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EEG-Umlage
Denkfabrik erwartet sinkende Strompreise

Auch nach der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes von Wirtschaftsminister Gabriel ist die Zahl der von der Umlage befreiten Unternehmen gestiegen. Die Hauptlast der Energiewende tragen also Verbraucher und kleinere Unternehmen. Wie sich die Umlage in den nächsten Jahren entwickeln wird, hat sich jetzt die Denkfabrik Agora angeschaut.

Von Anja Nehls | 06.05.2015
    Der Propeller eines Windrades wird am 31.03.2014 nahe Visselhövede (Niedersachsen) montiert.
    Wie entwickelt sich der Strompreis durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien? (picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Momentan beträgt die EEG-Umlage 6,17 Cent pro Kilowattstunde - etwas weniger im Vergleich zum Vorjahr. Und so wird es langfristig auch weitergehen, schätzt das Institut Agora Energiewende. Die EEG-Umlage wird zwar die nächsten acht Jahre leicht ansteigen, aber dann kontinuierlich absinken. Der Agora-Energieexperte Patrick Graichen schätzt, dass wir 2035 einen niedrigeren Strompreis haben als heute.
    "Weil die Anfangsinvestitionen der Energiewende, die wir seit 2000 geleistet haben, sich dann auszahlen."
    Und dass, obwohl der Ökostrom an den Strombörsen billiger wird, weil ja das Angebot steigt. Wenn der Börsenstrompreis sinkt, würde nun aber normalerweise die EEG-Umlage steigen und das ganze schöne Szenario wäre hinfällig, sagen Kritiker. Patrick Graichen ist aber dennoch optimistisch:
    "Also wir haben im Moment an der Börse Tiefstpreise, darunter leiden ja auch alle Kraftwerke im Moment. Auf Dauer kann es bei diesem Preisniveau nicht bleiben, sonst gehen uns die ganzen Kraftwerke hier pleite. Aber die EEG-Umlage sinkt dann wenn der Börsenhandelspreis steigt, insofern ist die Summe aus EEG-Umlage und Börsenstrompreis interessanterweise in allen Szenarien relativ konstant. Insofern, die gute Nachricht lautet: Unabhängig davon, welches Szenario kommen wird, der Strompreis steigt jetzt nicht mehr groß an."
    Die Reform des EEG sorgt für Diskussionen.
    Die Zahl der von der Umlage ausgenommenen Unternehmen ist weiter gestiegen. (dpa / picture-alliance / Julian Stratenschulte)
    Eine große Rolle spielen bei der Berechnung des Strompreises für die Endverbraucher, die Privilegien, die den großen Industrieunternehmen eingeräumt werden. Gerade jetzt ist die Zahl der Unternehmen, die von der Umlage befreit oder teilbefreit sind, sogar noch gestiegen. Das geht zu Lasten der Verbraucher, meint Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung:
    "Also grundsätzlich macht es schon Sinn, dass man energieintensive Industrien ausnimmt, die wirklich im internationalen Wettbewerb stehen, die sehr hohe Energiekosten haben. Das Problem ist nur, dass man diese Ausnahmen erweitert hat auf ganz viel Unternehmen, die die Kriterien gar nicht erfüllen und deswegen wird es so ungerecht."
    2012 waren es noch 753 Unternehmen, die befreit waren, inzwischen sind es 2.180, die meisten Unternehmen aus dem Bereich der chemischen Industrie und der Bahn.
    Abhängig ist die EEG-Umlage auch von dem Tempo, mit dem der Ausbau der erneuerbaren Energien, also hauptsächlich Wind und Sonnenenergiegewinnung vorankommt. Und da gibt es zur Zeit doch erhebliche Unsicherheiten, sagt Claudia Kemfert:
    "Die Vergütungssätze sind gesunken, dann gab es immer wieder Vorbehalte, dass vielleicht noch mehr Einschnitte kommen und deswegen haben sich die Investitionen auch teilweise verzögert. Bei der Windenergie gab es einen Nachholeffekt, aber bei der Solarenergie gab es einen kompletten Einbruch. Und diese beiden Komponenten führen eben dazu, dass man jetzt nicht so einen starken Zubau sieht von erneuerbaren Energien insgesamt und deshalb auch die EEG-Umlage nicht weiter steigt und sogar sinken kann."
    All diese verschiedenen Komponenten, von denen die Entwicklung des Strompreises abhängig ist, kann man jetzt in den von Institut Agora Energiewendeaktualisierten EEG-Rechner eingeben, um verschiedenen Szenarien für die nächsten 20 Jahre vorhersagen zu können, erklärt Patrick Graichen:
    "Es ist gedacht für alle diejenigen, die Entscheidungen in der Politik treffen oder vorbereiten. Es geht um die Mitarbeiter in den Ministerien, die Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten, aber auch alle, die sich dafür interessieren, wie man das EEG weiterentwickeln will."
    Die Endverbraucher können damit zwar ein bisschen herumspielen. Direkt Einfluss nehmen können sie dann allerdings nur über die Auswahl und gegebenenfalls einen Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter nehmen.