Dienstag, 16. April 2024

Dlf-Beiträge des Jahres
Was unsere Nutzer 2017 bewegte

Asteroiden-Einschläge, Pop-Rezepte und postkapitalistische Perspektiven – das waren einige der Themen, die 2017 das Programm des Deutschlandfunks bereichert haben und auf großen Zuspruch im Netz gestoßen sind. Ein Jahresrückblick aus Nutzer-Sicht.

Von Nina Carbonetti | 28.12.2017
    Menschen kommunizieren mit drahtlosen Technologien
    Ob im Radio, als Podcast oder Online-Beitrag: Das Programm des Deutschlandfunks steht Nutzern auf unterschiedlichen Ausspielwegen zur Verfügung (imago / Icon Images)
    Von Autos, Arbeit und der Angst vorm Wandel
    Ein Interview bewegte die Nutzer in diesem Jahr mit Abstand am meisten: Der Publizist Richard David Precht spricht darin über ein - auf den ersten Blick - eher nüchternes Thema: die Digitalisierung und ihre Folgen. Mit seinen Ausführungen trifft der Publizist offenbar einen Nerv. Vermutlich auch, weil es ihm gelingt, die Digitalisierung, die zwar alle betrifft, aber bisher nur wenige verstehen, lebensnah und an konkreten Beispielen zu erklären. Etwa im Hinblick auf Mobilität: "Das selbstfahrende Auto wird die deutsche Automobilindustrie, als die wir sie bislang kennen, regelrecht vernichten", sagte Precht im Interview.
    Richard David Precht stellt am 20.10.2016 sein Buch "Tiere denken" beim Spiegel auf der Buchmesse Frankfurt vor. Foto: Susannah V. Vergau / dpa | Verwendung weltweit
    Der Philosoph Richard David Precht (dpa/ Susannah V. Vergau)
    Neben dem Auto - angeblich der Deutschen liebstes Kind - fasst Precht im Gespräch weitere thematisch heiße Eisen an: die Zukunft der Arbeit ("keine Nine-to-five-Jobs mehr"), den Einfluss großer Digitalkonzerne ("Wir steuern auf eine technokratische Diktatur zu") und schließlich das bedingungslose Grundeinkommen ("Das ist eine Idee, die unaufhaltsam ist").
    Gebrauchsanweisung für Pop
    "Ella ella ella, eh eh eh" - wer kennt diese Passage nicht? Als Ohrwurm ist sie in den vergangenen zehn Jahren vermutlich Menschen auf der ganzen Welt im Kopf herumgespukt. Sie stammt aus Rihannas Lied "Umbrella". Wie der Song zum globalen Hit wurde - und damit zum Paradebeispiel für den Pophit neuen Typs, erklärt das Feature bei "Corso" "Die Pop-Fabrik". Mit den exklusiven Einblicken in die Welt der Popindustrie - die Autorin nahm an einem Song-Writing Camp teil und traf einige der aktuell gefragtesten Hit-Macher - erreichte der Beitrag einen der Spitzplätze.
    Auch in den sozialen Medien hatte der Beitrag viele Fans:
    Putzen bewegt die Gemüter
    Wer viel putzt, stirbt früher - so lautet das Ergebnis einer belgischen Studie, bei der das Sterberisiko im Reinigungsgewerbe untersucht wurde. Der gleichnamige Beitrag gehörte zu den beliebtesten auf unseren Social-Media-Kanälen. Mehr als 2.700 Menschen haben das Posting in ihrer Facebook-Timeline geteilt. Offensichtlich ein hoch emotionalisierendes Thema.
    Gewalt in der Geburtshilfe
    Es sind verstörende Schilderungen: ungewollte Untersuchungen, verbale Demütigungen, missbräuchliche Behandlungen. Mehrere Frauen erzählen in diesem Feature, was sie während der Geburt ihres Kindes erlebt haben. Für sie ist das Erlebnis, das eigentlich zu dem schönsten in ihrem Leben gehören sollte, zu einem Trauma geworden. Mit Folgen, unter denen sie bis heute leiden.
    Gewalt in der Geburtshilfe - ein Thema, das viele Nutzer interessiert hat und über das offenbar noch zu wenig gesprochen wird.
    Bitcoin für Dummies
    Von dem aktuellen Bitcoin-Fieber war im Mai - als dieser Beitrag entstand - noch nichts zu ahnen. Das Interesse an der Kryptowährung war aber bereits damals groß: Das Erklärstück belegte den gesamten Monat über den Spitzenplatz der meistgelesenen Dlf-Beiträge. Wie die digitale Währung funktioniert, worin ihre Vorteile liegen und welche Gefahren mit ihr verbunden sind, legt der ausführliche Hintergrund anschaulich dar.

