Donnerstag, 25. April 2024

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Ebola-Epidemie in Westafrika
"Das Entscheidende ist, die Bevölkerung auf seine Seite zu bekommen"

Der Ebola-Epidemie in Westafrika sind nach WHO-Angaben bereits 729 Menschen zum Opfer gefallen. Für den Hamburger Tropenmediziner Stephan Günther müssen beim Kampf gegen das Virus alle Optionen auf den Tisch - auch der Einsatz noch nicht zugelassener Impfstoffe.

Stephan Günther im Gespräch mit Lennart Pyritz | 01.08.2014
    Flughunde sind nach Expertenansicht die wahrscheinlichsten Überträger des Virus auf die Menschen in Westafrika. In einer aktuellen Studie in PLoS Neglected Tropical Diseases sind die Arten, die in Zentralafrika die Krankheit übertragen auch in Westafrika heimisch. Affen dagegen, die zweiten Überträger, gibt es dagegen nicht.
    Dass sich die Virusinfektion so dramatisch ausbreiten kann, hängt dagegen nach Ansicht von Professor Stephan Günther, Leiter der Abteilung Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, mit sozialen und ökonomischen Faktoren in den betroffenen Staaten zusammen. Armut, Misstrauen gegenüber staatlichen Behörden und damit auch Helfern aus dem Ausland und nicht zuletzt religiöse Vorstellungen spielen offenbar eine Rolle. Entscheidend sei, dass man es bislang nicht geschafft habe, die Bevölkerung auf die Seite zu bekommen, so Günther.
    100-Millionen-Dollar-Programm verabschiedet
    Um den Ausbruch einzudämmen haben WHO und die betroffenen Staaten jetzt einen Aktionsplan verabschiedet, für den 100 Millionen Dollar bereitstehen. Neben einer sozialen Mobilisierung sieht Stephan Günther als entscheidend an, genügend medizinisches Personal bereitzustellen. Auch die diagnostischen Kapazitäten müssten erhöht werden, damit Infektionen schnell erkannt werden können. Mehrere Labore sollen jetzt ins Krisengebiet verlegt werden. Daneben trat Günther dafür ein, alle Optionen, einschließlich der Anwendung noch nicht ausreichend getesteter Impfstoffe, zu diskutieren.
    Dass Deutschland für die Behandlung von infizierten Helfern bereitsteht, sieht Günther als Signal der Solidarität an. Der erste Patient starb allerdings, bevor er ans Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verlegt werden konnte. Grundsätzlich, so Günther, könnten sowohl die Praktiker in den Krankenhäusern als auch die Virologen auf diese Art viel über die Krankheiten lernen. Häufig seien es die einzigen Daten, die über die jeweilige Infektionskrankheit zur Verfügung stünden.
    Das gesamte Gespräch mit Professor Stephan Günther vom Bernhard-Nocht-Institut können Sie für mindestens fünf Monate nachhören.