Archiv


Durchbruch bei Supraleitung?

Physik. - Auf der Jahrestagung der Amerikanischen Physikergesellschaft APS standen die jüngst vorgestellten neuen Supraleiter aus Magnesiumdiborid im Mittelpunkt einer Sitzung. Das Material ist eine preiswerte Allerweltschemikalie, die sich obendrein noch hervorragend verarbeiten lässt. Magnesiumdiborid erschließt den Physikern neben den traditionellen metallischen Supraleitern und den seit 15 Jahren bekannten keramischen Hochtemperatursupraleitern eine weitere Stoffklasse, die dem Elektronenfluss keinen Widerstand entgegensetzt.

    Seit 1906 ist das Phänomen der Supraleitung bekannt, zuerst entdeckt an Metallverbindungen, die bei Temperaturen knapp oberhalb des absoluten Nullpunkts Strom ohne Widerstand leiten. Sie sind leicht zu verarbeiten, müssen aber aufwendig und teuer mit Helium gekühlt werden. Daher kommen sie nur bei kostenintensiven Spezialanwendungen zum Zuge. Vor 15 Jahren entdeckten Wissenschaftler des IBM-Forschungszentrums in Zürich die keramischen Supraleiter, die bereist bei rund minus 195 Grad Celsius arbeiten. Sie kommen mit preiswertem Stickstoff als Kühlmittel aus, sind aber so schwer zu verarbeiten, dass sie den Durchbruch bis heute nicht geschafft haben.

    Die jetzt vorgestellten Magnesiumsalze haben gegenüber beiden anderen Klassen Vorteile: Sie sind hervorragend zu verarbeiten und billig, brauchen zur Kühlung aber weiterhin Helium. Daher betrachteten die in Seattle versammelten Physiker die Entdeckung aus dem Labor von Jun Akimitsu von der japanischen Ayoama-Gakuin-Universität auch vornehmlich als Ausgangspunkt für eine ganz neue Suche nach den begehrten Supraleitern. Denn die Forscher überprüfen bereits weitere Materialien, ob deren Sprungtemperatur nicht die magische Grenze von minus 196 Grad überschreitet. Dann könnten endlich die Träume von supraleitenden Bauteilen und Kabeln Realität werden, die schon so lange gehegt werden.

    [Quelle: Jan Lublinski]