicherungen gelten.

    Das heißt konkret: Das hier investierte Geld für eine oft zusätzliche Altersvorsorge der Versicherten werde so angelegt, dass Schieflagen Einzelner nicht so zu Buche schlagen können. Thomas Ebertz ist Geschäftsführer von "Asset Concept", der Anlage- und Finanzexperte spricht von einer breiten Streuung des hier eingesetzten Kapitals.

    "Es wird in der Regel in festverzinsliche Wertpapiere investiert. Die reichen dann von Bundeswertpapieren, also Bundesanleihen und -obligationen, bis natürlich auch hin zu Unternehmensanleihen. Ein geringerer Anteil ist sicherlich auch in Aktien investiert, ich vermute der Prozentsatz dürfte ungefähr bei zehn bis 15 Prozent im Durchschnitt liegen."

    Allerdings geht es derzeit an den Börsen deutlich nach unten. "Keine Bedenken" haben zu müssen, ist deshalb eine relative Aussage vieler Versicherungsträger. Denn es gibt Auswirkungen. Die sind zwar deutlich geringer als bei anderen Anlageformen, aber die Versicherten werden es wohl merken. Sie müssen damit rechnen, dass die Versorgungsträger künftig weniger erwirtschaften. Das würde sich dann auf die Überschussbeteiligung auswirken.

    Doch was heißt das konkret? Um wie viel könnte es nach unten gehen? Thomas Ebertz von "Asset Concept" macht folgende Rechnung auf.

    "Also nehmen wir an, eine Versicherung hat zu 15 Prozent in Aktien investiert. Die Aktienmärkte haben jetzt durchschnittlich um 30 bis 40 Prozent nachgegeben. Das heißt, diese 15 Prozent sind um 30 Prozent vermindert. Im Worst-Case sind dies zunächst mal fünf Prozent Verluste für die Versicherung. Das wirkt sich langfristig aus, weil dann die Verzinsung für den Versicherungsnehmer sinkt."

    Allerdings gebe es auch in diesem Bereich der Altersvorsorge einzelne Kandidaten, die unter anderem auch bei dem inzwischen recht bekannten und Pleite gegangenen Unternehmen "Lehman Brothers" angelegt hätten, sagt Ebertz.

    "Ja, es sind natürlich Träger betroffen, die auch in Lehmann-Papiere investiert haben. Aber, wie gesagt, es gibt eine breite Streuung, ich denke nicht, dass es dazu führt, dass einzelne Träger deswegen ausfallen werden."

    Hinter vielen Versorgungswerken stehen Lebensversicherer. Das heißt, im Ernstfall würde die Auffanggesellschaft "Protektor" einspringen müssen. Das Risiko für die Versorgungswerke von der Finanzkrise so richtig in Mitleidenschaft gezogen zu werden, ist somit eher gering. Trotz möglicher Minderungen bei der Überschussbeteiligung für die hier Versicherten.