Mittwoch, 24. April 2024

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Die Vinylplatte im Kontext der bildenden Kunst

Der Kunsthistoriker Wolfgang Brauneis ist Mitbetreiber des Kölner Plattenladens A Musik, in dem er sich auf Künstlerschallplatten der letzten Jahrzehnte spezialisiert hat.

Von Susanne Luerweg und Sabine Oelze | 03.10.2013
    Steckbrief: Wolfgang Brauneis
    Geboren: 1971
    Studium Kunstgeschichte und Philosophie
    Mitbetreiber von A Musik in Köln und freischaffender Kunsthistoriker
    Autor und Redakteur der Zeitschrift "testcard"


    Musik Albert Oehlen

    "Was wir hier versuchen, ist auch das Thema in seiner ganzen historischen Bandbreite abzudecken. Von Archivaufnahmen von Duchamp, Luigi Russollo aus den Zehnerjahren oder Bauhausmusik, das sind so die frühesten Archivaufnahmen, und dann über die Klassiker der Künstlerschallplatte, wenn man so will: Jean Dubuffet, Hermann Nitsch, Josef Beuys, Fluxus, all das was in den 60er, 70er-Jahren passierte über die Experimente der 80er-Jahre von Leuten wie Kippenberger oder Oehlen bis hin zu der elektronischen Musik von Carsten Nicolai, Michaela Melián oder anderen Musiken von zeitgenössischen Künstlern wie Tim Berresheim."

    Musik Tim Berresheim

    "Eine weitere Künstlerproduktion, die wir auf Eventuell, so heißt dieses Künstlerschallplatten-Label, war mit Raymond Pettibon und Oliver Augst und Christoph Korn, die zusammen mit weiteren Gastmusikern ein Hörspiel für den Hessischen Rundfunk produzierten mit linken Arbeiterliedern von Brecht, unter anderem wo es darum ging, die in die Gegenwart zu transformieren."
    Musik Arbeiterlieder Pettibon
    "Dass die Vinylplatte im Kontext der bildenden Kunst auftaucht, kann man seit Anfang der 60er-Jahre verfolgen. Es gab die ersten 10 Inch und LP-Editionen damals in einer relativ kleinen Auflage, vielleicht sogar nur zweistellig von Jean Dubuffet, die eigentlich in direkter Verbindung zu seinem bildkünstlerischen Werk stand, quasi Musique Brut, die dann auf Platte veröffentlicht wurde und von einer Galerie produziert wurde."
    Musik Pettibon
    "Ich glaube, dass was eigentlich interessant ist an dem Thema ist, dass es bildenden Künstler gibt, die Musik quasi als bildkünstlerisches Thema begreifen. Es ist Teil ihrer bildkünstlerischen Arbeit. Es gibt aber auch bildenden Künstler, die Musik machen, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun hat."
    Musik Pettibon
    "Eigentlich dürfte es das Thema bildende Künstler und Musik ja gar nicht geben, weil die Musik ja erst einmal Teil der bildkünstlerischen Arbeit werden müsste. Was ja seit der Konzeptkunst kein Problem mehr sein dürfte, weil Sprache ja auch als Teil der bildkünstlerischen Praxis verstanden wird. Mit der Musik funktioniert das noch nicht. Es gab viele Ausstellungen zu dem Thema, wobei interessant ist, dass die meisten davon immer wieder diesen klassischen Kanon der 60er bis 80er wiederholt haben. Also die Aufarbeitung dessen was in den letzten 20 Jahren passiert ist, fehlt eigentlich noch und da haben die Museen tatsächlich ein Problem mit."