Donnerstag, 28. März 2024

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E-Learning nach dem Hype

Die Learntec in Karlsruhe ist eine der wichtigsten europäischen Messen für Bildungstechnologie. Noch bis Freitag kann man einen Blick in die digitale Zukunft des Lernens werfen, in der elektronische Klausuren, Seminare über das Internet oder Bachelor und Master im Fernstudium eine wichtige Rolle spielen sollen - zumindest in den Visionen der Aussteller. In diesem Jahr ist die Messe jedoch deutlich weniger besucht als bislang. Steckt das E-Learning etwa in der Krise?

16.02.2005
    Helmut Hoyer, Rektor der Fernuniversität Hagen, sieht die Branche denn auch in einer neuen Phase: "Der erste Hype, wo wir dachten, das ist die Zukunft und es gibt nur noch virtuelle Hochschulen, der ist vorbei. Es kam eine gewisse Phase der Ernüchterung und die Phase, die jetzt beginnt, ist die Phase der Konsolidierung. Wir sind dabei, die Ergebnisse dieser Leuchtturmprojekte in den Regelbetrieb umzusetzen, das ist halt weniger spektakulär." Glamour und Glanz der Vergangenheit sind also dem nüchternen tatsächlichen Einsatz der Neuen Medien in der Bildung gewichen. Jetzt seien die Rektorate und Präsidenten in den Hochschulen gefordert, nachhaltige Strukturen zu schaffen, sagt Hoyer: "Der Übergang von den Inseln, von den guten Beispielen hin zum Regelbtrieb - das ist momentan die Aufgabe." Jede Hochschule müsse aber für sich ein individuelles, geeignetes Medienkonzept finden.

    Die Medienkompetenz von Hochschullehrenden stärken will das Onlineportal e-teaching.org, das Dozierende qualifizieren und die Integration von Neuen Medien in die Lehre vorantreiben will, erklärt Birgit Gaiser vom Institut für Wissensmedien in Tübingen, an dem das Portal entwickelt wird: "Das Portal enthält Informationen zu didaktischen, technischen, aber auch organisatorischen Fragen rund ums Thema E-Teaching." Noch wird die Webseite vom Bundesbildungsministerium gefördert, alle Inhalte sind frei verfügbar. "Allerdings müssen auch wir uns Gedanken machen, wie wir die Nachhaltigkeit unserer Aktivitäten herstellen können. Wir werden zum Portal ein Geschäftsmodell entwickeln, dass das Portal in eine förderfreie Phase überführen soll. Wir denken über Abomodelle nach. Wenn sich viele Hochschulen beteiligen, ist der Beitrag für eine einzelne Hochschule eher gering."

    Katrin Sawitzki, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Potsdam, berichtet über ein Projekt für den Einsatz neuer Medien im Bauingenieurwesen mit dem Namen KI-SMILE ("Konstruktiver Ingenieurbau - Simulation, Motivation und Interaktion in Lehre und Experiment"). "Wir stellen Animationen, Interaktionen, Filme für Professoren auf eine Plattform, und sie können ihre Lehrinhalte auf die Plattform stellen", sagt die Bauingenieurin. Solche elektronischen Anwendungen seien Lehrbüchern klar überlegen, denn man könne die Gebäude-Modelle drehen. "Die Studenten erhalten eine Vorstellung, wie ein Gebäude sich zusammen setzt und welche statischen Gesichtspunkte beachtet werden müssen." Und das alles ohne Einsturzgefahr.