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Dubiose Zahlung an Bin Hammam
Welche Rolle spielten die TV-Rechte?

6,7 Millionen Euro flossen aus deutschen WM-Organisationskassen an die Firma des Katarers Mohamed Bin Hammam. Aber bis heute rätselt der Deutsche Fußball-Bund, wofür der Reibach bestimmt war. Jetzt wirft ein kaum beleuchtetes Abkommen zwischen DFB und Bin Hammams Katar-Verband neues Licht auf die Sommermärchen-Affäre.

Von Thomas Kistner | 10.03.2017
    Ein Miniaturfußball liegt auf mehreren Dollar-Scheinen
    Wofür bekam Mohamed Bin Hammam 6,7 Millionen Euro? (Imago)
    Bin Hammam, der gern FIFA-Boss Sepp Blatter und Südafrika unterstützt hätte, musste für die Deutschen die Voten der Asien-Vertreter im FIFA -Wahlgremium organisieren – auf Weisung seines Emirs, der sogar einen "Letter of Intent" mit dem DFB unterschrieb. Der Emir war dem damaligen DFB-Chef Egidius Braun eng verbunden. Braun hatte die Vereinbarung im Februar 2000 in Katar selbst ausgehandelt.
    Der ehemalige DFB-Chef Braun vermittelte ein Treffen

    Mit großem Einsatz bemühte sich Braun nach seinem Doha-Besuch aber auch um einen Wunsch Bin Hammams: Der FIFA-Vize vertrat den arabischen TV-Sender ART und erbat für diesen die Rechte an der Fußball-EM 2004 – eine sehr werthaltige Bitte. Braun, Schatzmeister und graue Eminenz der Europa-Union UEFA, sicherte Bin Hammam Hilfe zu und verschaffte ihm sogar ein Treffen mit dem Chef des europäischen Senderverbundes EBU. Auch das deutsche Bewerberkomitee kümmerte sich um Bin Hammams Wunsch.
    Doch nach schwerer Erkrankung im Juli 2000 stand Braun nicht mehr zur Verfügung. Und die Rechteagentur ISL, bei der sich die Deutschen für eine Vergabe an Bin Hammams ART stark machten, ging bankrott. Am Ende gingen die EM-Rechte an einen anderen Sender. Umso mehr fragt sich nun, warum Bin Hammam, der die deutsche WM-Kür organisieren half und dessen Rechte-Wunsch unerfüllt blieb, 2002 etwas anderes erhielt: Zehn Millionen Franken. Nach Aktenlage könnte hier auch ein Kompensationsgeschäft vorliegen.