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Die Welt ist Klang

Musik ist eine universelle Ausdrucksform des Menschen, die sich doch nie ganz greifen lässt. Nur so viel ist sicher: Sie fordert unsere Seele - und zwar ganz, wie einst Hermann Hesse bemerkte. Eine Annäherung an die ewige Macht der Musik.

Von Burkhard Reinartz | 25.12.2012
    "Das ist ja das Geheimnis der Musik, dass sie unsere Seele fordert, die aber ganz. Sie stellt über alle Wissenschaften und Sprachen hinweg in vieldeutigen, aber im letzten Sinne stets nur die Seele des Menschen dar." (Hermann Hesse)

    "Musik ist Sprache der Seele, eine Position, die natürlich im Zeitalter der Romantik eine Hochkonjunktur hatte. Man könnte auch in Umkehrung eines schönen Satzes, dass Architektur gefrorene Musik ist, sagen, dass Musik fließende Architektur sei."

    Dirk Joeres, Dirigent und Pianist.

    "Wir sind die Musik, solange die Musik erklingt. Sobald wir Musik hören, treten wir ein in einen phänomenalen Raum und in diesem Raum scheint es eine ganz musikspezifische Verschmelzung zu geben zwischen dem, was erklingt, und unserem Bewusstsein. Jedes Hören, jedes Gestalten von Musik, hat diese transzendente Qualität."

    "Stille, du Musik der Sphären, öffne den Weltinnenraum,
    lass die Fernen sich gebären, unserm Sehnen, unserm Traum,
    Strahlen der Arkture streifen alle Tiefen, alle Höhn,
    Größer noch als Licht und steigen: unhörbares Weltgetön"

    (David Colombra)

    Musik gehört zu den intensivsten emotionalen Ausdrucksformen, die sich Menschen in ihrer Kultur geschaffen haben. Musik übersetzt die Ereignisse und Erfahrungen des Lebens in musikalische Schwingungen. Sie öffnet die Wahrnehmung für etwas, was dem Sprechen und Nachdenken verschlossen bleibt. Den Transfer vom Persönlichen ins Überpersönliche hat der Philosoph Arthur Schopenhauer so beschrieben:

    "Musik drückt nicht diese bestimmte Freude, diese oder jene Betrübnis aus, sondern die Trauer, die Freude, die Gemüthsruhe. Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief wie die Musik, eben weil keine uns das Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt. Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." (Friedrich Nietzsche)

    Die Potenz der Musik, innere Entsprechungen auszudrücken, beschränkt sich nicht auf den weltlichen Bereich. Die Vermutung liegt nahe, dass Menschen seit Urzeiten die Musik als Spiegel einer unsichtbaren Ewigkeit erleben. Wie kaum ein anderes Medium dient Musik als Eintrittskarte in eine Welt jenseits von Zeit und Raum.

    Zwar hatten musikalische Klänge in der Frühgeschichte der Menschheit auch eine wichtige soziale und kommunikative Funktion. Doch vor allem war Musik ein Medium ritueller, kultisch-religiöser Lebensgestaltung – was unter anderem Knochenflötenfunde im Umfeld von Höhlenmalereien in Spanien und Südwestfrankreich aus der Zeit des Cro-Magnon-Menschen belegen. Neben ihrem beschwörenden Einsatz bei Jagd-Ritualen war Musik wichtiges Medium bei der Kontaktaufnahme mit Göttern und Ahnen – ähnlich wie es heute noch für manche traditionellen Stammeskulturen typisch ist.

    Erst in einem späten Stadium der Hochkulturen löste sich die Musik als Kunstmusik von ihrem kultisch-religiösen Charakter, spaltete sich in sogenannte sakrale und profane Musik und verzweigte sich seitdem in eine Vielzahl von Verortungen. Die Befunde der letzten Jahrtausende legen den Schluss einer wesensmäßigen Verwandtschaft von Musik und Religiosität nahe. Eine Realität, die sich dem Auge verschließt. Nicht sichtbar – aber hörbar.

