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Duzen im Job
Chancen und Fallstricke der neuen Firmenleitkultur

Nähe demonstrieren, Gemeinsamkeit schaffen, die Kommunikation vereinfachen: In vielen Unternehmen gehört das Du mittlerweile zur Leitkultur - auch im Gespräch mit dem Chef. Doch was auf den ersten Blick positiv scheint, kann auch zu Problemen führen.

Von Karsten Zummack | 03.01.2017
    Handschlag
    Auch wenn man das Du angeboten bekommt - annehmen muss man es nicht. (picture alliance / dpa / Chad Ehlers)
    Egal ob Kassiererin, Pförtner oder Vorstandsvorsitzender: Bei den Supermarktketten Lidl und Kaufland regiert seit Kurzem das "Du". Selbst die Chefs werden auf eigenen Wunsch mit ihren Vornamen Klaus, Sven und Patrick angesprochen.
    Ähnlich läuft es bei der Otto-Gruppe. Der Versandhändler hat bereits Ende vergangenen Jahres einen Prozess namens "Kulturwandel 4.0" angestoßen. Ein Bestandteil ist eben das Angebot zum Duzen, erklärt der Kommunikationschef und Vorstandsberater des Unternehmens, Thomas Voigt.
    "Es schafft eine Nähe, weil wir die Erkenntnis gewonnen haben in diesem Prozess, dass es ein leichterer Weg ist vom Du zum Wir zu kommen als vom Sie zum Wir.
    Das Du schafft in vielen Ebenen – und das kann ich persönlich sehr bestätigen – eine andere Nähe, eine andere Unmittelbarkeit und eine Unverfänglichkeit. Wenn ich an die 50.000 Mitarbeiter denke, die wir hier in der Otto-Group haben, kann ich nicht für jeden sagen, ob das jetzt jeder gut findet."
    Am Ende müsse nicht jeder das Angebot zum Duzen annehmen, versichert Voigt. Bislang aber sei es auf viel positive Resonanz gestoßen. Das Unternehmen verspricht sich dadurch mehr Dialog. Das soll unter dem Strich auch das Geschäft mit den Kunden stärken.
    Ein Mann trägt kurze Hosen und Sandalen mit Socken.
    Kleidervorschriften im Job: Was geht und was nicht


    Ob bauchfrei hinterm Bankschalter, kurze Hosen im Büro oder künstliche Fingernägel im Pflegeberufen: Je nach Branche gelten bestimmte Regeln, was die Kleiderordnung angeht. Besonders als Berufseinsteiger ist es daher besonders wichtig, sich vorab zu informieren, worauf im neuen Job zu achten ist, um Dresscode-Pannen zu vermeiden.

