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Duales Studium
Mehr Kooperation zwischen Betrieben und Hochschulen

Bisher entscheiden sich nur vier Prozent der Studierenden für das duale Hochschulstudium, eine Kopplung von Theorie und Praxis, bei der das Studium mit einer praktischen Berufsausbildung verbunden wird. Das Angebot aber wächst. Der Stifterverband der Wissenschaften hat Empfehlungen vorgelegt, wie das duale Studium verbessert werden kann.

Von Claudia van Laak | 30.09.2015
    Erik Mathies lernt während der Arbeit im elterlichen Malereibetrieb.
    Erik Mathies macht ein duales Studium, um den Malereibetrieb des Vaters zu übernehmen. (imago/Impress picture)
    Ein duales Studium muss studierbar sein. Klingt banal, trifft aber den Kern. Denn Ausbildungsbetrieb und Hochschule stimmen sich in vielen Fällen zu wenig ab, so die jetzt vorgelegte Studie. Das geht von parallel liegenden Veranstaltungen bis zum Studentensekretariat, das nur geöffnet hat, wenn der Studierende im Betrieb ist. Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des arbeitgebernahen Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
    "Also es muss rein praktisch studierbar sein. Es muss aber auch kreditierbar sein. Das heißt, gerade in der Berufsausbildung haben wir noch keine Modularisierung, wie es an den Hochschulen üblich ist. Das man also einzelne Module anrechnungsfähig macht für die andere Seite. Da ist noch ne Menge Kommunikation zwischen beiden Welten nötig."
    Im schlechten Fall laufen Ausbildung und Studium nebeneinander her, weder sind die Inhalte miteinander verzahnt noch reden Hochschullehrer und Ausbilder miteinander. Es bleibt den Studierenden überlassen, Ausbildung und Studium miteinander zu verknüpfen. Sigrun Nickel vom Centrum für Hochschulentwicklung:
    Gemeinsam entschieden
    "Man hört immer wieder, dass zum Beispiel die Ausbilder in den Betrieben unsicher sind, wenn sie mit dual Studierenden umgehen sollen. Die sind auch nicht darauf vorbereitet. Da muss es sehr viel mehr Austausch geben zwischen Hochschullehrern und Betrieben. Das ist für mich die Hauptbaustelle."
    Einen Austausch auch, wenn es um die Auswahl der Studierenden geht. Die Entscheidung treffen die Unternehmen, schließlich machen sie einen Arbeitsvertrag mit den Azubis und zahlen für sie. Aber auch hier wäre es gut, wenn sich Betriebe und Hochschule an einen Tisch setzen könnten und gemeinsam entschieden, sagt Sigrun Nickel.
    "Duales Studium ist ein Elitestudium. Aber letztlich wollen die Hochschulen auch, dass das in die Breite geht. Und dann braucht man andere Kriterien. Dass man nicht nur zum Beispiel auf Noten achtet, sondern darauf achtet, wie lernbereit ist jemand, dass man auch auf Potenziale achtet. Dann kann man auch die Zahl der Studierenden im dualen Studium sicherlich erhöhen."
    Wer als Abiturient über eine solche Doppelbelastung nachdenkt, muss wissen: Nicht überall wo "dual" draufsteht, ist auch "dual" drin. Das variiert von Bundesland zu Bundesland, manchmal von Hochschule zu Hochschule. Mancher Studiengang kooperiert nur mit Unternehmen, ohne dass dort eine komplette Ausbildung absolviert wird. 1.500 derartige Studiengänge sind momentan im Angebot, von Jahr zu Jahr werden es mehr.
    Auf die Berufsschule kann man verzichten
    "Es fehlt da ein Stück weit doch noch eine Transparenz für Studierende, für Studieninteressierte, worauf lasse ich mich da genau ein. Ausbildungsintegriert, praxisintegriert oder auch berufsbegleitend."
    Sigrun Nickel hat im Auftrag des Stifterverbandes Handlungsempfehlungen für ein gutes duales Studium entwickelt. Eine davon: Betrieb und Hochschule als Lernorte reichen aus, auf die Berufsschule kann man verzichten.
    "Das hören die Berufsschulen jetzt wahrscheinlich nicht so gerne, aber die Erfahrung auch der Studierenden sagt, dass sie sich in Berufsschulen häufig fehl am Platze fühlen. Sie sagen, ich bin ja schon in der Hochschule, da lerne ich halt ganz viel, am Arbeitsort lerne ich viel. Und sie begreifen nicht, was genau sie eigentlich noch an der Berufsschule sollen."
    In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg brauchen dual Studierende nicht zur Berufsschule gehen, eine bundesweite Regelung gibt es allerdings nicht.