Dlf-Sportgespräch zu Fanprotesten"Der DFB misst mit zweierlei Maß"
Um die Fankultur in deutschen Fußball-Stadien hat es in der vergangenen Woche viele Diskussionen gegeben, vor allem wegen der Beleidigungen gegen den Mäzen der TSG Hoffenheim, Dietmar Hopp. Im Dlf-Sportgespräch geht es um die Frage, inwiefern Beleidigungen zum Fußball gehören - und wie eine einheitliche Linie gefunden werden kann, was Ethik und Moral im Stadion betrifft.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- BVB-Fans zeigen Banner mit den Gesichtern von Dietmar Hopp (l-r), Fritz Keller und Karl-Heinz Rummenigge mit roter Clownsnase (dpa / Bernd Thissen)
Schmähungen gegen Hopp "Hass bleibt Hass und hat im Stadion nichts zu suchen"
Wegen Schmähungen gegen Dietmar Hopp Hoffenheim-Verbot für BVB-Fans
Fanaktivistin zu Schmähgesängen "Wie will man das nachweisen?"
Fußball Hopp verklagt Schmähsänger
Im Gespräch diskutieren Helen Breit vom Fanzusammenschluss "Unsere Kurve" und die Fananwältin Angela Furmaniak. Der Deutsche Fußball-Bund wollte der Diskussion nicht beiwohnen.
Beide Gesprächspartnerinnen betonten, dass sie das Schimpfwort "Hurensohn", das Hoffenheim-Mäzen Hopp in den Stadien entgegengeschleudert wurde, nicht mögen. Helen Breit betonte aber, dass sie es für legitim halte, dass "Menschen in Sprechchören ihrer Wut Ausdruck verleihen". Vieles werde dabei zugespitzt und verkürzt. Die Anwältin Angela Furmaniak betonte, sie spreche sich deutlich gegen diesen Begriff aus, allerdings sei festzuhalten: "Es ist ein absolut üblicher Begriff im Fußballumfeld."
Helen Breit fordert, dass Verbote von Beleidigungen und Ahndungen, wenn es sie denn gebe, auch für alle gleichermaßen gelten. Auch Spieler dürften nicht beleidigt werden. Und Breit erweiterte die Perspektive und betonte, dass Menschenrechte durch Kooperationen mit Katar "mit Füßen getreten" werden. Um den Fußball " in Anführungsstrichen besser zu machen" müssten die Fans eingebunden werden.
(Revierfoto/dpa)"Der Konflikt wird an anderer Stelle noch mal aufbrechen"
Max-Jacob Ost vom Podcast Rasenfunk glaubt, dass der Streit um Kollektivstrafen wieder aufbrechen wird, wenn es keinen echten Dialog zwischen dem DFB und den Fans gibt.
(Uwe Anspach/dpa)Eskalation statt Kommunikation
Um Dietmar Hopp gehe es nur noch vordergründig, sagt Dlf-Sportredakteur Maximilian Rieger zum Konflikt zwischen Fans und Fußballfunktionären. Schiedsrichter hatten wegen Anfeindungen gegen Hopp mehrere Spiele unterbrochen. Das Ziel des DFB könnten kritikfreie Stadien sein.
(www.imago-images.de)Der DFB sendet ein katastrophales Zeichen
Das konsequente Durchgreifen des DFB in Zusammenhang mit den Schmähplakaten gegen Dietmar Hopp ist sehr verwunderlich, kommentiert Klaas Reese. Eine derartige Konsequenz hat der Verband bislang etwa bei Rassismus und Sexismus vermissen lassen.
Angela Furmaniak betonte, der DFB messe mit zweierlei Maß. Der Verband wolle mit Hopp einen Mäzen hofieren. Aber, so Furmaniak, "das hat aus meiner Sicht überhaupt nichts damit zu tun, dass man sich wirklich ernsthaft darum bemüht, das Problem, das es im Fußball ja gibt, von Sexismus, von Diskriminierung, von Rassismus wirklich ernsthaft anzugehen." Die Fans hätten am vergangenen Wochenende Korruption und Menschenrechtsverletzungen thematisiert. Beleidigungen seien da an allerletzter Stelle gewesen. In diesem Sinne hätte die "Hurensohn-Aktion" im Kontext mit Herrn Hopp möglicherweise etwas Gutes gehabt.
Was die Kollektivstrafen betrifft, die als Auslöser für die Proteste gegen Hopp gelten, sagte Helen Breit von "Unsere Kurve" dass der DFB Glaubwürdigkeit wieder aufbauen müsse. Das könne nur geschehen, indem der Verband die Kollektivstrafen in seiner Rechts- und Verfahrensordnung abschaffe.
Anwältin von Fußball-Fans: Angela Furmaniak (imago / Christian Grube)
Fan-Anwältin Angela Furmaniak ergänzte, die Fans hätten immer wieder einen Tritt gegen das Schienbein von den Verbänden abgekriegt. Irgendwann sei die Enttäuschung sehr groß gewesen, sodass das Ganze in die andere Richtung ausgeschlagen sei. Sie heiße nicht alles gut. Aber es liege nun am DFB, jetzt auf die Fans zuzugehen und deutlich zu machen, dass man gewillt ist, etwas am eigenen Verhalten zu verändern.
Kollektivstrafen, so Furmaniak, führten in aller Regel dazu, dass sich der Unmut eben nicht gegen die eigenen Leute richtet, sondern gegen denjenigen, der die Kollektivstrafen verhängt, nämlich den Verband.