    "Stille, die die ganze Weite in sich hat
    und an die Ohren weht,
    so, als wäre ihre andere Seite
    der Gesang, dem keiner widersteht."

    (Rainer Maria Rilke)

    Etliche Schöpfungsmythen verweisen auf die Bedeutung von Musik als symbolischer Spiegel kosmologischer Ordnungen. Die mythischen Erzählungen der Völker betrachten göttliche Wesen als Erfinder der Musik oder noch weitergehend: die Welt entsteht erst durch die Schwingungsenergie musikalischer Klänge. Ist es nicht seltsam, dass die Astrophysik der Gegenwart die Entstehung der Welt mit dem akustischen Bild des Urknalls beschreibt? Betreibt die moderne Naturwissenschaft etwa die Fortsetzung mythischen Erzählens in modernem Outfit?

    Für indische Musiker wie Hariprasad Chaurasia sind die Tonleitern und Skalen ihrer Ragas außerhalb von Zeit und Raum stehende Symbole. Sie gelten als klangliche Entsprechungen einer transzendenten Wirklichkeit, die über die Magie der Klänge erfahrbar wird. In diesem Sinn ist Musik immer göttliche Musik, ähnlich wie sie in unserem Kulturkreis zur Zeit der Antike und im Mittelalter verstanden wurde: Musik der Sphären.

    "Wenn ich vor Publikum spiele, dann ist es wie in einem Tempel oder einer Kirche – ich bete meine Musik, und deshalb hat meine Musik diesen hingebungsvollen, göttlichen und auch meditativen Charakter. Sie heilt die Natur, unser Bewusstsein, unsere Körper und Seelen."

    Nicht nur in Indien, sondern quer durch alle Kulturen, zieht sich als roter Faden die Entsprechung von irdischen Klängen und himmlischer Sphärenmusik. Die griechischen Philosophen Platon und Pythagoras entwickelten komplexe Systeme der emotionalen und transzendenten Wirkkraft von Musik, wobei Pythagoras zeigte, dass die musikalischen Intervalle – Quinte, Quarte und Oktave – auf exakten mathematischen Entsprechungen beruhen. Bereits im Jahr 500 vor Christus legte er damit die Grundlage für eine bis heute schwelende Debatte: Lässt sich Musik auf die musikalische Dynamik ihrer formalen Struktur reduzieren? Oder sprengen musikalische Klänge ihre Struktur und öffnen einen transzendenten Hör- und Erlebnisraum, der sich auch nicht annähernd durch den Intellekt erschließen lässt? Was hören wir, wenn wir Musik hören? Vielleicht die Transzendenz der Noten durch die Magie des Tons? vermutet der Dirigent Bruno Walter:

    "So erklingt in dem Werk der schöpferischen Phantasie des Komponisten zugleich das Eigenwesen der Musik als ein überpersönlicher Laut, der in der persönlichen, sich im Irdischen ereignenden Tonsprache unserer großen Meister mitschwingt. Ein verwandtes Dichterzeugnis hat Robert Schumann derart erleuchtet, dass er seiner Zustimmung in der hoch inspirierten Klavierfantasie in C-Dur Ausdruck gegeben hat. Die seltsamen Verse Friedrich Schlegels, denen wir Schuhmanns tiefes Werk verdanken und die er ihm als Motto vorangestellt haben, lauten:
    Durch alle Töne tönet
    Im bunten Erdenraum
    Ein leiser Ton gezogen
    Für den, der heimlich lauscht."


    Die Eingebundenheit des Menschen in eine kosmische Ordnung war den Komponisten und Musikern des Mittelalters noch selbstverständlich. Musik wurde als Abbild der göttlichen Schöpfungsordnung verstanden und diente dem Lob Gottes und seiner Schöpfung. Dieser Überzeugung lag der Glaube zugrunde, dass die Welt "stimmt", dass alles in ihr mit allem übereinstimmt und erst das dissonante Verhalten der Menschen den harmonischen Einklang verstimmt.

