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Ein Bett, eine Moderatorin und zwei Prominente

Die Autorin und Kolumnisten Susanne Frömel alias Paula Lambert lädt in eine TV-Sendung ein. Zu Gast sind zwei unterschiedliche Prominente, die in ihrer Talkshow der etwas anderen Art zum Thema Sex auspacken sollen. Die neue Sextalksendung auf ZDFkultur heißt "Im Bett mit Paula".

Von Achim Hahn | 09.07.2012
    "Halloo!"
    "Ich komme!"

    Mann, das klingt verrucht, und irgendwie nach Madonna. Soll’s ja auch. Gleich zwei Schlüsselreize auf einmal. Und dann noch diese Paula Lambert, eben eine "Frau mit Penetrationshintergrund". Drapiert im schwarzen Kleid auf schneeweißem Bettzeug.

    "Schöne Bettwäsche auch!"
    "Ja. Nimmst Du weiß oder farbig?"

    Paula Lambert sei eine Sexpertin, heißt es. So jemand wie Erika Berger 2.0. Wobei die ja meist nur telefoniert hat. Paula dagegen geht auf Tuchfühlung.

    "Möchtest Du unter meine Decke?"
    "Ich zieh erst mal meine Schuhe aus."

    30 Minuten Talk über Sex mit Männern ihrer Wahl. Zur Premiere am Sonntag: der Arthouse-Porno-Regisseur und Darsteller R.P. Kahl und der Ex-Viva Moderator Nilz Bokelberg. Wobei letzter mit seiner roten Strickmütze später in manchen Einstellungen wirkt, wie einer der Zwerge neben Schneewittchen.

    "Und als sie dann plötzlich nackt vor mir lag, da war ich schon – oh – da war ich schon fast fertig. Und dann hab ich’s gerade noch geschafft, äh."
    "Ihn reinzustecken."
    "Rein-zu- ... dann war aber Feierabend."

    Zwei völlig unterschiedliche Typen, aber weichgespült. Keine Machofiguren, sondern reflektierende Sexpraktiker, die – wie Paula - keine Scheu davor haben, die Dinge, die man dazu braucht, bei ihren diversen Namen zu nennen.

    "Ich mein, es gibt die schönsten Männer, die den hässlichsten Pimmel der Welt haben."

    Klar, sie reden erstaunlich offen und cool: über ihre Abneigungen und Vorlieben, Techniken und Verführungsrituale, über Pannen, Pleiten und Erfolgsstrategien oder auch über Krampfzustände im Hodenbereich; - und Paula nimmt sich da gar nicht aus.

    "Ich finde Sand in der Vagina relativ scheiße."

    Paula stellt ihre sex-investigativen Fragen auf Augenhöhe, lässt die Wimpern klimpern, bleibt betont kühl, erzählt immer auch von sich und riecht auch schon mal an ihrem Gesprächspartner. Aber alles bleibt hübsch züchtig und angezogen, sie auch.

    "Hast Du schon mal Viagra genommen?"
    "Ne, aber Pistazien."

    R.P. scheint sie sogar wirklich zu interessieren. Zumindest erfährt sie von ihm einiges über die Kunst pornografische Kunst zu machen.

    "Was ist der künstlerische Sinn von Dir in einer Frau steckend?"

    Während Nilz dazu nur profan bekennt:

    "Ich kuck Pornos zweckgebunden."
    "Ach so, nicht einfach so!"

    Das Seltsamste an diesen Sex-Talks aber ist der Schnitt der Interviews, der alles miteinander verschränkt, aber manche Antworten regelrecht abschneidet; die ästhetische Reichweite auf Kopfkissenlänge beschränkt. So ist "Im Bett mit Paula" nichts weiter als eine Sendung über das Paarungsverhalten etwas prominenterer Zeitgenossen mit programmatischen Verkehrsmeldungen. Aber wen interessiert’s? Oder anders gesagt: Wen’s interessiert.

    "Ich zieh jetzt meinen Fuß wieder raus, es war sehr schön warm."
    "Ah".
    "Ich danke dir sehr für’s 'Kommen', aber der nächste kommt."
    "Ach das war’s schon?"
    "Ja, ich schmeiß dich raus. Der nächste kommt."
    "Ich hab mir soviel Mühe gegeben."
    "Manchmal reicht es auch nicht."
    "Und wie macht man das, dass man als Zuschauer dazwischen kommt, zwischen die beiden?"