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"Dunkle Materie und Dinosaurier"
Die erstaunlichen Zusammenhänge des Universums

"Dunkle Materie und Dinosaurier": Mit ihrem neue Sachbuch setzt Lisa Randall auf eine gewagte Kombination. Zumal sie zwar eine anerkannte theoretische Physikerin ist, im Fachgebiet Biologie aber komplettes Neuland betritt. Glücklicherweise dreht sich der Großteil ihres Buches um die großen Fragen der Physik: Wie entstand das Universum? Und woraus besteht es?

Von Ralf Krauter | 24.07.2016
    Dunkle Materie, aufgenommen vom Hubble Space Teleskop und dem Chandra X-Ray Observatorium. Auf dem Bild sind Sterne zu sehen und eine Art lila-rosafarbenen Nebels.
    Dunkle Materie, aufgenommen vom Hubble Space Teleskop und dem Chandra X-Ray Observatorium (dpa / picture alliance / Landov)
    Nach aktuellem Stand der Erkenntnis geht ein Viertel der Gesamtmasse des Kosmos aufs Konto der 'dunklen Materie', die keinerlei Strahlung aussendet - weshalb Teilchenphysiker und Astronomen seit Jahren versuchen, den mysteriösen Stoff mit aufwändigen Messapparaten dingfest zu machen. Lisa Randall erklärt anschaulich und auch für Laien verständlich, warum sich Wissenschaftler so sicher sind, dass die dunkle Materie existieren muss, und mit welchen Experimenten sie ihr auf die Schliche kommen wollen.
    Als roten Faden nutzt sie dabei eine spekulative Theorie, die sie selbst gemeinsam mit einem Kollegen ersonnen hat, um das Massensterben am Ende der Kreidezeit zu erklären. Ihre Hypothese: Katastrophale Meteroideneinschläge, wie jener, der den Dinosauriern zum Verhängnis wurde, gab es in der Erdgeschichte in periodischen Abständen immer wieder, im Abstand von rund 30 Millionen Jahren.
    Immer neue Erkenntnisse über das Leben und das Universum
    Die Belege für das zyklische Bombardement aus dem All seien zwar nicht allzu stichhaltig, räumt die Autorin freimütig ein. Doch weil sie es liebt, gewagte Theorien zu entwickeln, hat sie mal überlegt, wie sich solch ein Phänomen im Einklang mit den Gesetzen der Physik erklären ließe. Ihre Antwort: Kometen aus der Oort’schen Wolke, die eine galaktische Gezeitenkraft aus ihrer Bahn wirft, schlagen regelmäßig auf der Erde ein. Und der Motor des Ganzen, man ahnt es schon, ist eine Ansammlung dunkler Materie in Zentrum der Milchstraße.
    Natürlich könnte auch alles ganz anders gewesen sein. Und Lisa Randall macht keinen Hehl daraus, dass sich ihre Theorie, wonach dunkle Materie eine Ursache für das Aussterben der Dinos war, als völliger Mumpitz erweisen könnte. Ihr neues Sachbuch ist dennoch lesenswert. Weil es die Augen für die erstaunlichen Zusammenhänge im Universum öffnet. Und den Leser Teil haben lässt, am intellektuellen Abenteuer der Suche nach immer neuer Erkenntnis über das Leben, das Universum und den ganzen Rest.
    Buchinfo:
    Lisa Randall: "Dunkle Materie und Dinosaurier - Die erstaunlichen Zusammenhänge des Universums"
    S. Fischer 2016, 459 Seiten, 24,99 Euro, ISBN 978-3-10-002194-6