Freitag, 19. April 2024

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Drei Veranstaltungen zum gemeinsamen Hören und Diskutieren

Berichte über Katastrophen, live natürlich und vom Ort des Geschehens gehören zum Radio, seit es erfunden wurde. Legendär ist dies: Am 6. Mai 1937 berichtete der Reporter Herbert Morrison von der Landung des Luftschiffes Hindenburg in Lakehurst bei New York. Das Heck fing Feuer. Die Hindenburg ging in Flammen auf. 36 Menschen kamen ums Leben.

Organisator Jochen Meissner stellt das Programm vor | 16.05.2009
    Niemand starb am 30. Oktober 1937 bei der Landung der Marsianer in dem beschaulichen Städtchen Grovers Mill, New Jersey. Sie war erfunden. Dennoch löste Orson Welles' "Krieg der Welten" eine Panik aus, denn sein Hörspiel klang ahmte perfekt nach, wie der Rundfunk im Fall einer solchen Katastrophe reagieren könnte.

    Wie Hörspiel und Feature heute mit Katastrophen, Krisen und Kriegen umgehen, will das 7. Hörspielsymposion an der Eider erkunden. Es ist mittlerweile zu einer Institution und einem begehrten Treffpunkt für Hörspielinteressierte geworden. Nicht zuletzt der idyllische Garten trägt dazu bei, der nach der Arbeit zu Gesprächen beim Wein einlädt. Jochen Meissner hat das dreitägige Programm zusammengestellt.

    Was werden die Teilnehmer denn zu hören bekommen, Herr Meissner?

    Wir wollen die Thematik in zwei Richtungen angehen, einmal in historischer und zum anderen in geografischer. Da geht es um Krisengebiete in der Dritten Welt, die Kathrin Röggla und Ulrike Haage unabhängig voneinander bereist haben und die aus ihren Erfahrungen künstlerisch sehr verdichtete, sehr radiophone Stücke gemacht haben.

    Es geht bei vielen der vorgestellten Stücke um Abstraktion und Konkretion im Wechselverhältnis. Eran Schaerf beispielsweise hat in seinem Hörspiel "Nichts wie jetzt" einen Talkradiosender simuliert, allerdings in einer derart künstlich spröden Sprache, dass man erst einmal gar nicht merkt, wo man sich eigentlich befindet. Ist das ein Kriseninterventionsradio? Ist das eine Werbeplattform? Und wenn man das Stück genauer hört, stellt man fest, dass es eigentlich den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern verhandelt. Eran Schaerf wird bei dem Symposion auch von seiner Arbeit berichten. Insgesamt haben wir acht Referenten.

    Werden auch Hörspiele vorgeführt?

    Ja, wir haben eine Neuerung im Programm. Bisher gab es Vorträge, Werkstattgespräche und einen Termin, bei dem Teilnehmer des Symosions eigene Kurzhörspiele vorstellen können. Wir haben dieses Mal auch ein Hörspiel aus Dänemark dabei, nämlich "Underværket/Wunderwerk - The Re-Mohammed-Ty-Show", ein Stück von Christian Lollike, das in Dänemark zu Zeiten des Karrukaturenstreites entstanden ist und vor zwei Jahren den Prix Europa gewonnen hat. Das ist ein wirklich furioses und akustisch sehr interessantes Hörspiel, das wir deswegen auf dänisch vorführen werden. Es gibt zwar eine deutsche Fassung, aber die ist akustisch nicht so interessant wie das Original. Jeder bekommt natürlich ein Manuskript auf deutsch und dänisch in die Hand, damit er der Handlung folgen kann.

    Das 7. Hörspielsymposion an der Eider findet vom 25. bis zum 27. Juni im Nordkolleg in Rendsburg statt. Anmelden kann man sich noch bis zum 4. Juni. Weitere Informationen unter www.nordkolleg.de