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Ebola-Virus
Eine Isolierstation für hochinfektiöse Patienten

Die Ebola-Epidemie in Westafrika greift immer weiter um sich. Wann sie abklingt, weiß niemand. Was aber passiert, wenn sich jemand in Afrika mit dem Ebola-Virus infiziert und anschließend zurück nach Deutschland fliegt? Wichtig ist, den Patienten sofort zu isolieren. Ein Blick hinter die Kulissen.

Von Mirko Smiljanic | 15.07.2014
    Dieses Szenario wünscht sich niemand, denkbar ist es aber allemal: Beim Flug von Monrovia, der Hauptstadt Liberias, nach Köln, klagt ein Tourist über hohes Fieber und Blutungen der Mundschleimhaut – Symptome, die auf eine Ebola-Infektion hinweisen! Sofort informieren die Piloten den Tower in Köln/Bonn, die Fluglotsen wiederum alarmieren die Feuerwehr und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg – ein Verfahren, das der Gesetzgeber so vorschreibt. Nach der Landung ziehen Flugzeugschlepper die Maschine zunächst an einen entlegenen Ort des Airports.
    "Dann wird ein Arzt des Gesundheitsamtes oder ein Notarzt in Schutzkleidung das Flugzeug betreten und den Patienten untersuchen und entscheiden, was weiter zu erfolgen hat," erklärt Michael Krakau, Oberarzt am Kölner Krankenhaus Holweide und Leiter der Isolierstation für hochinfektiöse Patienten. Eben der Station, in die der Patient gebracht wird, sollte der Notarzt keine Entwarnung geben. Ist dies der Fall, transportiert ein Infektionsrettungswagen den Patienten in die Klinik, wo ihn Ärzte und Schwestern in hochsicherer Schutzkleidung empfangen.
    An alles gedacht
    "Das ist zunächst einmal ein Ganzkörperanzug, das sind Masken, die besonders luftundurchlässig sind, deswegen auch unangenehm zu tragen sind, das sind Visiere, doppelte Handschuhe und bei Patientenkontakt zusätzlich noch mal ein flüssigkeitsdichter Kittel."
    "Unangenehm" sei das richtige Wort, bestätigt Schwester Renate Kaiser, länger als 90 Minuten halte man es darin nicht aus.
    "Man kriegt kaum Luft durch diese Spezialmaske, hat eine eingeschränkte Sicht, man hört auch deutlich schlechter, wenn man komplett angezogen ist, aber es muss funktionieren, es ist zum Eigenschutz."
    Zum Eigenschutz – und zum Schutz der gesamten Klinik – dienen auch die Umbauten der Isolierstation. Sie ist so eingerichtet, "dass jedes einzelne Zimmer von außen zugänglich ist, der Rettungswagen wird von außen an das Zimmer ranfahren und der Patient wird unmittelbar aus dem Rettungswagen in sein Zimmer gebracht."
    Auf den ersten Blick sind es ganz normale Krankenzimmer mit einem Bett und Wandschränken, es gibt einen Fernseher und ein geräumiges Bad. Auf den zweiten Blick ist aber alles anders. Es beginnt damit, "dass jedes Zimmer eine Schleuse hat, also zwei Türen, sodass man sich ein- und ausschleusen kann. Das heißt, erste Tür auf, eintreten, Tür zumachen, zweite Tür auf, eintreten, wieder zumachen.
    Zusätzlich erzeugt eine Klimaanlage in den Zimmern der Isolierstation permanenten Unterdruck: Wird die Tür geöffnet, strömt Luft von außen nach innen, nicht aber mit Krankheitserregern kontaminiert Luft aus dem Zimmer heraus in den Flur.
    "Das dritte, was wir haben, ist die technische Möglichkeit, die Abwässer dieser Station in einen Tank, der sich unterhalb des Krankenhauses befindet, aufzufangen, das Wasser und Exkremente können dann von der Feuerwehr als Sondermüll entsorgt werden, sodass da keine Umweltgefährdung von der Station ausgeht."
    Archivaufnahmen von Ebola-Viren
    Archivaufnahmen von Ebola-Viren (dapd / Markus Beck)
    Eine Heilung vom Ebola-Fieber ist nicht möglich
    Ob der Patient in Köln oder in einer anderen Klinik behandelt wird, entscheidet das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Viel hänge davon ab, sagt Michael Krakau, ob der Patient transportfähig sei. Heilung sei beim Ebola-Fieber nicht möglich, die Therapie beschränke sich darauf, die körpereigene Abwehr zu stärken.
    Und was passiert mit den mehr als 200 Mitreisenden, die sich während des Fluges von Monrovia nach Köln mit dem Ebola-Virus infiziert haben könnten? Sie werden an Ort und Stelle dekontaminiert.
    "Dazu wird eine Dekontaminierungseinheit von der Feuerwehr aufgebaut und jeder einzelne wird entkleidet und mit einem speziellen Desinfektionsmittel behandelt, 0,5-prozentige Peressigsäure."
    Und was geschieht mit der Kleidung der Reisenden?
    "Die Kleidung muss man dann wegschmeißen!"