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Dubiose Leistungsexplosion mit 29 Jahren

Die lange Leichtathletik-Saison hat an ihrem Ende noch eine Wunderläuferin hervorgebracht, bei der von Müdigkeit keine Spur zu bemerken ist: Carmelita Jeter. Die US-Amerikanerin, Dritte bei den Weltmeisterschaften in Berlin, katapultierte sie sich am Wochenende mit 10,64 Sekunden auf Platz zwei der ewigen Weltbestenliste.

Von Grit Hartmann | 22.09.2009
    "”I just want to give God all the praise and all the glory. I worked so hard this year, I have a great team behind me, Mark Block, John Smith, oh my gosh, I´m so excited right now. My coach said I had it in me.”"

    Carmelita Jeter ist 29 Jahre alt, noch in der Saison 2006 stand ihre Bestzeit bei 11.48. Die erstaunliche Leistungsexplosion im fortgeschrittenen Alter hat sie gemeinsam mit Weltrekordlerin Florence Griffith-Joyner, die vor elf Jahren starb. Und noch etwas verbindet die beiden: Wie Flo-Jo vor ihrem Fabelrekord legte auch Jeter zuletzt auf-fällig an Muskelmasse zu. Sie selbst führt ihre Wunderläufe auf das neue Team um Coach John Smith und Agent Mark Block zurück.

    Doch gerade wegen dieser beiden witzelt die Szene längst über Jeters Satz "My coach said I had it in me." Smith wie Block sind durch Verbindungen zum kalifornischen Dopinglabor Balco belastet. Es existieren Emails von Balco-Chef Victor Conte an John Smith, und wie die New York Times erst im letzten Jahr enthüllte, existierte auch ein Vertrag zwischen dem Trainer und dem Doping-Guru.

    Zudem betreute Smith ein halbes Dutzend Sprintstars, die als Betrüger überführt wurden - etwa die Weltmeister Dennis Mitchell und Torri Edwards, 1998 und 2004 für je zwei Jahre aus dem Verkehr gezogen. Mark Blocks Firma Total Sports Management vermarktet Carmelita Jeter. Block trainierte einst die ukrainische Sprintweltmeisterin Shanna Pintusevich, die er später heiratete. Das Paar ist ebenfalls als Balco-Kundschaft gelistet. Conte zählte Block sogar zu seinen Mitarbeitern.

    Carmelita Jeter ist dieses Jahr von der Dopingkontrollbehörde USADA nur ein einziges Mal im Training getestet worden. Selbstverständlich negativ. Dass auch Dutzende Tests kein anderes Bild ergeben müssten, hat der Fall von Marion Jones gezeigt, die nun von Jeter auf Platz drei der Weltrangliste verdrängt wurde. Er hat auch gezeigt, dass Indizien bisweilen verlässlicher sind als Tests.