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Ein Iglu für das All

Raumfahrt. - Seit einigen Jahren steuern italienische Raumfahrtunternehmen nicht nur Technologie zu internationalen Raumfahrtprojekten bei, immer mehr konzentrieren sie sich auch auf ästhetische Aspekte, um die Lebensqualität der Astronauten zu verbessern. Bald soll die internationale Raumfahrtstation ISS von italienischem Design profitieren. Eine Kuppel aus Glas und Stahl ermöglicht gute Sicht ins All und auf die Außenwände. Gemütlich soll er auch noch sein, der Iglu aus Florenz.

Von Thomas Migge | 25.05.2005
    Sicherlich wird sie der angenehmste Ort der internationalen Raumstation werden, Ein Ort des Ausruhens, wo die Astronauten es sich in Sitzen bequem machen können, von denen aus der Blick ins All geht. Durch große und breite Fenster, die eine Panoramaaussicht freigeben, von der Raumfahrer angesichts der kleinen Sichtluken ihrer Stationen bisher nur träumen konnten, meint Ingenieur Maurizio Tucci von dem italienischen Weltraumunternehmen Alenia, das den Iglu entwickelte und baute:
    "Zunächst einmal musste unser Iglu, wie wir unsere Erfindung nennen, funktionstüchtig sein, klar, aber wir wollen den Astronauten auch einen Ort bieten, in dem sie den Zauber des Alls genießen können. Auch deshalb die vielen Fenster unseres kugelförmigen Zusatzes zur internationalen Raumstation. Das ist eine echte Neuheit."
    Vor allem angesichts von immer moderneren Raumstationen, in denen die Astronauten immer weniger darauf angewiesen sind - dank computergesteuerter Kamerasysteme, die das Draußen erfassen - direkt aus dem Fenster zu schauen. Der Iglu der Alenia, auch "Cupola", Kuppel, genannt, ist zwei Meter breit und rund 1,8 Meter hoch. Er soll 2009 an der bereits die Erde umkreisenden Raumstation angebracht werden. Insgesamt sechs rechteckige Seiten- und ein rundes Deckenfenster bieten einen 360-Grad-Rundumblick. Das Glas für diese Fenster besteht aus vier Schichten mit einer Gesamtdicke von zwanzig Zentimetern. Maurizio Tucci:
    "Wir haben natürlich bei diesem Projekt daran denken müssen, dass so eine Kuppel, deren Wände aus Stahl sind, Gefahren ausgesetzt ist, die durch kleinere Meteoriten entstehen können. Stahl ist wesentlich härter als das dickste Glas, das durch herumfliegende Gesteinsbrocken splittern kann. Aus diesem Grund entwickelten wir Schutzschilder aus Aluminium, die an den Außenseiten des Iglu angebracht sind und die die Fenster schützen sollen. "
    Der Iglu erfüllt verschiedene Zwecke. Zum einen gibt er den Astronauten die Möglichkeit, ihre Kollegen im Blickkontakt zu haben, wenn diese Arbeiten an den Außenwänden der Raumstation durchführen müssen. Zum anderen ist er den Astronauten dabei behilflich, Experimente und Reparaturen besser als bisher auszuführen. Tests mit dem Iglu in den Labors der Alenia in Rom und Turin ergaben, dass Außenbordkameras nicht so präzis wie das menschliche Auge die Arbeiten von computergesteuerten Roboterarmen kontrollieren können. Zunächst hatte die Nasa das Raumfahrtunternehmen Boeing damit beauftragt einen gläsernen Behälter zu entwickeln, der an der Außenwand der in 400 km Höhe fliegenden Raumstation angebracht werden soll. Doch der bei Boeing entwickelt Iglu hielt des Tests der Nasa nicht stand. Anders im Fall der Alenia. Sechs Jahre lang, so Maurizio Tucci, dauerten die Arbeiten an der Entwicklung der Glaskuppel. 21 Millionen Euro wurden investiert:
    " Das Herzstück der Glaskuppel, die Kommandostation, ist zwar klein, aber zwei Astronauten finden bequem darin Platz. Der Computer, mit dem alle Funktionen des Iglu gesteuert werden, ist nicht größer als ein Laptop. Der Computer lenkt auch den Roboterarm, mit dem die Arbeiten an den Außenwänden der Raumstation durchgeführt werden."
    Die Astronauten betreten den Iglu durch eine Schiebetür am Boden der Glaskuppel. Das "transparente Glashaus", wie es von den italienischen Medien genannt wird, kann theoretisch an verschiedenen Stellen der Außenwände der Raumstation befestigt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Iglu transportierbar, das heißt, an den Außenwänden verschiebar wird. Ein Problem, das bis 2009 gelöst sein soll.