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DOSB
Von wegen Transparenz

Vor der Mitgliederversammlung des DOSB gibt es viel Unmut über die Kommunikation und Chaos im Verband. Streitpunkt ist die Leistungssportreform. Und jetzt gibt es auch noch Probleme mit dem Good-Governance-Bericht, der Art und Stil der Verbandsführung überprüfen sollte.

Von Andrea Schültke | 30.11.2016
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    Die DOSB-Spitze bei der Präsentation der Olympiamannscahft für die Spiele in Rio 2016 (dpa / Picture Alliance / Felix Kästle)
    Integrität, Transparenz und Verantwortlichkeit. Diese Werte sind Bestandteil des Good Governance Konzeptes des DOSB. Wie die Dachorganisation des deutschen Sports das umsetzt, beurteilt Jürgen Thumann, einst Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Der Unternehmer aus Düsseldorf, ist seit 2014 Good-Governance-Beauftragter des DOSB. Für die Mitgliederversammlung am Samstag hat er vor vier Wochen seinen Bericht abgegeben. Der lässt wesentliche Fragen unbeantwortet:
    So schreibt er von "mehreren Hinweisen auf mögliche Verstöße gegen die DOSB-Verhaltensrichtlinen bzw. den Ethik-Code". Die DOSB-Mitglieder erfahren aber weder, worum es bei den möglichen Verstößen konkret geht, noch, wie Thumann diese bewertet hat.
    Zu wenig, meint Olaf Methner, Fachanwalt mit dem Schwerpunkt Compliance und Partner der Kanzlei des früheren Bundesinnenministers Gerhard Baum: "Man müsste schon aus so einem Bericht entnehmen können, um wie viele Hinweise handelte es sich, wie wurden die bewertet von dem Good Governance Beauftragten und was waren dann seine Empfehlungen am Ende".
    All diese Informationen fehlen im vorliegenden Bericht.
    Compliance-Anwalt: Es geht konkret - trotz Datenschutz
    Auf Nachfrage beim DOSB begründet die Pressesprecherin das mit Datenschutz und Vertraulichkeit. Diese Begründung kann Compliance-Anwalts Olaf Methner zwar verstehen: "Allerdings kann man damit nicht rechtfertigen, dass man hier zu abstrakt wird. Man kann ja auch in dem Bericht konkretere Ergebnisse darstellen ohne Namen zu nennen, oder die Ergebnisse soweit offenhalten dass es keinen Rückschluss auf eine konkrete Person gibt. Und solange hier der Datenschutz und Persönlichkeitsschutz der Betroffenen gewahrt wird, sehen wir keinen Grund, dass man nicht konkreter im Bericht werden sollte".
    Jürgen R. Thumann, früherer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI)
    Jürgen R. Thumann, früherer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI) (Deutschlandradio - Bettina Fürst-Fastré)
    Auch an einer weiteren Stelle bleibt der Bericht unkonkret. Dort schreibt Jürgen Thumann: "Daneben wurde ich mit der Bewertung möglicher Interessenkonflikte von Mitgliedern des Präsidiums bzw. des Vorstandes befasst."
    Ein Ergebnis der Untersuchung fehlt hier genauso wie eventuell erfolgte Sanktionen oder auch die Beschreibung von Maßnahmen um solche Interessenskonflikte in Zukunft zu verhindern.
    Good-Governance-Beauftragter wird nicht zur Mitgliederversammlung erscheinen
    Selbst wenn die DOSB-Mitglieder Fragen stellen wollten, der Good Governance Beauftragte Jürgen Thumann wird sie nicht beantworten können. Laut DOSB befindet er sich auf einer Auslandsreise und wird nicht in Magdeburg sein. Ansonsten hält der DOSB sich raus und schreibt:
    "Der Good Governance Beauftragte erstattet seinen Bericht unabhängig und in eigener Verantwortung. Wir sind weder befugt noch in der Lage, seine Ausführungen zu kommentieren oder gar über Einzelheiten der angesprochenen Vorgänge zu berichten."
    Auf unsere konkreten Fragen zu seinem Bericht hat Herr Thumann nicht reagiert. Drei Seiten vom 31. Oktober 2016 ohne genauere Informationen. Ob die DOSB-Mitglieder damit zufrieden sein können? Compliance-Anwalt Olaf Methner hat Bedenken: "Es werden aufgrund der Allgemeinheit des Berichtes keine Möglichkeiten gegeben, dass man hier nochmal Untersuchungen durchführt oder ob man über eine Entlastungen beschließt, dafür braucht man doch konkretere Informationen und das ist aus meiner Sicht sehr fraglich, ob das als ausreichende Information hier angesehen werden kann"
    Zu wenig Informationen über Integrität, Transparenz und Verantwortlichkeit? Die Werte, die der DOSB so gern in seine Broschüren schreibt. Es scheint aber als hätten die Mitglieder momentan andere Themen ganz oben auf ihrer Agenda:
    Allen voran die Leistungssportreform. Das Thema Good Governance rückt da komplett in den Hintergrund. Möglicherweise haben sich nur wenige Mitglieder intensiv mit dem Bericht auseinandergesetzt, wenn sie ihn am Samstag absegnen.