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Die Zukunft der Ernährung
Salat aus dem Lkw, Gurkenwasser aus Automaten

Dank DNA-Test endlich die richtigen Ernährungstipps bekommen. Ein Laster, in dem Salat wächst und der Big-Brother-Getränkeautomat: Auch beim Thema Essen spielt Computertechnik inzwischen eine große Rolle - wie bei diesen drei Innovationen, die auf der Konferenz "South by Southwest” in Austin, Texas, zu sehen sind.

Von Wolfgang Stuflesser | 14.03.2017
    Salat aus dem Stahlregal: die Wurzeln schwimmen in Nährlösung, bestrahlt von LED-Licht. Wächst schneller, braucht keine Pestizide und wenig Wasser. Aber schmeckt das auch?
    Salat aus dem Stahlregal: die Wurzeln schwimmen in Nährlösung, bestrahlt von LED-Licht. Wächst schneller, braucht keine Pestizide und wenig Wasser. Aber schmeckt das auch? (Deutschlandradio/Wolfgang Stuflesser)
    Gut zehn Meter lang ist der Lastwagen-Anhänger, den die Firma Local Roots in einer der Messehallen geparkt hat. Darin: ein ganzes Salatfeld. Es sei der weltweit erste reisende Bauernhof, erklärt Unternehmenssprecherin Allison Towle.
    Drinnen sitzen auf Stahlregalen Salatpflänzchen, in Reih’ und Glied in einer Art Lochblech - die Wurzeln schwimmen in Nährlösung, von oben scheint rotes und blaues LED-Licht. Die Pflanzen sollen so 50 Prozent schneller wachsen, brauchen keine Pestizide und nur ein Prozent der sonst verwendeten Wassermenge. Die Firma kommt aus Kalifornien, wo seit Jahren eine extreme Dürre herrscht. Aber warum muss das Ganze dann auch noch fahrbar sein? Allison Towle erklärt:
    "98 Prozent des Blattgemüses der USA wird in Kalifornien und Arizona angebaut - also im Südwesten. Von dort wird es in gekühlten Lastern in die gesamten USA gebracht. Das dauert bis zu zehn Tage, und 40 Prozent der Ladung überstehen den Transport nicht. Diesen Verlust müssen die Lebensmittelgeschäfte auf den Preis aufschlagen - und bieten Salat deshalb oft nur in Filialen in reicheren Wohngegenden an."
    Ernährungsberatung im Gegenzug für DNA-Daten
    Während Local Roots gesundes Essen preiswerter machen will, geht es bei der Firma Habit eher um die gut betuchten Kunden: Umgerechnet rund 300 Euro kostet das Testpaket, mit dem der Nutzer zuhause unter anderem Blutzuckerspiegel und Bauchumfang misst - um dann maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen zu bekommen. Allerdings erwartet die Firma auch einen Wangenabstrich für eine DNA Analyse, sagt Anjali Jameson.
    DNA-Probe gefällig? Maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen gibt es im Gegenzug für die DNA-Analyse des Kunden. Wieviel Zugriff aufs Genom des Kunden braucht es? 
    DNA-Probe gefällig? Maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen gibt es im Gegenzug für die DNA-Analyse des Kunden. Wieviel Zugriff aufs Genom des Kunden braucht es? (Deutschlandradio/Wolfgang Stuflesser)
    Fragt sich natürlich, ob es wirklich den Vollzugriff aufs Genom des Kunden braucht, um ihm gesunde Lebensmittel zu empfehlen. Dazu Anjali Jameson:
    "Ein Großteil der Messungen läuft über den Blutzuckerspiegel. Die Genetik nutzen wir als Zusatz: Ich selbst bin zum Beispiel recht gesund und hatte sehr gute Testwerte - aber ich trage das Adipositas-Gen in mir und meine gesamte Familie ist übergewichtig. So können wir die Testergebnisse an Hand der genetischen Daten anpassen."
    Das Kundenverhalten per Datenübertragung vorab ermitteln
    Auch beim Thema Essen spielen Daten natürlich die Hauptrolle auf dieser Technik-Konferenz. Um die Ecke zapft sich ein Besucher gerade aromatisiertes Wasser aus einem Automaten. Bevi heißt die Firma und vermietet ihre technisch hochgerüsteten Wasserspender an Firmen, die sie sich für umgerechnet rund 350 Euro im Monat ins Büro stellen können. Über einen Touchscreen wählt der Nutzer zwischen Limette-Minz-Aroma, Gurke oder Kokosnuss.
    Aromatisiertes Wasser aus dem Automaten - gibt´s mit Kokosnuss, Gurke oder Limettengeschmack. 
    Aromatisiertes Wasser aus dem Automaten - gibt´s mit Kokosnuss, Gurke oder Limettengeschmack. (Deutschlandradio/Wolfgang Stuflesser)
    Und der Automat funkt ständig übers Internet an die Herstellerfirma, sagt Tim Phan:
    "Weil wir übers Internet mit dem Automaten verbunden sind, können wir den Kunden ein paar lustige Informationen zukommen lassen: Zum Beispiel, welches der beliebteste Geschmack ist oder zu welchen Uhrzeiten wie viel gezapft wird. Durch diese Daten wissen wir auch, dass ein Automat etwa 35.000 Plastikflaschen im Jahr einspart."
    Das ist natürlich gut in Sachen Umweltschutz - der Datenschutz rückt dagegen für manche Firmen, die sich während South by Southwest präsentieren, offenbar eher in den Hintergrund.