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Doping
Flaschengeist Olympia

Nach ARD-Recherchen gibt es massive Probleme mit dem Verschluss der Fläschchen für Dopingproben. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur bestätigte dies am Montag – gut eine Woche vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele.

Von Marina Schweizer | 29.01.2018
    Dopingproben in einem Labor.
    Dopingproben in einem Labor. (Symbolbild) (imago )
    Es ist der nächste Schlag für das Doping-Kontroll-System: Der ARD-Dopingredaktion ist es gelungen, die neueste Generation von Sicherheitsgefäßen für Dopingproben nach dem Einfrieren zu öffnen und wieder zu verschließen - ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Nach den Erkenntnissen über ausgetauschte Proben bei den Winterspielen in Sotschi gibt es nun erneut konkrete Sorge um eine Manipulation.
    Vor der Ausstrahlung der ARD-Dokumentation zu diesem Thema gestand die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ein "mögliches Integritätsproblem" ein.
    "Völlig inakzeptabler Fehler"
    "Zunächst ist es so, dass wir relative früh von unserem WADA-akkreditierten Labor in Köln informiert wurden, dass es in der Tat Probleme mit dem Verschlusssystem der Firma Berlinger aus der Schweiz gebe", sagt Lars Mortsiefer von der Nationalen-Anti-Doping-Agentur NADA.
    Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied der NADA, stellt in Berlin die Jahres-Bilanz für das Jahr 2015 vor. Foto: 
    Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied der NADA (picture alliance / dpa / Alexander Heinl)
    Man habe die WADA um eine Stellungnahme gebeten. "Dieser Prozess läuft noch. Es ist für uns auch sehr alarmierend. Und wir hoffen, dass die WADA und auch die Herstellerfirma Berlinger schnellstmöglich Antworten liefert."
    Welchen Wert haben solche Proben?
    In wenigen Tagen werden die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang eröffnet. Die Zeit drängt also auch aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann: "Wenn es denn wirklich so ist, dann wäre es ein völlig inakzeptabler Fehler und einer, der uns einmal sorgenvoll in Richtung Chancengleichheit blicken lässt. Wir können die WADA nur auffordern diese Frage binnen der nächsten Tage zu klären und - salopp formuliert - den Stöpsel zu suchen, der dazu führt, dass die Proben ein für alle Mal verschlossen bleiben."
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann am 04.05.2017 auf dem Treffen der "Allianz für Weltoffenheit" in Köln.
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann. (Jessica Sturmberg)
    Nach einer standardisiert durchgeführten Doping-Kontrolle wird die B-Probe eingefroren und aufbewahrt. Nun muss sich die Sportwelt erneut fragen: Welchen Wert haben solche Proben – etwa bei Nachtests - wenn nicht klar ist, ob sie unversehrt geblieben sind?
    Der Säbelfechter Max Hartung
    Der Säbelfechter Max Hartung (deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
    In diese Richtung geht auch die Sorge von Athletensprecher Max Hartung: "Das Einfrieren über mehrere Jahre und die Weiterentwicklung der Technik ermöglicht eben auch dass Betrüger auch Jahre später überführt werden. Wenn jetzt die Flaschen den Zeitraum in der Kältekammer aber nicht überstehen, dann ist dieses Nachweisverfahren möglicherweise gefährdet und einige Doper gehen dem System dann durch die Lappen."
    Wie der Fehler in der Kürze der Zeit behoben werden kann, ist fraglich. Das Internationale Olympische Komitee ließ heute per Mitteilung wissen: Man sei zuversichtlich, dass die WADA alle Fragen angehen werde.