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Ein neues Amt für Strombach

Im September scheidet Ulrich Strombach, seit 1998 Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) aus dem Amt. Nach dem Willen des Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa soll der Gummersbacher im Oktober zum Chef der neuen Ethik-Kommission gewählt werden.

Von Erik Eggers | 25.07.2013
    Die Internationale Handball-Föderation (IHF) will auf ihrem Kongress im Oktober in Doha eine Ethik-Kommission in ihre Satzung installieren. Das allein belustigt die Branche. Zählt IHF-Präsident Hassan Moustafa doch zu den zwielichtigsten Gestalten der Sportwelt. Korruptionsskandale pflastern den Weg des Ägypters, der seit 2000 den Welthandball führt und in Katar wiedergewählt werden dürfte.

    Kandidat Moustafas als Chefethiker ist ein Deutscher: Ulrich Strombach, bis September amtierender Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Strombach berichtete dem Präsidium vom Wunsch des Ägypters, ihn zur Wahl vorzuschlagen. Daraufhin wurde der Gummersbacher Rechtsanwalt vom DHB für diesen Posten nominiert.

    Es ist aus mehreren Gründen bemerkenswert, dass Strombach antreten will: Beim letzten Wahlkongress 2009 in Kairo ließ ihn Moustafa bei der Wahl für ein Schiedsgericht mit Pauken und Trompeten durchfallen. Noch wunderlicher ist diese Personalie allerdings vor dem Hintergrund des Skandals um die Vergabe der WM 2005. Damals hatte Strombach, und zwar ohne Kenntnis der DHB-Gremien, dem russischen Mitbewerber 50000 US-Dollar versprochen, falls er auf die Bewerbung verzichtet. Dennoch scheiterte der DHB damals an Tunesien.

    Als die Geschichte 2008 bekannt wurde, hieß eine Schlagzeile "Bestechung auf Pump". Denn der seinerzeit klamme DHB konnte bis Ende nur 10000 Dollar berappen. Nach einem Krisengespräch zwischen dem Weltverband IHF, dem DHB und den Russen nämlich schoss der Weltverband die Restsumme im Dezember 2005 für den DHB vor. Die Verrechnung der 40 000 Dollar sollte mit der Zahlung der IHF für die WM 2007 erfolgen, die inzwischen nach Deutschland vergeben worden war.

    Strombach kennt sich also aus mit Korruption. Ab Oktober nun soll er über moralische Delikte im Welthandball urteilen. Am besten, er beginnt bei Moustafa. Gegen den Ägypter ermittelt immer noch die Hamburger Staatsanwaltschaft. Wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit.