Samstag, 20. April 2024

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Digitale Produktionsformen im Jazz
Generation Copy & Paste

Lange galt im Jazz das Ideal: Musik sollte selbst im Studio möglichst live entstehen. Inzwischen verbreitet sich auch hier die in Pop, Hip-Hop und elektronischer Musik übliche Produktionsweise mit digitalen Versatzstücken. Wie gehen improvisierende Musiker damit um?

Von Thomas Loewner | 15.04.2021
    Ein junger Mann mit Kappe, Sonnenbrille und orangener Regenjacke steht vor einer dunkelblauen Wand. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Jazz".
    Saxofonist Otis Sandsjö hat in einer Reggae-Band angefangen und liebt Hip-Hop (Hagen Moller)
    Miles Davis nutzte als einer der ersten Jazzmusiker die Möglichkeiten der Nachbearbeitung. Ab den 1960er-Jahren nahm er viel mehr Material auf, als auf eine Platte passte - um anschließend mit seinem Produzenten Teo Macero die besten Momente daraus zu neuen Stücken zu montieren. Heute nutzen junge Musiker Post-Production auch als experimentelles Spielfeld für die Mischung akustischer und elektronischer Sounds. Ziel ist dabei oft ein improvisatorisch geprägter Umgang mit der Technik. Ursprünglich "analoge" Spieler wie der Saxofonist Wanja Slavin und der Schlagzeuger Ludwig Wandinger sind zu gesuchten Fachleuten im Umgang mit Musiksoftware geworden. Andere aktuelle Beispiele: die Projekte der beiden Schweden Petter Eldh und Otis Sandsjö, aber auch der R&B-inspirierte Sound der Kölner Band Salomea.