    Doch auch langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollten dann und wann zweimal überlegen, was sie zur Arbeit anziehen. Denn auch wenn das Thermometer im Büro 30 Grad zeigt, gilt: nicht alles ist bei Hitze erlaubt.
    Aufweichung alter Umgangsformen
    In Deutschland werden die alten betrieblichen Umgangsformen Stück für Stück aufgeweicht, beobachtet Arbeitspsychologe Tim Hagemann. Die Krawatte habe in vielen Chefetagen ebenso ausgedient wie das distanzierte "Sie" in der Ansprache.
    Dabei spiele unter anderem die Globalisierung eine Rolle. Denn viele internationale Firmen bringen die englische Sprache gleich mit und da gibt es eben kein Siezen. Mitunter aber stecke auch unternehmerisches Kalkül hinter der neuen Nähe, so Hagemann.
    "Man erhofft sich natürlich insgesamt schon Identifikation, dass Mitarbeiter sich einsetzen und vielleicht auch mal in Zeiten, wo viel los ist, vielleicht bereit sind sozusagen, auch das zu leisten, was sie können. Prinzipiell ist das positiv. Wichtig ist, ob das Ganze stimmig ist. Also ein kleines Start-up-Unternehmen mit flachen Hierarchien, wo man extrem viel miteinander kommuniziert und in einem Raum sitzt, wäre ein Sie über die Zeit auch künstlich. Aber zu einer Führungskraft, die ich vielleicht selten sehe und wo auch viel Respekt ist und auch Sanktionen greifen, kann dann auf einmal so ein Du sehr merkwürdig sein."
    Gerade auch in großen Konzernen, wo ansonsten die harte Hand regiert. In jungen Internetunternehmen sowie in der Kultur- oder Medienbranche dagegen ist das Duzen untereinander gang und gäbe. In der Umfrage eines Jobportals gab kürzlich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer an, bei der Anrede nicht nach Hierarchiestufen zu unterscheiden. Ähnlich das Ergebnis einer Stichprobe auf der Straße:
    "Geduzt. Ich bin der Chef, also da dürfen sie das alle. Ist persönlicher, familiärer." - "Unter Kollegen finde ich es in Ordnung. Beim Chef naja: Respekt sollte man haben. Also sollte man beim Sie bleiben."- "Ich sieze. Ich finde das in meinem Bereich in Ordnung. Ich bin der Meinung, ich bringe damit Respekt gegenüber, in dem ich sieze. Ich habe auch schon erlebt, dass der Chef auch zu mir Du gesagt hat. Ist für mich auch in Ordnung. Trotzdem sieze ich meinen Chef." - "Also bei uns ist eigentlich das typische Modell, dass man sich duzt und ich finde das eigentlich sehr angenehm, weil es einfach Distanzen abbaut."
    Mit dem Chef in einem Boot
    Viele Chefs demonstrieren auf diese Weise auch das gemeinsame Ziel nach dem Motto "Wir sitzen alle in einem Boot".
    Dabei hat eine Distanz durchaus auch Vorteile für beide Seiten. So geht in Stresssituationen ein "Du Idiot" deutlich leichter über die Lippen als "Sie Idiot". Meist gibt es aber kein Zurück mehr vom Duz-Angebot. Deshalb sollten sich Arbeitnehmer gut überlegen, ob sie sich darauf einlassen oder doch lieber bei der konservativen Ansprache bleiben, rät Tim Hagemann vom Institut Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin.
    "Aber es ist äußerst schwer. Wenn das natürlich vorgegeben wird und von allen gelebt wird, sich als Einzelner zu widersetzen ist schwierig. Wenn das natürlich die Leitkultur in einem Unternehmen ist, dann ist das natürlich ein Merkmal, dass man sich abhebt. Und das kann natürlich auch schnell negativ wahrgenommen werden."
    Neu im Job: Worauf Berufseinsteiger achten sollten

    Ob Ausbildungsplatz, duales Studium oder die erste Junior-Stelle nach dem Studienabschluss: Mit dem Einstieg ins Berufsleben kommen auf junge Menschen jede Menge Veränderungen zu. Das betrifft nicht nur den richtigen Umgang mit den Kollegen und Kolleginnen im Büro, sondern auch Fragen finanzieller Art.

    1. Lohnsteueridentifikationsnummer besorgen und Konto eröffnen

    Seit dem 1. Januar 2013 gibt es keine Lohnsteuerkarte mehr. Stattdessen muss dem Arbeitgeber die steuerliche Identifikationsnummer vorliegen. Durch diese sieht das Unternehmen mittels der Elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale (ELStAM), welche Beträge vom Bruttolohn abgehen. Diese Daten sind identisch mit denen, die vorher auf der Lohnsteuerkarte eingetragen waren. Falls diese nicht bekannt ist, sollte man sie erneut anfordern, um sie dem Arbeitgeber zeitnah vorlegen zu können.

    2. Eigenes Konto eröffnen

    Mit dem ersten eigenen Job kommt auch das erste eigene Gehalt. Darum ist es besonders wichtig, über ein eigenes Konto zu verfügen. In der Regel verfügen Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen über ein Konto, das die Eltern für sie angelegt haben. Mit der Beendigung des Studiums oder der Ausbildung ist dieses aber nicht mehr kostenfrei und kann je nach Geldinstitut zwischen drei bis zehn Euro pro Monat kosten. Darum lohnt es sich für Berufseinsteiger, die Angebote mehrerer Geldinstitute zu vergleichen, bevor sie sich entscheiden.

    3. Eigene Krankenversicherung abschließen

    Mit dem ersten eigenen Job, spätestens aber mit dem Abschluss des 25. Lebensjahres sind Kinder nicht mehr über die Krankenkasse ihrer Eltern mitversichert. Darum ist es für Berufseinsteiger zwingend notwendig, sich selbst krankenzuversichern. Auch hierbei gilt: Vergleichen lohnt sich.