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Doping
Kenias Streit um den Olympia-Skandal

Mit dem improvisierten Ständchen zur Ankunft in Nairobi war die Freude der Funktionäre über Kenias 13 Medaillen bei Olympia dann aber auch vorbei. Drei von ihnen wurden umgehend verhaftet – für etwas, das in Kenia als das Rio-Fiasko bezeichnet wird.

Von Linda Staude | 11.09.2016
    Der Kenianer David Lekuta Rudisha hält lächelnd die kenianische Nationalflagge hinter seinen Rücken.
    13 Medaillen holten kenianische Sportler in Rio, darunter David Lekuta Rudisha über 800 Meter. (DPA / EPA / Srdjan Suki)
    "Organisatorisch war das eine Katastrophe. Während die Sportler um Medaillen gekämpft haben, sind unsere Funktionäre angetreten im Wettbewerb um die schlechteste Organisation der Welt",
    wettert Team-Kapitän Wesley Korir. Die Liste der Fehltritte ist lang. So haben die Funktionäre offenbar Freunde und Angehörige auf Kosten des Nationalen Olympischen Komitees von Kenia (NOCK) nach Rio geschickt.
    "Das ist passiert. Ich habe Leute im olympischen Dorf gesehen, die ich noch nie in irgendeiner Funktion in Kenia getroffen habe",
    bestätigt Paul Mutwii, der stellvertretende Vorsitzende des Kenianischen Athletenverbandes. Offizielle Betreuer hatten dagegen nicht einmal Zutritt zum olympischen Dorf. Auch Trikots und Laufschuhe sind verschwunden. Wesley Korir:
    "Diese Funktionäre durchsuchen die Ausrüstung, nehmen, was sie wollen, und verkaufen es. Die Athleten kriegen nur den unverkäuflichen Rest. Und das läuft schon lange so. Die Sportler sagen, das ist bei jedem Wettbewerb der Fall."
    Verantwortlichen weisen Vorwürfe zurück
    Die Verantwortlichen sind inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß und weisen alle Vorwürfe weit von sich. Kipchoge Keino verteidigt seine Kollegen.
    "Wir sollten uns alle zusammensetzten. Wir haben nichts zu verbergen. Selbst wenn man jemanden verdächtigt, kann man ihn nicht einfach verhaften ohne die nötigen Beweise."
    Minister hat NOCK aufgelöst
    Diese Beweise versuchen derzeit sowohl ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss als auch ein Gericht zusammen zu tragen. Der Sportminister hat derweil das gesamte NOCK kurzerhand aufgelöst – unterstützt vom Präsidenten. Sprecher Manoah Esipisu zitiert die olympische Charta.
    "Das NOCK muss jeden Akt des Betruges oder der Korruption unterlassen und darf nichts tun, das dem Ruf der olympischen Bewegung schadet. Deshalb ist ganz klar: Wie die Regierung mit den Vorfällen von Rio umgegangen ist, steht im Einklang mit dem Standpunkt des IOK in diesen Fragen."
    Das Internationale Olympische Komitee reagiert allerdings höchst empfindlich auf jede Einmischung in seine Unabhängigkeit. Es hat zwar angeboten, zwischen dem NOCK und der Regierung zu vermitteln, gleichzeitig aber auch mit Sanktionen gedroht. Und das könnte bedeuten, dass den kenianischen Sportlern einmal mehr eine internationale Sperre droht. Diesmal nicht wegen Dopings, sondern wegen eines Korruptionsskandals, unter dem sie in Rio am meisten zu leiden hatten.