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Drahtlos über lange Distanz

CeBIT. - Die Drahtlosvernetzung hat sich durchgesetzt – vor allem beim privaten Anwender. Denn man sich kaum einfacher und kostengünstiger vernetzen, als einen kleinen WLAN-Router an den DSL-Anschluss zu hängen und PCs und Laptops mit einem WLAN-Modul auszustatten. Die Hardware ist billiger als Netzwerkkabel und das lästige Kabellegen entfällt. Doch das ganze funktioniert nur auf kurzer Distanz. Dieses Manko soll Wimax ausbügeln, der neue Standard für die drahtlose Vernetzung über Kilometer hinweg. Wolfgang Noelke hat die neue Technik auf der CeBIT genauer unter die Lupe genommen. Die Fragen stellte Manfred Kloiber.

    Kloiber: Wolfgang Noelke, abgesehen von der Reichweite, wo unterscheiden sich die Funktechnologien denn noch?

    Noelke: WiMAX ist leistungsfähiger. WLAN überträgt ca. 54 MBit/s bei 300 Meter Entfernung in direkter Sichtlinie. Man hofft über WiMAX von einem mobilen Endgerät aus eine Verbindung mit 75 MBit/s über größere Entfernungen aufzubauen. Dabei sind 30 oder gar 50 Kilometer nur theoretische Werte. 30 oder gar 50 Kilometer verhindert schon die Physik. Die Erdkrümmung lässt maximal 60km zu von einem 100m hohen Fernmeldeturm. Wenn eine direkte Sichtverbindung zwischen Basisstation und Empfänger besteht, wären bei WIMAX vielleicht bis zu 15 Kilometer Reichweite bei 4,5 Mbit/s möglich. Der realistische Wert liegt bei 600 bis 1000 Metern. Die Reichweite könnte man sogar noch erhöhen mit mehreren Basisstationen in einer kettenförmige Funkstrecke. Eine zentrale Station, die mit hochbitratigem Internetzugang eine ganze Stadt versorgt, ist ausgeschlossen. Für mobile Anwender ist eher ein flächendeckendendes WiMAX-Netz erforderlich, ähnlich wie beim Mobilfunk.

    Kloiber: Gibt es Probleme mit der Bandbreite?

    Noelke: Alle Nutzer einer Zelle müssen sich knapp 20 MBit/s teilen. Auf der CeBIT mit vielen gleichzeitigen Nutzern an einem Punkt hätten wir also einen Datenstau im Dorf. In echten Dörfern sind bei gleicher Bitrate aufgrund der weniger dichten Bebauung vielleicht 900 Meter realistisch – aber bei Hauptverkehrszeiten (E-Mail-Abruf nach Feierabend, Chat nach einer Fernsehsendung) gäbe es auch dort einen Stau.

    Kloiber: Wann ist mit der Markteinführung zu rechnen?

    Noelke: In diesem Sommer in Nordrhein-Westfalen. Dort, wo Glasfaserkabel einen DSL-Zugang verhindern, könnte WIMAX einen drahtloser Ersatz für DSL schaffen.