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documenta-Obelisk von Olu Oguibe
Ankauf beschlossen – Standort noch unklar

Für den Erhalt des Kunstwerks wurde lange gestritten, nun ist klar: Die Stadt Kassel wird den documenta-Obelisken von Olu Oguibe kaufen. In die 16 Meter hohe Stele ist das Bibel-Zitat eingraviert "Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt". Über den endgültigen Standort muss noch beraten werden.

Von Ludger Fittkau | 19.06.2018
    Das fertiggestellte documenta-Kunstwerk, ein etwa 16 Meter hoher Obelisk, von US-Künstler Olu Oguibe ist am 23.05.2017 auf dem Königsplatz in Kassel (Hessen) zu sehen. Die documenta 14 in Kassel geht vom 10.06.2017 bis zum 17.09.2017.
    Noch steht der documenta-Obelisk auf dem Kasseler Königsplatz. (dpa / picture alliance / Swen Pförtner)
    Alexander Koch spricht von einer grundsätzlich guten Nachricht aus Kassel. Für den Berliner Galeristen des documenta 14-Künstlers Olu Oguibe ist die gestrige Entscheidung des Kasseler Stadtparlamentes, Oguibes mächtigen Obelisken anzukaufen, erst einmal ein Grund zur Freude, sagt er. Über den endgültigen Standort des Kunstwerks müsse man nun reden, so Koch. Man habe Kontakt mit dem Büro des Kasseler Oberbürgermeisters, bestätigt er dem Deutschlandfunk.
    Vor der Sitzung des Kasseler Stadtrates hatte es gestern Nachmittag am Obelisken noch eine Demonstration für den Erhalt des Kunstwerks in Kassel gegeben, an der auch der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel, SPD, teilgenommen hatte. Seine Partei stellt in Kassel den Oberbürgermeister:
    "Der Künstler ist zwei große Schritte auf die Stadt zugegangen. Er hat den weitaus niedrigeren Kaufpreis akzeptiert."
    Statt den zunächst geforderten 600.000 Euro akzeptiert Oguibe nämlich die durch Spenden aufgebrachte Summe von 126.000 Euro.
    "Und zweitens hat er akzeptiert, dass das hier nicht der endgültige Standort ist, sondern dass er für die documenta freigeräumt werden muss. Das müsste reichen, um wirklich zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Und das ist mein Appell an die Stadt Kassel und an den Künstler. Es muss ein gemeinsames Ergebnis geben, das kann nicht heißen, der Obelisk verschwindet aus Kassel. Das wäre äußerst peinlich."
    Gespräche mit Olu Oguibe
    Damit es diese Peinlichkeit nicht gibt, muss nun allerdings in den nächsten Tagen ein Konsens mit Olu Oguibe gefunden werden – vor allem über den künftigen Standort des Kunstwerkes. Denn die Kasseler Grünen, die gemeinsam mit der SPD die Regierung der documenta-Stadt stellen, konnten sich mit ihrem Antrag auch gegen ihren Koalitionspartner nicht durchsetzen, den Obelisken auf dem zentralen Kasseler Königsplatz stehen zu lassen, anstatt ihn an die Peripherie zu versetzen. Vanessa Gronemann, grüne Kreisvorsitzende in Kassel:
    "Erst mal begrüßen wir es natürlich, dass sich die Mehrheit für den Ankauf des Obelisken ausgesprochen hat. Wir hatten heute auch die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, wo der Obelisk letztendlich stehen wird. Und das ist leider nicht passiert."
    Denn: Keine Mehrheit im Kasseler Stadtparlament fand gestern nämlich auch der SPD-Vorschlag, den Obelisken nun unverzüglich am geplanten Standort des neuen documenta-Instituts an der Universität Kassel aufzubauen. Das documenta-Institut soll dort in den nächsten Jahren für 24 Millionen Euro neu errichtet werden. Das documenta-Archiv soll dort untergebracht werden, außerdem Ausstellungsräume sowie Arbeitsplätze für rund 30 Kunsthistoriker sowie andere Wissenschaftler, die sich mit der documenta-Geschichte auseinandersetzen.
    Doch die CDU-Fraktion im Kasseler Stadtrat stellte gestern den Standort für das geplante Institut im Migrantenviertel Nordstadt an der Universität grundsätzlich in Frage, weil sie eine zentralere Lage anstrebt, und will deshalb mit dem dortigen Aufbau des Oguibe-Obelisken auch keine vollendeten Tatsachen schaffen.
    Künstler schlägt Kompromiss vor
    Die Grünen wiederum hatten sich zwischenzeitlich auch für den Kompromiss-Vorschlag Olu Oguibes eingesetzt, den Obelisken solange in der Innenstadt stehen zu lassen, bis das documenta-Institut errichtet ist und das Kunstwerk nicht mehr auf einer Baustelle stehen muss. Vanessa Gronemann, die grüne Kreisvorsitzende:
    "Wir haben den Kompromissvorschlag des Künstlers begrüßt, leider wissen wir weiterhin noch nicht, was letztendlich dabei rumkommt."
    Nicht unwahrscheinlich ist nach dem gestrigen Ratsbeschluss allerdings, dass der Obelisk zunächst abgebaut und eingelagert wird, bis das documenta-Institut wirklich steht. An welchem Ort auch immer. Doch eines ist seit gestern nun klar: Der Obelisk bleibt in Kassel, wenn Olu Oguibe zustimmt.