    Montage von Online-Shopping mit Bitcoin
    Ein "Hintergrund" über Bitcoin stieß auf großes Interesse. (imago / Guido Rosa)
    Übung für den Weltuntergang
    Das Weltall - unendliche Weiten. Es ist das Jahr 2027. Ein Asteroid befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde. Dem drohenden Einschlag werden Millionen Menschen zum Opfer fallen ...
    Keine Sorge, es handelt sich um ein fiktives Szenario, das auf einer Tagung zur Planetenverteidigung in Tokio die Grundlage für ein Planspiel lieferte.

    Der "Sternzeit"-Beitrag über die Vorkehrungen für den kosmischen Treffer landete in der Dlf-Bestenliste ganz weit oben.
    Schwein gehabt: Ein Asteroid mit Mond zieht knapp an der Erde vorbei (Zeichnung).
    Schwein gehabt: Ein Asteroid mit Mond zieht knapp an der Erde vorbei (Zeichnung). (ESA/Carril)
    Analyse in verwirrenden Zeiten
    2017 war ein Jahr vieler Anschläge: New York, Stockholm, Istanbul, St. Petersburg sind nur einige der Städte, in denen Attentate verübt und Menschen verletzt oder getötet wurden. Auffällig an diesen vier Gewalttaten war, dass an ihnen Usbeken beteiligt waren. Die ehemalige Sowjetrepublik rückte in den Fokus.
    Im Deutschlandfunk-Interview widerspricht Zentralasien-Experte Sebastian Schieck vehement dem Verdacht, dass es einen Zusammenhang geben könnte: Es sei zwar auffällig, dass alle vier Täter Usbeken seien. Daraus könne man aber nicht automatisch schließen, dass Usbekistan eine Art Pulverfass sei.
    Im Bezug auf die Täter geht Schieck davon aus, "dass die Radikalisierung im Ausland stattgefunden hat, also nicht in der Region oder in Usbekistan selber."
    Über die Linderung eines Leidens
    Milas Stimme klingt verletzlich. Zu hören ist sie in dem Feature "Ruhe nach dem Daueralarm". Darin erzählt die 26-Jährige von ihrer Krankheit: Mila leidet an einer Borderline Persönlichkeitsstörung. Ein Leiden, das lange als unheilbar galt. Nun aber scheint es für Betroffene Hoffnung zu geben, die Krankheit überwinden oder zumindest lindern zu können.
    Im April führte dieser Beitrag, der wissenschaftliche Tiefe und persönliche Schilderung verbindet, die Liste der meistgelesenen Beiträge an.
    Eine Kritik sorgt für Wirbel
    Kurz nach dem G20-Gipfel in Hamburg fragte die "Bild"-Zeitung auf ihrer Titelseite: "Wer kennt diese G20-Verbrecher?" Die Dlf-Mediensendung "@mediasres" griff den Fahndungsversuch des Blattes auf und fragte: Was haben solche private Pranger-Aktionen eigentlich in einem demokratischen Rechtsstaat zu suchen?
    Große Resonanz auf den Beitrag gab es in den sozialen Netzwerken:
    Ideen für eine bessere Welt
    "Wenn das Alte stirbt, muss darüber gesprochen werden, wie etwas Neues aussehen könnte" - so lautet die Ausgangsüberlegung von "Postkapitalistische Perspektiven", ein Beitrag, der im Januar 2017 besonders viele Nutzer angesprochen hat.
    Mit dem Alten ist in diesem Fall das kapitalistische Weltsystem gemeint. Was an seine Stelle treten und warum die Welt dadurch zu einem besseren Ort werden könnte, das erklärt das Radio-Langstück aus der Sendung "Essay und Diskurs".