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Ehepaar Putin lässt sich scheiden

Das Eheleben von Politikern wird in Russland als Privatsache betrachtet. Umso erstaunlicher war die Nachricht, dass Wladimir Putin und seine Frau Ljudmila in einem Fernsehinterview ihre Trennung bekanntgaben.

Von Gesine Dornblüth | 07.06.2013
    Die Nachricht von Ljudmila und Wladimir Putins Trennung war erwartbar und traf die russische Öffentlichkeit dennoch wie ein Blitz aus heiterem Himmel, schreibt das Boulevardblatt "Moskowskij Komsomolez". Denn das Paar war zwar seit mehr als einem Jahr nicht mehr gemeinsam in der Öffentlichkeit aufgetreten; zugleich aber hat Wladimir Putin so gut wie nie Privates preisgegeben. Gestern Abend nun besuchten die beiden unerwartet gemeinsam ein Ballett im Kremlpalast und gaben dem Staatsfernsehen in der Pause in Interview. Ja, die Gerüchte über eine Trennung stimmten, so Putin.

    "All meine Tätigkeit ist mit vollständiger Öffentlichkeit verbunden. Einigen Leuten liegt das, anderen nicht. Es ist eine gemeinsame Entscheidung."

    "Unsere Ehe ist zu Ende, weil wir uns praktisch nicht sehen. Vladimir Vladimirowitsch konzentriert sich voll auf die Arbeit, unsere Kinder sind erwachsen, jeder lebt sein Leben. Und ich mag die Öffentlichkeit wirklich nicht."

    Der Präsident nutzte die Gelegenheit dann noch, um das Gerücht, seine zwei Töchter lebten – ganz unpatriotisch - im Ausland, auszuräumen. Sie hätten auch ihre Ausbildung in Russland erhalten. Alle verstünden sich gut. Die Scheidung ist offenbar noch nicht vollzogen. Kremlnahe Beobachter meinen, die Trennung werde sich nicht wesentlich auf Putins Umfragewerte auswirken. In Russland wird mehr als die Hälfte der Ehen geschieden.

    Und tatsächlich loben heute sogar Putinkritiker im Internet, der Präsident sei wenigstens ehrlich gewesen. Der Politologe Vladimir Slatinow sagte russischen Medien zudem, der gestrige Auftritt bestätige einmal mehr das Bild eines Präsidenten, der für das Land arbeite, an das Land denke und mit dem Land verheiratet sei. Putin trifft heute die Regierung. Es geht um die jüngst erarbeiteten Fünfjahrespläne für die Behörden.