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Ehemalige Ethikrat-Vorsitzende
"Wissen um die Herkunft ist ein wesentlicher Beitrag zur Identitätsbildung"

Die Medizinethikerin und ehemalige Vorsitzende des Ehtikrats, Christiane Woopen, mahnt einen leichten Zugang zu Informationen über die eigene Herkunft an. Derzeit sei die gesetzliche Grundlage gar nicht zufriedenstellend, sagte sie im Deutschlandfunk. Es müsse ein zentrales Register geben.

Christiane Woopen im Gespräch mit Michael Köhler | 16.05.2016
    Prof. Dr. med. Christiane Woopen, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats.
    Christiane Woopen, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. (Imago / Reiner Zensen)
    Der Deutsche Ethikrat habe oft die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen aus unklaren Verhältnissen die Frage, woher sie kommen, sehr belaste. "Ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass die gesetzlichen Regelungen so getroffen werden, dass das Kind niedrigschwellig ab einem bestimmten Alter ohne Genehmigung der Eltern, ohne irgendeinen Begründungsbedarf, Zugang hat zu den Informationen, die es haben möchte über seine Herkunft", sagte Woopen.
    Sie schlug ein zentrales Register mit Samen- und Embryonenspendern vor. Aus genetischer, biologischer und sozialer Hinsicht seien mittlerweisle bis zu sechs Elternteile möglich. Darauf müsse das Recht reagieren.
    Woopen forderte auch andere Regelungen beim Thema Sterbehilfe. Viel besorgniserregender als einzelne Fälle von Sterbehilfe sei es, dass Hundertausend Menschen jährlich versuchten, Suizid zu begehen. "Wir brauchen eine umfassendes Suizid-Präventionsgesetz und nicht für die wenigen, die Beihilfe zum Suizid haben möchten und für die wenigen, die das dann vielleicht regelmäßig bereit sind zu leisten, so ein Super-Spezialgesetz."
    Die Kölner Medizinethikerin und Philosophin Christiane Woopen war in den vergangenen vier Jahren Vorsitzende des Deutschen Ethikrats und hat ihm insgesamt 15 Jahre lang angehört. Im Gespräch mit Michael Köhler blickt sie auf die wichtigsten ethischen Fragen der abgelaufenen Amtsperiode und bilanziert die Arbeit des Ethikrats.
    Das Gespräch können Sie sechs Monate nach der Sendung als Audio-On-Demand nachhören.