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Edward Snowden
Drei weitere Jahre in Russland

Vor genau einer Woche lief Edward Snowdens Asyl in Russland aus. Doch wie zu erwarten, darf der Mann, der die Massenüberwachung des Internets durch den US-Geheimdienst NSA enthüllte, länger bleiben - er erhält sogar einen neuen Status und mehr Rechte.

Von Gesine Dornblüth | 07.08.2014
    Snowden-Plakate in Köln, 2014
    Edward Snowden darf drei weitere Jahre in Russland bleiben. (picture-alliance / dpa / Henning Kaiser)
    Edward Snowden darf weitere drei Jahre in Russland bleiben. Wie sein Anwalt Anatolij Kutscherena heute in Moskau mitteilte, hat Snowden jetzt einen neuen Status: kein politisches Asyl, sondern eine Aufenthaltsgenehmigung.
    "Er kann sich damit frei bewegen und auch ins Ausland reisen, allerdings nicht länger als für drei Monate."
    Snowden darf freie Entscheidungen treffen
    Snowden habe aber noch nicht entschieden, ob und wohin er reisen wolle.
    "Es gab ziemlich viele Forderungen von den USA, Edward Snowden auszuliefern. Aber die Position Russlands, die Position des Präsidenten unseres Landes ist bekannt: Wir erfüllen eine humanitäre Mission."
    Über Snowdens Leben in Russland ist relativ wenig bekannt. Sein Anwalt verriet heute, Snowden lerne weiterhin russisch. Er habe Arbeit, lebe bescheiden von seinem Lohn und von Geldern einer Stiftung.
    "Alle Entscheidungen über seinen Aufenthaltsort, über Reisen innerhalb Russlands, trifft Edward selbst. Er bewegt sich relativ frei, er geht einkaufen, besucht Museen und Theater. Aber er muss auch an seine Sicherheit denken."
    Kritik an TV-Auftritt mit Putin
    Snowden werde von einem privaten Sicherheitsdienst beschützt. Die Rolle des 31-Jährigen in Russland ist umstritten. Kritiker werfen ihm vor, er lasse sich von Präsident Putin instrumentalisieren. Anlass bot ein Auftritt Snowdens in Putins Fernsehsprechstunde vor einigen Monaten.
    Per Videoschaltung fragte er den russischen Präsidenten, ob Russland die Kommunikation von Millionen von Menschen abfange, speichere oder analysiere? Daraufhin Putin: Sie seien doch beide ehemalige Agenten und könnten unter Profis reden. Natürlich gäbe es diese Massenüberwachung in Russland nicht. Das verbiete das Gesetz, sagte Putin. In Wirklichkeit hat der russische Geheimdienst aber längst umfassenden Zugriff auf Internet- und Telefonverbindungen.
    Auch aufgrund dieses Wortwechsels hält sich in Russland die Meinung, Snowden arbeite mittlerweile mit dem russischen Geheimdienst zusammen. Sein Anwalt Kutscherena antwortete heute auf die entsprechende Frage eines Journalisten:
    "Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, deshalb lebe ich zuhause bei meiner Familie und bin nicht ständig bei Edward. Wenn er wegen solcher Kontakte beunruhigt wäre, hätte er mich sicher um Rat gefragt. Er arbeitet im Rahmen seines Berufes: im IT-Bereich."