    "Ein Zauber des gregorianischen Gesanges ist auch der Puls des langsameren Jahrhunderts. Die Hektik unserer Zeit hat auch in die Musik eine gewisse Atemlosigkeit und Hast hineingetragen; wir ergehen uns im schnellen Tempo und vertragen ausgedehnte Flächen nicht mehr. Und gerade deshalb wird auf uns ein solch beruhigender Eindruck ausgeübt, wenn wir plötzlich in einen musikalischen Freiraum geraten, der – aus dem Nichts kommend, sich nirgendwo hinneigt, sondern am Ort stillsteht; eine Musik, die sich gleichsam wie im Kreis bewegt – und – sobald wir ihn betreten, die Zeit anhält und unsere Unruhe stillt." (Petr Eben: Die Demut des gregorianischen Chorals)

    Die europäische Kunstmusik entsprang den Klöstern, den liturgischen Gesängen lateinischer Texte – zuerst einstimmig in den gregorianischen Gesängen, später mehrstimmig und über unterschiedlichen Zeitebenen miteinander verknüpft. Erst sehr spät wurde das gesungene Wort durch instrumentale Musik ergänzt und später abgelöst. Der "Bezirk des Heiligen" wie ihn George Bataille beschrieb, wurde aus dem liturgischen Kirchenraum in den bürgerlichen Konzertraum transportiert, um in diesem Rahmen in der überzeitlichen Musik Mozarts, Beethoven und anderer Komponisten wieder aufzuerstehen – eine neue Form von Himmelfahrt, wobei Johann Sebastian Bach als Mittler zwischen Kirche und Konzertsaal wirkte.

    "Wenn man bedenkt, dass so viele Philosophen und Theologen Tage und Nächte damit verloren haben, nach Gottesbeweisen zu suchen, und den eigentlichen verloren haben. Nach einem Oratorium, einer Kantate oder einer Passion muss er existieren. Sonst wäre das ganze Werk des Kantors nur eine herzzerreißende Illusion. Musik ist die endgültige Emanation des Universums wie Gott die äußerste Emanation der Musik ist."

    Bach, Brahms, Mozart, Schubert, Beethoven. Ihnen allen gelang über musikalische Klänge der Brückenschlag zwischen dem Augenblick der Gegenwart und einer transzendenten überzeitlichen Wirklichkeit. Der Dirigent Sergiu Celibidache hat den überschreitenden Charakter der Musik so zusammengefasst:

    "Das Wesentliche der Musik, also die Musik selbst, ist nicht einmal in den Tönen:
    sie ist nirgends. Außerzeitlich. Sie wird in der Transzendenz."


    Der Zugang zu einem solchen Erleben von Musik ist vielen Menschen besonders im westlichen Kulturraum fremd geworden. Besonders im Laufe des letzten Jahrhunderts zersetzte sich das Vertrauen in die Stimmigkeit der Welt und wich einer skeptischen Haltung und dem Gefühl von Sinnlosigkeit. Die säkularisierte Menschheit hat sich kosmologisch erkältet und von diesem Katarrh bis heute nicht richtig erholt. Nicht zuletzt die Erfahrungen des letzten Jahrhunderts: die Weltkriege, der Holocaust und grausame Gemetzel im Namen Gottes haben das Vertrauen in die "Harmonia Mundi" erschüttert. Doch steht den schmerzliche Worten Rose Ausländers: "Die Musik ist zerbrochen" die hoffnungsvolle Zeile Paul Celans gegenüber: "Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen".

    "Fadensonnen über der grauschwarzen Ödnis
    Ein baum-hoher Gedanke
    greift sich den Lichtton
    Es sind noch Lieder zu singen jenseits
    der Menschen."


    Der vordergründig entzauberten Welt entspricht ein gebrochenes Musikerleben, das sich den Zugang zur spirituellen Dimension der Musik erst wieder neu erschließen muss. Jeder wird sich selbst beantworten müssen, ob er Mozarts unvollendetes Requiem als vernichtenden Sturz ins Nichts erlebt oder als hoffnungsvolle Tür zur Ewigkeit. Doch gerade im Angesicht von Brüchigkeit und Paradoxie menschlicher Existenz scheint im momenthaften Erleben von Musik die Erfahrung einer geglückten Existenz möglich - und sei es nur für einen Augenblick.

