Freitag, 29. März 2024

Die Zahl der Opfer von Dresden 1945
"Wir manipulieren nicht, wir zitieren Historiker"

Jedes Jahr im Februar wird der Opfer der Luftangriffe auf Dresden gedacht. Und jedes Jahr werfen uns Hörer vor, wir würden in unseren Nachrichten die Zahl der Toten verfälschen. Hier ein Beispiel für Kritik und Antwort.

Von Marco Bertolaso | 13.02.2016
    Dresden nach den Luftangriffen vom 13. und 14. Februar 1945 - bei denen die historische Innenstadt fast völlig zerstört wurde, bis zu 25.000 Menschen fanden den Tod.
    Bei den Luftangriffen auf Dresden vom 13./14.2.1945 starben nach Erkenntnissen von Historikern bis zu 25.000 Menschen. (picture-alliance / dpa / Gutbrod)
    Die Hörermail Sehr geehrte Redaktion, mir liegen mehrere Berichte aus verschiedenen Quellen vor, die ich Ihnen nennen könnte, die die Anzahl der Opfer des Terrorangriffs auf Dresden zwischen 100 und 250 Tds. beziffern. Warum werden immer nur 25 Tsd. Tote erwähnt? Um diesen Angriff zu relativieren? Ich bezweifele inzwischen stark, dass der DLF noch neutral ist. Mit zweifelhaften Grüßen,
    Unsere Antwort:
    Sehr geehrter Hörer,
    vielen Dank für Ihre Zuschrift und für die Kritik.
    Die Luftangriffe auf Dresden sind ohne jeden Zweifel ein furchtbares Ereignis der europäischen Geschichte. Dies kann, ja muss man sagen, ohne Ursache und Wirkungen des Zweiten Weltkriegs zu verwechseln.

    Ich schreibe Ihnen aus dem DLF-Funkhaus im Kölner Süden, also aus der deutschen Großstadt, die als erste massiven Bombardements ausgesetzt war und die bis heute schwer davon gezeichnet ist. Auch hier im Westen können wir also in etwa nachvollziehen, worum es geht.
    Es gab viele Jahre lang ein aus meiner Sicht kaum zu verstehendes Tauziehen um die Zahl der Toten in Dresden. Es haben politische Interessen eine Rolle gespielt. Es hat auch an mangelnder historischer Bearbeitung gelegen. Ich bin kein Experte für diese Frage. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass seit einiger Zeit der Bericht einer von der Stadt Dresden eingesetzten Historikergruppe vorliegt, der die Zahl mit "bis zu 25.000" angibt.
    Diese neuere Darstellung ist eingeflossen in die offizielle Bewertung und ist auch Grundlage für unsere Berichterstattung in den Nachrichten.
    Gestatten Sie mir noch eine persönliche Anmerkung: Die Kontroverse läuft in gewisser Weise ins Leere. Jeder Tote ist einer zu viel. Das Aufrechnen von Opferzahlen hat seit den Sumerern, Ägyptern oder Griechen noch niemanden weiter gebracht. Es hilft auch uns heutigen Europäern nicht.
    Helfen kann uns dagegen, dass wir uns unsere jeweiligen Sichtweisen auf die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erklären, unsere persönlichen und kollektiven Erinnerungen. Wenn wir diese gegenseitig respektieren, können wir gemeinsam dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert.
    Mit vielen Grüßen, Ihr Marco Bertolaso.