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Edvard Griegs Klavierkonzert in frühen Einspielungen
Selbstständiger Zwilling

Die Tonträgerindustrie hat aus den beiden Klavierkonzerten von Robert Schumann und Edward Grieg oft so etwas wie siamesische Zwillinge gemacht: Ein Zusammenschluss, für den es durchaus gute Gründe gibt, zumal Grieg sich von Schumanns Klavierkonzert beeinflussen ließ.

Von Christoph Vratz | 03.03.2016
    Arthur Rubinstein, amerikanischer Pianist polnischer Herkunft (Archivfoto vom Oktober 1973
    Bedeutender Interpret von Griegs Konzert: Arthur Rubinstein (picture-alliance / dpa / Roland Witschel)
    Trotzdem steht dessen Konzert für sich, es lebt von einer ganz eigenen, nordisch geprägten Sprache und wurde auf Anhieb ein Welterfolg. 1868 hatte Grieg die Partitur im Alter von nur 25 Jahren ausgearbeitet. Ein Jahr später, am 3. April 1869, wurde das Konzert mit großem Erfolg uraufgeführt und begründete seinen Ruhm als Komponist. Von daher ist es kaum begreiflich, dass Grieg trotz dieses Erfolges kein weiteres Klavierkonzert geschrieben hat. Arthur Rubinstein, einer der namhaftesten Pianisten, setzte sich ein Leben lang für dieses Werk ein. In jungen Jahren schätzte er das Konzert nur wenig und nannte es sogar "billiges Zeug". Doch er spielte es bis ins hohe Alter immer wieder. Insgesamt fällt auf, dass die Einspielungen aus den 40er-Jahren ein anderes Grieg-Bild zeichnen, als die meisten später entstandenen Aufnahmen. Der virtuose, nicht der lyrische Aspekt stand damals eindeutig im Vordergrund.