    Lexikalisch bedeutet Transzendenz einen Bereich, der die sinnlich fassbare raumzeitliche Welt überschreitet. Der Trompeter und Komponist Markus Stockhausen beschreibt, was er unter Transzendenz versteht:

    "Zeuge sein des Überweltlichen in der Welt. Das heißt auf den Begriff Transzendenz bezogen: wir bauen eine Brücke, wir bauen eine Brücke zum Jenseitigen, zu dem Nichtbenennbaren, aus dem wir uns speisen. Und Transzendenz wäre für mich das, was hinüberführt, was uns diesen anderen Bereich zugänglich macht. Und da kann Musik vielleicht sogar besser als die anderen Künste eine Brücke bauen, weil sie nicht so sehr an das Mentale appelliert, sondern den gesamten Menschen erfasst und öffnen kann."

    Dass die geistige Dimension der Musik nicht nur in der Kunstmusik der Klassik, sondern auch in der säkularisierten Moderne eine wichtige Unterströmung bildet, zeigen Komponisten wie Igor Strawinsky, Arnold Schönberg, Anton Webern, Max Reger und Paul Hindemith. Ganz zu schweigen von Olivier Messiaen, der sich ausdrücklich zum Katholizismus bekannte. Die späteren Vorreiter einer spirituellen Neudurchdringung der Musik wie Karl-Heinz Stockhausen und John Cage grenzten sich von den konfessionellen Religionsgemeinschaften eher ab. Sie suchten einen anderen Zugang zur Transzendenz – wobei sich hinter manchen Provokationen John Cages eine subtile Religiosität verbarg.

    "Sinn der Musik ist für mich, den Geist zu reinigen und zu beruhigen und ihn so göttlichen Einflüssen zu öffnen."

    Viele der Epoche prägenden Musiker des westlichen Kulturraums verstanden sich mehr als Medium für transzendente Klänge denn als eigenständige Produzenten.

    "Ich spiele nicht wirklich die Musik. Ich bin nur ein Instrument, auf dem Gott spielt." (Johann Sebastian Bach)

    Und Gustav Mahler:

    "Ich sage Dir, mir ist bei manchen Stellen manchmal etwas unheimlich zumute. Es kommt mir vor, als ob ich das gar nicht gemacht hätte."

    Arnold Schönberg empfand die Spätwerke Mahlers, als spräche der Komponist darin "kaum mehr als ein Subjekt. Dieses Werk ist nicht mehr im Ich-Ton gehalten". Solche Erfahrungen teilen heute Musiker aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen wie der amerikanischen Sänger und Dirigent Bobby McFerrin und der indische Bansuri-Spieler Hariprasad Chaurasia:

    "Es ist so leicht zu meinen, dass du es bist, der die Musik macht, besonders, wenn du berühmt wirst. Wir erschaffen die Musik nicht wirklich. Sie ist bereits da, wir entdecken sie nur."

    "Ich bin niemand, jemand betritt mein Bewusstsein, jemand kommt in meine Seele und jemand beginnt zu spielen. Ich sitze nur, bin stumm und halte ein Stück Bambus in der Hand, aber da spielt jemand und jemand hört zu und gleichzeitig ist da noch jemand dazwischen, zwischen den Hörern der Musik und mir."

    Das Erlebnis einer überirdischen Ergriffenheit durch musikalische Klänge ist nicht willentlich herstellbar und auch nicht jedem Menschen in gleicher Weise zugänglich. Doch setzt es immer ein existentielles Berührt sein voraus. Wenn Mozarts Zauberflöte die Macht der Liebe beschwört, eine Symphonie Mahlers den Kreislauf des Lebens durchmisst oder ein Lied Schuberts den Abschiedsschmerz besingt, werden einem Augenblicke geschenkt, in denen Menschen sich mit allem in Einklang setzten können, was Leben ausmacht. Vielleicht zeigt Musik immer dann eine überirdische Qualität, wenn sie ein Ringen um die letzten Geheimnisse des Daseins widerspiegelt oder die Schönheit der Welt feiert. Besonders dann, wenn es um die großen Lebensthemen geht wie Schicksal, Liebe, Tod oder der Sinn des Lebens. Für all diese Fragen gibt es letztlich keine sprachlichen Antworten. Es sind die in Töne und Melodien eingewobenen musikalischen Botschaften, die Antworten ahnen lassen.

