Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll

Viel mehr als Salonmusik

Der norwegische Komponist Edvard Grieg (1843-1907)
Das Klavierkonzert in a-Moll gehört zu den populärsten Stücken des norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843-1907). © dpa / picture alliance / Fine Art Images
Von Wolfgang Schreiber · 03.04.2019
Vor 150 Jahren wurde das Klavierkonzert a-Moll von Edvard Grieg in Kopenhagen uraufgeführt. Das Konzertstück machte den noch jungen Komponisten berühmt - auch wenn Kritiker ihn als "Kleinmeister" abkanzelten. Grieg hatte ein deutsches Vorbild.
Klavierkonzerte sind die Schlachtrösser des Virtuosen. Die Solistin oder der Solist gerät in einen Disput gegen und mit einem Orchester. Damit triumphierten schon Mozart und Beethoven, Brahms und Rachmaninow. Ein sonderbarer Fall ist das Klavierkonzert von Edvard Grieg, das der norwegische Pianist Edmund Neupert am 3. April 1869 in Kopenhagen aus der Taufe hob. Norwegens wichtigster Komponist war gerade 25 Jahre alt, als er mit diesem Stück seinen Weltruhm begründete.
Edvard Grieg folgte mit seinem einzigen Klavierkonzert ungeniert einem großen Vorbild - dem Klavierkonzert Robert Schumanns in derselben Tonart a-Moll. Die jäh herabstürzenden Akkordkaskaden des feurigen Einstiegs bei Schumann mussten auf den jungen Edvard Grieg geradezu verführerisch wirken.

Einflüsse der deutschen Romantik

Robert Schumann, das große Vorbild für Edvard Grieg. Dieser wurde im Juni 1843 im norwegischen Bergen geboren und hatte nach einer harten Schulzeit das Glück, seine Musikstudien am Konservatorium in Leipzig absolvieren zu können. Dort tauchte er ein in die Atmosphäre der deutschen Romantik Schumanns und Mendelssohn-Bartholdys, ohne seine norwegisch-romantische Identität zu verlieren, das skandinavische Künstlertum und Klangidiom. Statt Symphonien sind populär geblieben die Chöre und Lieder, seine Musik zu Ibsens Peer Gynt, die Holbergsuite und eben das Klavierkonzert - dazu Griegs charakteristische "Lyrische Stücke für Klavier".
Strenge Kritiker haben der Musik Edvard Griegs den "Kunstcharakter" abgesprochen. Er wurde manchmal als eine Art Kleinmeister oder sogar als Salonmusiker abgekanzelt. Der russische Komponist Peter Tschaikowsky aber, der große Gefühlsmusiker, hat die Kraft und die Volkstümlichkeit seines norwegischen Kollegen erkannt.
"Mag Grieg viel weniger Meisterschaft besitzen als Brahms, mag er weniger hochfliegende Pläne verfolgen und auch keinen Anspruch auf abgründige Tiefsinnigkeit erheben, so ist er uns doch verständlicher und innerlich verwandter, denn er ist - zutiefst menschlich."

Tschaikowsky schwärmte von "pikanten Modulationen"

Tschaikowsky hat die Frische und die Einfachheit der Empfindungswelt des Norwegers Grieg genau gespürt.
"Wieviel Leidenschaft und Wärme strahlt seine kantable Musik aus, wie lebendig sprudeln seine Harmonien, wie originell sind seine scharfsinnigen, pikanten Modulationen. Bei alldem ist er immer einfach und natürlich, er erhebt nicht den Anspruch, mit seiner Musik etwas noch nie dagewesenes Tiefgründiges und Neues zu bieten."
Das jugendlich stürmische Klavierkonzert in a-Moll gehört zu Edvard Griegs populärsten Stücken. Grieg hat es selbst öfters gespielt, viele Pianisten glänzen heute damit. Spätestens im letzten Satz wird der Einfluss des großen Zeitgenossen Liszt vernehmbar, im finalen Kampf des Virtuosen mit dem Orchesterkollektiv.
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