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Doping
"Verpflichtung gegenüber diesen Opfern"

Werner Franke erhält den achten Heidi-Krieger-Preis des Vereins Doping-Opfer-Hilfe. Die weltweit einzige Auszeichnung im Kampf gegen Doping - und Franke ist ein wahrer Aktivist auf diesem Gebiet. Jemand, der sich stets einmischt, und das gern laut.

Von Robert Kempe | 21.01.2014
    "Es gibt viele Leute, die leidenschaftlich Doping bekämpfen, es gibt niemanden, der leidenschaftlicher ist, als Werner Franke."
    So beschreibt ihn Richard Young, Jurist der amerikanischen Anti-Doping-Agentur, einer der geistigen Väter des Welt-Anti-Doping-Codes. Franke ist er seit Jahren eng verbunden.
    Franke kläre auf, unmissverständlich, umfassend, unkonventionell, ob bei der Aufdeckung des Dopings in Deutschland-West oder bei der späteren Aufarbeitung des flächendeckenden Staatsdoping im DDR-Sport, heißt es in der Preisbegründung des DOH.
    Laudator Winfried Herrmann, Verkehrsminister in Baden-Württemberg und viele Jahre sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, fasst Frankes Verdienste so zusammen.
    "Er war ein ungeduldiger Drängler in all den Jahren. Er war Kläger und Ankläger. Ja, lästig war er. Und wenn man sich schon mal so anschaut, was er alles gemacht hat, und wie er sich auch herausfordern hat lassen, dann muss man schon fast sagen: Je mächtiger der Gegner desto mutiger der Franke."
    Werner Franke steht während der achten Heidi-Krieger-Preisverleihung am Rednerpult.
    Werner Franke erhält den Heidi-Krieger-Preis. (Deutschlandradio / Robert Kempe )
    Dass sei all die Jahre seine Aufgabe gewesen, meint Franke.
    "Hier muss ich eins besonders sagen, das geht einher mit der Verpflichtung gegenüber diesen Opfern. Wenn ich seitenlang sehe: Junge, jüngste Radsportler, die mit 16, 17, 19, 20 Jahren gestorben sind – da kann man doch nicht drüber weggehen. Sportlich gesunde Männer – plötzlich tot. Keiner berichtet drüber."
    Verein betreut rund 700 Athleten
    Franke unterstütze vor allem dopinggeschädigte Athleten wie Ines Geipel. Geipel ist heute Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins. Sie sagte auf der Preisverleihung, dass seit Bestehen der neuen Beratungsstelle des Vereins immer mehr Athleten nach Unterstützung und Hilfe fragen würden. Rund 700 Athleten betreue der Verein momentan, viele würden an Krebs leiden, hätten Suchterkrankungen oder Knochenschäden.
    Doch würden sich auch Athleten melden, die nach dem Mauerfall aktiv waren. So zitierte Geipel eine Sportlerin, die von Doping an einer Eliteschule Ende der 90er Jahre berichtete.
    Dem Verein DOH geht es vor allem weiter um die Unterstützung von Geschädigten. So will man sich weiterhin für eine Opferrente stark machen, so Geipel.
    "Klar ist, dass die Doping-Opfer-Hilfe jetzt unter der neuen Regierung eine neue parlamentarische Initiative starten wird und auch muss, für eine dauerhafte Hilfe von Dopingschwerstgeschädigten. Es muss klar sein, dass nicht noch ein Jahr und noch Jahr verstreichen kann, ohne dass die Schwerstbetroffenen konkrete Hilfe erhalten."
    Auf der ganztägigen Veranstaltung waren unter anderem Vertreter aus Wissenschaft und Politik anwesend. Ein Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes war nicht zugegen.