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Easyjet fliegt ab Berlin-Tegel
Endlich wieder Wettbewerb

Die britische Fluglinie Easyjet wird ab sofort auch von Berlin Tegel aus starten und bis Ende der Sommersaison mehr als 40 Strecken fliegen. Nach der Air Berlin Pleite waren die Preise des nun einzigen Anbieters auf vielen Strecken - der Lufthansa Gruppe - gestiegen. Damit ist es nun vorbei.

Von Dieter Nürnberger | 05.01.2018
    Passagier steigen am 05.01.2018 in Berlin in dem Flughafen Tegel in das Flugzeug der Airline easyJet. Die Maschine soll zum ersten innerdeutschen Flug des britischen Unternehmens von Tegel aus starten.
    Dass es nun wieder mehr Wettbewerb im innerdeutschen und auch europäischen Flugverkehr geben werde, wurde auch von Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup begrüßt (dpa / Jens Kalaene)
    Ende Oktober wurde an fast gleicher Stelle am Flughafen Tegel die letzte Maschine von Air Berlin abgewickelt. Heute vormittag dominierte hier die Farbe Orange des britischen Billigfluganbieters Easyjet. Offiziell wurde der erste innerdeutsche Flug der Airline gefeiert - von Berlin nach München. Die Briten wollen den Markt und somit den Wettbewerb beleben - von der insolventen Air Berlin wurden 25 Maschinen übernommen, einschließlich der wichtigen Start- und Landerechte. Bis zum Ende der Sommersaison sollen es mehr als 40 Strecken ab Berlin sein, darunter vier innerdeutsche. In Tegel gingen die Starts und Landungen seit der Air Berlin-Pleite im Herbst um rund ein Drittel zurück - das soll sich nun wieder ändern, sagt Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke-Daldrup:
    "Und wir werden erleben, dass Easyjet in Berlin zur führenden Fluggesellschaft wird. Und das ist für die Flughafengesellschaft auch ein sehr wichtiger Tag."
    Der Flughafenchef begrüßt, dass es nun wieder mehr Wettbewerb im innerdeutschen und auch europäischen Flugverkehr geben wird. Nach der Air Berlin Pleite wurden gestiegene Preise der Lufthansa-Gruppe kritisiert, die auf vielen Flugstrecken von und nach Berlin vorübergehend alleiniger Anbieter war. Sie gilt durch die Übernahme größerer Unternehmensteile als Gewinner der Pleite von Air Berlin. Auch das Bundeskartellamt kündigte an, die Preisgestaltung des Marktführers überprüfen zu wollen. Lufthansa weist die Vorwürfe vehement zurück. Viele Marktbeobachter sehen dennoch Zusammenhänge - beispielsweise Cord Schellenberg, Luftverkehrsexperte aus Hamburg - weshalb das Engagement von Easyjet am Standort Berlin so wichtig sei.
    Preise bei Lufthansa und Eurowings sinken bereits
    "Die Befürchtung war, dass der Inlandsmarkt möglicherweise komplett in den Händen der Lufthansa-Gruppe liegt. Und man damit monopolistisch arbeiten könnte. Easyjet hat mit der Entscheidung für Berlin und für innerdeutsche Flüge nun ganz klar für Wettbewerb gesorgt. Und überraschenderweise - das sage ich jetzt ironisch - sinken auch die Preise bei Lufthansa und Eurowings parallel."
    Easyjet ist seit 2004 lediglich am Berliner Flughafen Schönefeld aktiv, nun also auch Tegel, der größere der beiden Hauptstadt-Airports. Thomas Haagensen, der Deutschlandchef des britischen Unternehmens:
    "Insgesamt befördert Easyjet mehr als 81 Millionen Passagiere pro Jahr. Das Wachstum am Flughafen Tegel miteinberechnet werden wir in einem Jahr mehr als 18 Millionen Passagiere von und nach Deutschland befördern. Konkret: Eine von fünf Passagieren bei Easyjet fliegt dann durch Deutschland."
    Im innerdeutschen Flugverkehr sind in die Passagierzahlen in den vergangenen Jahren weniger stark gewachsen als bei den internationalen Verbindungen. Ein aufkommender Wettbewerb könnte dies ändern. Denn neben Easyjet wollen auch weitere Fluggesellschaften ihr Engagement in Berlin und darüber hinaus verstärken. Beispielsweise Ryanair: Die irische Billig-Airline hat signalisiert, dass sie ein knappes Drittel der ehemaligen Air Berlin-Kapazitäten übernehmen möchte, auch die Fluggesellschaften Germania und Condor haben Expansionspläne.