Donnerstag, 28. März 2024

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Dresdner Paraderäume
"Ein Vorschlag für die Phantasie"

Im Dresdner Residenzschloss werden am Wochenende die im Krieg zerstörten Königlichen Paraderäume Augusts des Starken wiedereröffnet. 20 Jahre hat die Rekonstruktion gedauert. An ihrem Ende stehe aber keine rückwärtsgewandte Illusion, sagte Museumsdirektorin Marion Ackermann.

Marion Ackermann im Gespräch mit Kathrin Hondl | 26.09.2019
Das 1719 eingerichtete Paradeschlafzimmer von August dem Starken (virtuelle Rekonstruktion)
Prunk satt: das 1719 eingerichtete Paradeschlafzimmer von August dem Starken (virtuelle Rekonstruktion) (SKD / mic-vis.de, Studio für Visualisierung Berlin / SIB D1 )
Die Wiedereröffnung der Dresdner Prunkräume sei ein wichtiger Beitrag zur Diskussion um die Rekonstruktion historischer Gebäude, sagte Marion Ackermann, Generaldirektorin der Dresdner Museen, im DLF: "Es geht hier nicht nur darum, Illusion zu erzeugen. Es geht darum, wirklich die handwerkliche Kunst auf Grundlage auch originaler Materialien wieder umzusetzen. Das erinnert eigentlich an die japanische Ästhetik, wo man Tempel sogar bewusst zerstört, um sie wieder aufzubauen – um das Wissen, um die Techniken nicht zu verlieren."
Viele Techniken und Materialien – etwa bei den Spiegeln aus Quecksilber– seien gar nicht mehr verfügbar gewesen. Das Wissen habe aus ganz Europa erst wieder zusammengetragen werden müssen. Die Deckengemälde wurden auf der Grundlage von Farbaufnahmen aus den Jahren 1942-44 rekonstruiert.
"Innen ist alles original"
Teile der historischen Räume seien erhalten geblieben und konnten wieder verwendet werden. Vor allem seien vor der Bombardierung Dresdens aber Teile des Mobiliars, des Porzellans und anderer Einrichtungsgegenstände ausgelagert worden: "Auch wenn in der Hülle vieles rekonstruiert werden musste, ist im Innern doch alles original, was man sehen kann – anders als zum Beispiel in Versailles."
August der Starke habe sich als Repräsentant einer europäischen Kultur gesehen – auch als Herrscher über Polen und Litauen. Und er habe versucht, auch einen Herrschaftsanspruch im Hinblick auf die Länder Italien, Frankreich und Spanien weiter auszubauen: "Aus diesen Ländern versuchte er auch, die Möblierung für die Innenräume zu bekommen."
"Offener Diskursraum"
In Dresden habe man sich entschieden, die Rekonstruktion bewusst als modernen Museumsbau anzulegen, weil die Frage, was authentisch sei, gar nicht so einfach beantwortet werden könne: "Im Grund entsteht eine Art offener Diskursraum. Ein Dialog zwischen den rekonstruierten Teilen und der originalen Innenausstattung – eher als eine Art Vorschlag für die Phantasie des Betrachters."