    "Das ist so ein Traum von mir, dass in einem einzelnen Ton alles gesagt werden kann."

    Markus Stockhausen.

    "Musik entstammt der Bemühung des Menschen, sich mit der kosmischen Essenz in Einklang zu setzten, die in jeder Schöpfung wurzelt. Dem Wogen dessen, das in Zeit und Raum Bewegung hervorruft – und dadurch Rhythmus. Diese Emanation der 'Silbe, die Gott ist', findet sich in jedem Atom wie in jeder musikalischen Note. Noten sind die Samen der Musik und die Samen der Schöpfung befinden sich im Klang. Durch die Musik, wird der Mensch auf den Puls der Schöpfung gestimmt und dadurch erhält er Eigenschaften des Schöpfers, in dessen Namen er schöpft. Wenn das erreicht ist, erfüllt Kunst ihren eigentlichen Sinn. Musik ist das Sakrament durch das der Mensch das Geheimnis seiner Schöpfung zelebriert." (Kavichandran Alexander)

    Wenn Musiker, Konzertbesucher oder Mitglieder von Laienchören über die Wirkung des Klangs auf ihr Innerstes sprechen, benutzen sie oft ein bestimmtes Bild: die Kraft der Musik, den Zustand der Seele zu verändern, sie quasi wie ein Instrument zu stimmen. Weisheitslehren der letzten Jahrtausende haben den Menschen mit der Saite eines Instruments vergleichen, das mehr oder weniger gut gestimmt oder aber verstimmt ist. Hat die Saite zu wenig Spannung, klingt sie ausgeleiert und kraftlos. Hat sie zuviel Spannung, tönt sie schrill und überspannt. Der indische Musiker und Sufi Hazrat Inayat Khan hat das gegen Ende des 19. Jahrhunderts so auf den Punkt gebracht:

    "Es geht darum, die Seele wieder auf ihren eigenen Ton einzustimmen, durch den sie das Unendliche erfahren kann."

    Der Sufimeister sprach das an, was heute die moderne Naturwissenschaft bestätigt: Der ganze Kosmos schwingt, alles ist Bewegung, Vibration und damit musikalischer Klang. Folgt man dieser Sichtweise, wäre das abendländische Denken wieder da angekommen, wo die Betrachtungen über Musik ihren Ausgang nahmen: im Fernen Osten. Nada Brahma – die Welt ist Klang, hieß es bereits vor Tausenden von Jahren in den altindischen Weisheitsschriften. Hazrat Inyat Khan:

    "Jedes Wesen, das lebt, kommt in die äußere Welt und kehrt einmal dorthin zurück, woher es kam, so wie jeder Ton in den Ozean des Klanges zurückkehrt. Auch der Unterton unseres Daseins mündet allmählich in diesen allumfassenden Ozean ein. Dieser Ton ist immer und wird immer sein. Wer das Geheimnis dieses Tones kennt, kennt das Mysterium des Weltalls."

    In Indien wird dieser Ton "anahat" genannt: der unbegrenzte Ton. Und in Tibet heißt es, das gesamte Universum sei aus der Ursilbe "Om" entstanden, die immer wieder neu "Es werde" spricht. Jede Musik sei letztlich eine Variation dieses einen Urtons – eine Einsicht, die fernöstliche Weisheitslehren und westliche Künstler verbindet:

    "Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort.
    Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."

    (Joseph von Eichendorf)

    "Durch alle Töne tönet / im bunten Erdenraum
    ein leiser Ton gezogen / für den, der heimlich lauscht."



    Weiterführender Link:

    Eine Lange Nacht über Musik und Spiritualität