Dienstag, 19. März 2024

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Ein goldenes Musikjahrzehnt wird 50
Der Sound der 70er

Punk, Reggae, Disco, Hip Hop - in den 70er Jahren entwickelten sich Stile, die bis heute die Popkultur prägen, zeigt Musikjournalist Ernst Hofacker in seinem neuen Buch. Dennoch habe dieses Jahrzehnt lange als uncool gegolten, sagte Hofacker im Dlf: "Das begann erst mit der Retrokultur der 90er".

Ernst Hofacker im Corsogespräch mit Fabian Elsäßer | 22.02.2020
Karen Lynn Gorney und John Travolta in einer Szene aus "Saturday Night Fever", beide tanzen in einer Disco, John Travolta reckt den rechten Arm in die Höhe und biegt die Hüfte durch.
Gehört zur popkulturellen DNA der 70er Jahre: der Tanzfilm "Saturday Night Fever" mit Karen Lynn Gorney und John Travolta - und natürlich der Soundtrack dazu. (Imago)
In den 90er Jahren arbeitete Hofacker noch beim Magazin "Musikexpress". Damals sei ihm aufgefallen, dass in der Redaktion auf einmal anders über die 70er Jahre gesprochen wurde, nämlich positiv. "In den 80er Jahren waren die 70er in erster Linie Vergangenheit und kein Thema", erinnert sich der Buchautor im Corsogespräch.
Ein Jahrzehnt mit wichtigen neuen Genres
Inzwischen sei klar, wie einflussreich die Musik der 70er Jahre bis heute ist. Insbesondere die elektronische Musik, Disco und natürlich der Hip-Hop, der ja auch in diesem Jahrzehnt entstand, seien inzwischen im Mainstream der Gegenwart fest verankert. Welche neue Genre das wichtigste war, darauf möchte sich Hofacker allerdings nicht festlegen lassen.
Die 70er Jahre sind aus seiner Sicht zwar eindeutig ein Jahrzehnt großer Alben wie "Hotel Californa" von den Eagles oder Pink Floyds "Dark side of the moon". Der Glamrock und vor allem die Disco-Musik seien aber stärker von Hit-Singles geprägt gewesen: "Fly Robin Fly" etwa von der deutschen Band Silver Convention, das sogar ein Nummer Eins-Hit in den USA war und das zeige, dass deutsche Produktionen damals durchaus international wahrgenommen wurden.
Preisrevolution im Plattenladen
Außerdem waren die 70er nach Einschätzung Hofackers ein Jahrzehnt der Professionalisierung und der kommerziellen Blüte für die Musikindustrie. In Deutschland habe das auch an der Aufhebung der Preisbindung für Schallplatten gelegen, wodurch die Verkäufe stark stiegen und auch in der Provinz viele neue Plattenläden entstanden. "Ich kann mich gut erinnern, was das für eine Wohltat war, denn von meinem wenigen Geld, das ich als 15-Jähriger zur Verfügung hatte, konnte ich mir da schon mal zwei Alben kaufen, anstatt mir eines mühsam vom Mund abzusparen".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.