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Doping in Russland
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Die Russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) bleibt suspendiert. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte von Russland das Eingeständnis verlangt, dass es ein flächendeckendes, staatlich organisiertes Dopingsystem gegeben habe. Russland bestreitet diesen Vorwurf weiterhin. Ein Kommentar.

Von Marina Schweizer | 16.11.2017
    Eine Doping-Kontrollstation am Biathlon-Center in Krasnaja Poljana während der Olympischen Spiele von Sotschi.
    Russische Anti-Doping-Agentur bleibt suspendiert (picture alliance / dpa - Hendrik Schmidt)
    Rehabilitierung gescheitert. Zwar haben sich ein paar Dinge geändert seit massenhafter Doping-Betrug und systematische Manipulation in Russland ans Licht kamen. Aber der Anti-Doping-Kampf in diesem Land, für das sportliche Siege politisches Mittel und Teil der Identität darstellen, wird nach wie vor nicht ernsthaft genug geführt.
    Noch immer wollen die Verantwortlichen in Russland nicht offiziell eingestehen: Es hat ein flächendeckendes staatlich mit-organisiertes Doping System gegeben. Und sie verweigern den Zugang zu aufbewahrten Urinproben – wohl aus gutem Grund. Das ist die Entscheidungsgrundlage für die Welt Anti Doping Agentur: Die Nationale Anti-Doping-Agentur RUSADA bleibt suspendiert.
    Eindeutige Beweise
    Die Wahrheit ist: Die globale Behörde konnte gar nicht anders, als die Suspendierung aufrecht zu erhalten. Die Beweise sind vielfältig und eindeutig, auch wenn das von russischer Seite nach wie vor bestritten wird.
    Und erst vor wenigen Tagen wurde bekannt: Die WADA hat offenbar von einem Whistleblower Daten aus dem Moskauer Dopinglabor zugespielt bekommen. Sie sollen Rückschlüsse zulassen auf das Vertuschungssystem in Russland. Der Überbringer dürfte um die Brisanz der Daten wissen und damit gehörigen Druck von außen auf die WADA erzeugt haben.
    IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi 2014.
    IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi 2014. (dpa/picture alliance/Vladimir Astapkovich)
    Vor der Entscheidung über den Ausschluss des russischen Teams von den Olympischen Winterspielen sitzt das IOC jetzt in einer Zwickmühle. Einen Bruch mit Russland riskieren will Putin Freund Thomas Bach sicher nicht. Lässt er das russische Team aber zu, bringt er weite Teile der internationalen Sportwelt gegen sich auf.
    Rund 30 Nationale Anti-Doping Agenturen aus aller Welt bestehen auf den kompromisslosen Ausschluss des gesamten russischen Teams von den Winterspielen. Der Weltleichtathletikverband und das internationale Paralympische Komitee gehen voran und werden auch weiterhin keine russischen Sportler starten lassen.
    Wieder Entscheidung gegen saubere Athleten?
    Es geht wieder einmal um die Frage: Welchen Wert hat der Wettbewerb, wenn Betrug und mangelnde Einsicht nicht streng bestraft werden? Das IOC kann sich diesmal nicht mehr wie vor den Sommerspielen in Rio mit dem Zeitdruck herausreden, der eine gründlichere Untersuchung erschwert hatte.
    Die Sorge ist berechtigt, dass das Internationale Olympische Komitee sich erneut für Russland und damit gegen den Schutz sauberer Athleten entscheidet. Kaum vorstellbar, dass sich Thomas Bach nicht wieder einen argumentativen Kniff einfallen lässt - warum man dem russischen Team das Schaulaufen unter eigener Flagge in Pyeongchang erlauben müsse.
    Ablasshandel der neuen Art
    Schon vor Monaten wurde eine mögliche Geldstrafe an Russland aus dem Umfeld des IOC kolportiert. Das wäre Ablasshandel der neuen Art. Ein Geschenk an den russischen Präsidenten Putin, der schlechte PR vor der Wahl im März nicht gebrauchen kann.
    Der Sport liegt ohnehin schon am Boden und die Dachorganisation würde mit einer solchen Entscheidung erneut auf ihn eintreten. Mitten ins Gesicht von sauberen Athleten auf der ganzen Welt. Das kann nicht sein, das darf nicht sein, Herr Bach. Schließen Sie dieses Land aus!